Computerhund hilft sehen lernen
Institut für Medizinische Psychologie feierte zehnjähriges Bestehen
Zum zehnjährigen Gründungsjubiläum des Instituts für Medizinische Psychologie hatten Institutsdirektor Prof. Dr. Bernhard Sabel und sein Team Anfang Oktober 2002 zu einem Festkolloquium eingeladen. Referenten aus den USA und Israel sowie ausgewiesene Neurowissenschaftler aus Deutschland gingen auf aktuelle Fragen in der internationalen Hirnforschung ein. Die Gästen, zu denen der Staatssekretär im Kultusministerium, Wolfgang Böhm, Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann sowie zahlreiche Vertreter der Medizinischen Fakultät und Kooperationspartner gehörten, hatten aber auch Gelegenheit, sich über das breit gefächerte Leistungsspektrum des Institutes zu informieren.
Die Forschungen dort beschäftigen sich hauptsächlich mit neuropsychologischen und neurobiologischen Aspekten der Plastizität und Reparatur des visuellen Systems. Dazu gehört zum Beispiel die Entwicklung computergestützter Diagnose- und Therapieverfahren für Hirngeschädigte. Hierbei steht die Wiederherstellung der Funktionsmöglichkeiten des Sehsystems nach Verletzungen oder Unfällen im Vordergrund. Durch regelmäßiges Heimtraining am Computer können so Patienten, die teilerblindet sind, ihre Sehleistung wieder verbessern. Kindern hilft dabei der speziell für junge Patienten entwickelte Computerhund "Wuffi".
In einem weiteren Vorhaben wird untersucht, wie pharmakologisch wirksame Substanzen direkt in das menschliche Gehirn eingeschleust werden können. "Die Blut-Hirn-Schranke dient in den Hirngefäßen als natürliches Schutzschild dafür, dass hirnfremde Substanzen nicht eindringen können", erklärt Professor Sabel. Diese Schranke soll überwunden werden, um gezielter Erkrankungen im Zentralen Nervensystem, wie Gehirntumore oder akute Schlaganfälle, medikamentös behandeln zu können. Große Hoffnungen setzen die Magdeburger Forscher dabei auf die so genannten Nanopartikel. Dabei handelt es sich um nur wenige Milliardstel große Kunststoffteilchen, die sich als Kleintransporteure für Pharmaka direkt ins Hirn eignen. Am Zielort würden sich die Kunststoffteilchen dann auflösen und setzen dadurch den Wirkstoff frei.
Diese Forschungsaktivitäten werden ergänzt bzw. fortgeführt von "Start up"-Unternehmen, deren Gründung Professor Sabel in den vergangenen Jahren initiiert hat und die sich damit beschäftigen, Medizintechnologien und Dienstleistungen zur Behandlung von Funktionsstörungen des Zentralen Nervensystems zu entwickeln und anzubieten.
I.P./K.S.
Videokonferenz via Internet
Zum Festkolloquim des Instituts für Medizinische Psychologie im Konferenzraum des Zentrums für Neurowissenschaftliche Innovation und Technologie (ZENIT) waren zahlreiche internationale Referenzen geladen. Die anwesenden Redner nutzten für ihre Vorträge, als fast schon traditionelle Präsentationstechnik, Laptop und Beamer.
Im Veranstaltungsprogramm war aber auch ein Vortrag von John Preston, live aus dem MIT, Boston/USA angekündigt. Damit waren neue, am Konferenzort bisher noch nicht praktizierte Kommunikationswege zu beschreiten. Die Teilnahme an der Veranstaltung wurde in virtueller Form über die Internet-Videokonferenztechnologie realisiert. Eine Reihe technischer und technologischer Vorbereitungen waren dazu nötig. Im Vorfeld wurde die Technologie über das Internet mit Hilfe zweier Videokonferenz-Endsysteme getestet. In Zusammenarbeit mit Kerstin Hahn vom Institut für Medizinische Psychologie, dem Medizinischen Rechenzentrum (Dr. Martin Kunert, Harald Leo), dem Audiovisuellen Medienzentrum der Medizinischen Fakultät (Hans-Holger Gärtner), dem Universitätsrechenzentrum (der Autor) und dem MIT (Kevin Kirwin, Department of Academic Media Production Services) wurde die Videokonferenz vorbereitet. Zur Anwendung kamen auf der US-Seite ein Tandberg 2500 System und auf der Magdeburger Seite eine Viewstation SP128. Beide waren via Internet über das deutsche Wissenschaftsnetz GWiN, das europäische Wissenschaftsnetz GEANT und das amerikanische Wissenschaftsnetz Abilene verbunden. Die virtuelle Entfernung über diese Netze betrug 14 Hops, das heißt über 14 zur Übertragung der Audio- und Videoinformationen notwendige Kommunikationsrechner.
Die Verbindung wurde durch das Anwählen der IP-Adresse des MIT-Videokonferenzsystems initiiert. Die Qualität der Übertragung sowohl im Audio- als auch Video-Umfeld war ausgezeichnet. Dem halbstündigen Vortrag von Prof. Preston folgte über die Internetverbindung eine ebenso lange lebhafte Diskussion.
In Übereinstimmung aller Beteiligten konnte als Fazit festgestellt werden, daß die Übertragung von Videokonferenzen über das Internet unter dem Einsatz leistungsfähiger Videokonferenzsysteme eine flexible, zuverlässige und aber auch kostengünstige Alternative zu anderen Videokonferenztechnologien ist.
Klaus Hammer