Musikalische Satire in Jugendstilambiente
Die Opernklasse des Instituts für Musik präsentierte die Operette "Der Mikado"
Der fahrende Sänger Nanki-Puh liebt Yum-Yum. Die jedoch soll Ko-Ko den Oberhofhenkersknecht heiraten. Der wiederum muss schnell jemanden hinrichten lassen, um im Amt bleiben zu können. Nanki-Puh stellt sich zur Verfügung mit der Bedingung, vor der Hinrichtung einen Monat mit seiner Geliebten Yum-Yum zusammenleben zu können. Der Handel ist perfekt. Doch da taucht die Hofdame Katisha auf, die das Geheimnis um Nanki-Puh weiss und selbst ein Auge auf ihn geworfen hat. Die Verwirrung ist komplett! Wie es sich für eine richtige Operette gehört! Nur soviel sei noch verraten: Am Schluss wird alles gut, niemand ist hingerichtet und alle sind glücklich - eben wie in einer richtigen Operette.
Für einige Tage war Ende April/Anfang Mai 2002 einer der schönsten Säle Magdeburgs, der Jugendstilsaal im Gebäude Weitlingstraße 1a, aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Studierende des Instituts für Musik, unterstützt vom Philharmonischen Kammerorchester Wernigerode unter Matthias Wegele, hatten ihn geweckt und mit viel Einsatz in den Hof des japanischen Mikado verwandeltet.
Eher zufällig verlegten Wiliam Gilbert (Text) und Arthur Sulivan (Musik) die Handlung ihrer Operette Der Mikado oder Küssen verboten (Uraufführung 1885) an den fernöstlichen Kaiserhof. Die britische Monarchie und ihre Staatsdiener, deren Bestechlichkeit, Eitelkeit und Krichertum waren das eigentliche Ziel der Pointen der beiden musikalischen Kabarettisten, die gleichermaßen zum Auf-die-Schenkel-Klopfen komisch und gefährlich spitz sind, die mit trockenem englischem Humor immer auf den Punkt treffen. Der einst so erfolgreiche Mikado - bereits drei Jahre nach der Premiere wurden neuntausend Aufführungen gezählt - geriet über die Jahre in Vergessenheit, wie die Operette insgesamt als "seichte Muse" immer mehr von den Theaterbühnen verdrängt wurde. Am Musikinstitut jedoch erinnerte man sich und unter Leitung von Prof. Monika Köhler entstand in der Inszenierung von Horst Kupich dieses wunderbare Abendprogramm, getragen von Witz, drolligen Einfällen, sängerischem Können und professionellem Bühnenspiel der Studierenden. Das alles in wundervollen Kostümen im Batik-Look von Kristina Biedermann und mit mancherlei Japan-Accessoires. Auch wenn die Verbindung zu Sudenburg in der deutschen, etwas aufgepepten, Fassung von Bettina Bartz - musikalische Einrichtung von Thomas Walter Heyn - ein wenig aufgesetzt wirkt und der Auftritt der Katisha als Domina gewöhnungsbedürftig war, erlebte das Publikum die jungen Sängerinnen und Sänger ebenso glanzvoll in ihren Soli wie in den die Bühne füllenden Gesamtbildern, in fast schon akrobatischen Einzeldarbietungen und gemeinschaftlichen Tanzszenen. Sie boten ihrem Publikum eben alles, was zu einer richtigen Operetteaufführung gehört, wofür dieses sich ein ums andere Mal mit Szenenapplaus bei den jungen Künstlern bedankte.
Viele Sponsoren und fleißige Helfer hatten dieses studentische Operetten-Projekt in der ehemaligen Stadtbibliothek ermöglicht. Schade nur, dass in das architektonische Kleinod im Herzen der Stadt nun wieder Stille einzieht.