Was ist ein Dies academicus?
Woche der Forschung an der Universität. Der Senat hat sich "überreden" lassen, dazu einen Dies academicus anzusetzen. Hervorragende Idee! Mal sehen, wie die Gelegenheit, über den eigenen wissenschaftlichen Tellerrand zu schauen, genutzt wird. Im Veranstaltungsplan für diesen Nachmittag habe ich mir im Stundenrhythmus Vorträge herausgesucht, bei denen ich mal vorbeischauen will.
13 Uhr, Gebäude 03, Besucher 0 - der Vortrag fällt aus. Na, das war ja kein toller Start. 14 Uhr, 2. Versuch, Besucher 15. War wohl vorhin noch die Mittagspause! 15 Uhr, Hörsaal 3. Wieder 15 Besucher, aber eigentlich sitzen die Referenten des nächsten Vortrages auch schon mit drin. Wo sind nur die 9200 Studenten, von denen ständig die Rede ist? 16 Uhr, zurück zum Gebäude 16 und zum nächsten Vortrag. Ich haste über den Campus. Was duftet hier so verführerisch? Und da, eine dicke Traube Studenten. Aha, Wahlpartys bei den Fachschaften von Naturwissenschaft sowie Elektro- und Informationstechnik. Man, duften die Grillwürstchen verlockend lecker. Weiter! 17 Uhr, 5. Versuch, diesmal Gebäude 05. 16 Zuhörer! Unter ihnen haben sich sogar einige aus der Stadt Kommende geoutet. Und da gibt es eine richtige Diskussion. Schade, dass ich weg muss. Will doch noch mal im Hörsaal 3 reinschauen. 18 Uhr, Podiumsdiskussion. Im Podium fünf Diskutanten, im Auditorium - einschließlich mir - drei Gäste. Mein Glaube an den Dies und die Studenten ist erschüttert.
Aufgespießt
Vielleicht hatte ich mir nur die falschen Veranstaltungen ausgesucht? Später erfuhr ich, dass sich bei der "Konkurrenz" rund 80 junge Leute dafür interessierten, wie aus einem Studie ein Unternehmer werden könne. Der studentische SIDUM e.V. und die Friedrich-Ebert-Stiftung hatten eingeladen, sich über Wege in die Selbstständigkeit nach dem Studium zu informieren.
Völlig geschafft mache ich mich zur letzten Veranstaltung für diesen Dies academicus auf - Podiumsdiskussion über die wirtschaftliche Bedeutung der Universität für die Stadt und die Region Magdeburg mit dem neuen Finanzminister, dem Oberbürgermeister, der Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Magdeburg sowie Wissenschaftlern unserer Universität. Und es sitzen doch tatsächlich um die 70 Leute im Hörsaal. Mein Glaube ist wieder hergestellt. Wirklich?
Na ja, ein paar Zweifel bleiben doch, deshalb höre ich mich am Tag danach mal in der Mensa um, was dem Otto-Normal-Studenten denn so über den Dies academicus bekannt ist.
Weisst Du, was ein dies academicus ist? Nee. Keine Ahnung. Nö. Ein bitte was? Das sind die Tage der Forschung, um die Uni der Öffentlichkeit zu präsentieren. Nicht den Studierenden?, frage ich nach. Nein, den Leuten, die aus der Stadt kommen. Knapp daneben ist auch vorbei. Neuer Versuch: Das ist ein Tag, an dem man (die Studiosie - d.A.) nicht eigentlich frei hat, sondern die angebotenen Veranstaltungen der anderen (Fakultäten - d.A.) besuchen soll. Das war's!
Woran aber liegt es, dass von über 20 Befragten nur eine Studentin die richtige Antwort wusste? Mag sein, die Umfrage war nicht repräsentativ. Vielleicht aber ist der Dies und sein Anliegen auch nicht so bekannt, weil es ihn so selten gibt? Aus der Gerüchteküche wurde mir zugetragen, dass trotz des Dies reguläre Lehrveranstaltungen liefen. Waren das nur Gerüchte?
Antworten darauf weiß ich nicht, aber ich weiß, dass das Anliegen des Dies academicus, sich über das eigene Studienfach hinaus zu informieren, was an der Uni an wissenschaftlicher Arbeit geleistet wird, ein sehr wichtiges ist.
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