Sommer-Schein bei Sonnen-Schein
Rückblick auf ein Seminar der ganz besonderen Art
Man muss nicht unbedingt die Verwaltung der Uni bemühen, um Räumlichkeiten für ein Seminar zu bekommen. Dies hat Prof. Dr. Graham Horton vom Institut für Simulation und Graphik der Fakultät für Informatik (FIN) im vergangenen Sommer bewiesen. Horton führte mit acht Studenten der Studiengänge Computervisualistik und (Wirtschafts-)Informatik ein Seminar an der spanischen Mittelmeerküste durch - ein absolutes Novum für die in Sachen Exkursionen unerfahrene FIN. Doch nicht nur der Ort der Veranstaltung war ungewöhnlich; auch das Thema "Personal and Professional Development" wich von dem ab, was sonst zur Ausbildung an der FIN gehört.
Unter der mediterranen Sonne vermittelte Horton den Studenten wertvolle Kenntnisse zu den so genannten "Soft Skills": Kreativität, Teamwork, Kommunikation. Weiterhin wurden persönliche Themen wie Erfolg, Glück und Selbstkenntnis behandelt. Liebevolle Unterstützung erhielt "Grammy" Horton von seiner Frau Gaby.
"Mir ist es wichtig, dass die Ausbildung der Studenten an unserer Fakultät nicht nur fachliche Themen abdeckt", so Horton. Das Studium soll den Absolventen in die Lage versetzen, in der heutigen Gesellschaft einen Beruf auszuüben. Dazu sind aber laut Professor Horton zwischenmenschliche Kompetenzen mindestens genauso wichtig wie die ohnehin vermittelten Kompetenzen. Deswegen müssen sie auch im gleichen Umfang wie reine technische Kenntnisse vermittelt werden. Etwas, was bisher bedauernswerterweise nicht geschehen ist. Diese Lücke zu schließen, ist der Anspruch von Hortons Seminar.
Um die für diese besonderen Lehrinhalte notwendige Stimmung zu schaffen, war ein Ort außerhalb der kalten Mauern der Universität notwendig. Durch private Kontakte konnten zwei Häuser in einer Berglandschaft nur wenige Kilometer von der andalusischen Küste entfernt gemietet werden. Unter freiem Himmel und umringt von traumhafter Landschaft wurden drei Wochen lang täglich vier Stunden Seminar abgehalten.
Das Eintauchen in das mediterrane Leben kam dabei auch nicht zu kurz: Neben Bauernmärkten in spanischen Bergdörfern standen auch Tagestouren in die Großstädte Almeria und Granada auf dem Programm. Ebenfalls eingetaucht - im wahrsten Sinne des Wortes - wurde ins azurblaue Mittelmeer und in die Swimmingpools der gemieteten Häuser.
Ganz billig war das Vergnügen jedoch nicht. Trotz Anreise per gemietetem Kleintransporter, Selbstversorgung und Übernahme der Häusermiete durch den Lehrstuhl für Simulation entstanden für die Studenten Kosten von jeweils ca. 450 Euro, Taschengeld nicht mitgerechnet. Bereut hat diese Ausgabe jedoch niemand. "Lehrveranstaltung und Urlaub so miteinander zu verbinden, ist eine gute Idee", so einer der Teilnehmer. Dass diese Verbindung auch funktioniert, sind sich die Studenten einig. "Mit den hier gewonnenen Kenntnissen fühle ich mich im Beruf bestimmt sicherer als mit zwei Diplomen", gesteht ein weiterer Teilnehmer schmunzelnd. Und welcher andere Professor vergibt schon fürs gemeinsame Baden einen Schein? ;-)