Biographie und Profession
Hochschulkooperation in Verbindung mit Nachwuchspflege
Das Promotionskolleg "Biographische Risiken und neue professionelle Herausforderungen" verabschiedete Ende Mai 2002 die sieben Promovendinnen und Promovenden der ersten Förderphase auf der Abschlusstagung "Biographie und Profession" an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Das Promotionskolleg wird von der Hans-Böckler-Stiftung, dem Land Sachsen-Anhalt und den beiden beteiligten Universitäten Magdeburg und Halle-Wittenberg finanziert. Zusammen mit dem Magdeburger Zentrum für qualitative Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung (ZBBS) wurde es im November 1998 gegründet und befindet sich inzwischen in der zweiten Förderphase. Betreut wird das Kolleg von den Erziehungswissenschaftlern bzw. Soziologen Prof. Dr. Winfried Marotzki und Prof. Dr. Fritz Schütze (Universität Magdeburg) sowie Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger und Prof. Dr. Ursula Rabe-Kleberg (Universität Halle-Wittenberg). Für die zweite Förderphase konnte zudem der Mediziner und Psychoanalytiker Prof. Dr. Jörg Frommer von der Universität Magdeburg gewonnen werden.
Die sieben Kollegiatinnen und Kollegiaten stellten auf dieser Tagung Ergebnisse aus ihren Dissertationsprojekten vor, die sich im Spannungsfeld von veränderten gesellschaftlichen Problemlagen, biographischen Risiken und neuen professionellen Herausforderungen bewegen. Neben professionellem Handeln in pädagogischen Kernberufen, wie bei ostdeutschen Lehrern und Diplompädagogen, wurden dabei auch Professionalisierungsprozesse in Bereichen der Erziehungs- bzw. psychosozialen Beratung, der Pflege und der Wirtschaft biographieanalytisch untersucht. Die Vorträge wurden jeweils durch einen Koreferenten bzw. eine Koreferentin kommentiert. Hierzu konnten Wissenschaftler aus dem ganzen Bundesgebiet gewonnen werden.
Kultusminister Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz würdigte in seinem Grußwort, dem ersten seiner Amtsperiode, die leistungsbezogene und wissenschaftliche Initiative und die Pionierleistung der beteiligten Professorinnen und Professoren. Ihnen sei es über die Fächer- und Universitätsgrenzen hinweg gelungen, innovative und fruchtbare Arbeits-, Kommunikations- und Kooperationsbeziehungen zu schaffen, die eine fundierte Begleitung der Promovierenden, eine interdisziplinäre Integration der Dissertationsprojekte und ein zügiges und erfolgreiches Promovieren ermöglichten. Was hier gelungen sei, sei "eine tolle Geschichte", nämlich ein wunderbares Beispiel der Nachwuchspflege und Zukunftsvorsorge im besten Sinne des Wortes, da "Hochschulkooperation in Verbindung auch noch mit Nachwuchspflege" ausprobiert und verwirklicht werde. Diesem Anspruch, so der Kultusminister, die wissenschaftlichen Ressourcen im Land Sachsen-Anhalt in klugen Projekten zu bündeln und junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschafter zu fördern, müsse man sich weiterhin und verstärkt stellen.
Auch die Rektoren der beiden Universitäten Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann und Prof. Dr. Wilfried Grecksch und Werner Fiedler, ein Vertreter der Hans-Böckler-Stiftung, waren als Gastredner zugegen, was eindrucksvoll belegt, dass in diesem Promotionskolleg über die inhaltliche Zusammenarbeit der unterschiedlichen Disziplinen hinaus auch strukturelle Kooperationen zwischen der Landesregierung, den beiden Universitäten Halle-Wittenberg und Magdeburg und einer bundesweit agierenden Stiftung zur Forschungsförderung initiiert wurden. Diese bewährten Strukturen, so lautete das einstimmige Votum aller Beteiligten, forderten geradezu eine über den Förderzeitraum des Kollegs bis 2004 hinausgehende Institutionalisierung der wissenschaftlichen Nachwuchs- und Promotionsförderung im Land Sachsen-Anhalt. Damit konnten die bereits angelaufenen Planungen zum Aufbau eines gemeinsamen Promotionsstudienganges bzw. einer Graduate-School nach dem Muster der Vereinigten Staaten, wie sie bereits in anderen Bundesländern eingeführt und eingerichtet wurden, neue offizielle Förderer gewinnen.
Diese Abschlusstagung der ersten Phase der Promotionskollegs hat neben der Präsentation und Diskussion der differenzierten Dissertationsergebnisse über professionelle Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft in den Bereichen Schule, Beratung, Pflege und Wirtschaft damit auch strukturelle Perspektiven für die wissenschaftliche Nachwuchsförderung in Sachsen-Anhalt eröffnet.