Das Gute Leben
Der Kongreß schaut Fußball
Den Themenkomplex "Individualisierung, Globalisierung und das Gute Leben" interdisziplinär zu diskutieren, zu solcher Konferenz hatten Dr. Undine Eberlein und Professor Dr. Georg Lohmann, beide vom Institut für Philosophie der Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Fachleute aus dem Aus- und Inland ins Ottersleber Jugendbildungshaus eingeladen - trotz wie wegen der Fußballweltmeisterschaft.
Ethische Probleme der Individualisierung
Ein historischer Rückblick beleuchtete, wie es zum Individualisierungsprozeß gekommen ist: Was heißt Selbstbestimmung? Welche Veränderungen moralischer Bewertung gehen mit Eigenverantwortung einher? Verspielter: Homo ludens, Kicker sum! So alles als möglich, ja "beliebig" gilt, erzeugen postmoderne Vorstellungen von Identität(en) Fragen, wo Solidarität verbleibe und welche Bedeutung dem Moralischen für die Identitätsbildung noch zukomme. Anders: Sind wir eine Mannschaft, gar die Nationalelf? Fürchten wir den Platzverweis? Wenn Christentum westlicher respektive östlicher Prägung zu höchst unterschiedlichen Strategien geführt hat, mit denen Menschen selbst unter säkularisierten Bedingungen (re-)agieren, ist dann das eigene Leben wirklich frei? Oder wird es als fremdes erfahren? Und wie wirken sich plurale gesellschaftliche Anforderungen aus, die widersprüchliche, somit problematische Paradoxien implizieren? Im Stadion: Anpfiff - von wem? Sollen, wollen, dürfen wir Tore schießen?
Individualisierung und Konzeptionen des Guten Lebens
Autonomie kann als Antwortfähigkeit "im Lichte von Gründen" verstanden werden. Wie immer Menschen auch in vernetzten Zeiten leben wollen: Gibt es einen Wert von Unverfügbarem? Lieben wir den Ball im Aus? Die Grenzen findet auch Ethik als Selbsterschaffung, lautet deren Imperativ: "Werde ein/e andere/r!" - Bin ich (k)ein Ball(er)mann? Zumal in Kontexten, die eine Globalisierung der Werte öffentlicher Moral nötig machten - nicht immer spielen alle nach universellen Regeln ...
Identitätskonstruktionen in interdisziplinärer Perspektive
Was muß befürchtet werden, wenn Bastelbiographien überfordern und narzißtische Persönlichkeitsdeformationen erzeugen? Oder: Rote Karten! Was, wenn es gar foult im Bunde Schwarz-Weiß-Rund? Politische Zukunftsszenarien stellten Demokratie unter Bedingungen inter- und transnationaler Entscheidungsgremien ebenso in Frage wie eine praktische Vernunft, die sich zur menschlichen (Willens-)Freiheit nicht mehr bekennt. Quo vadis: Könnten Genmanipulierte noch schiedsrichten?
Individualisierung und Globalisierungsprozesse
Denn das Individuum der Marktgesellschaft wetteifert längst in allen Lebenssphären um Meisterschaft (Treffer!), und dies agonal, also in einer Weise, die Konkurrenz und Kooperation spezifisch verknüpft, im Sport Fairplay genannt. Bleibt dabei Raum für Eigensinn? Dribbel-Art, ein Widerspruch? Ein letzter Blick auf das Recht lasse Freiräume jener erkennen, die darin kein "Geschenk des Himmels oder Marktes" mehr sähen. Elfmeter als Freischuß? Fazit und Spielstand: der Denkanstöße viele - wie Tore ...