Eine erfolgreiche Partnerschaft
Deutsch-Technische Fakultät feierte zehnjähriges Jubiläum
Die beiden Gründungsväter, Prof. Dr. Viktor Kalaschnikow, Dekan der Fakultät, und Prof. Dr. Frank Palis vom hiesigen Institut für Elektrische Energiesysteme, blicken inzwischen auf das erste Jahrzehnt des Bestehens "ihrer" Deutsch-Technischen Fakultät (DTF) an der Technischen Universität Donezk zurück. Gemeinsam mit den Partnern der Fakultät feierten sie dies im Herbst vergangenen Jahres würdig. Eine über 20-jährige Zusammenarbeit zwischen der ehemaligen Technischen Hochschule Magdeburg und der Technischen Universität Donezk ging der Gründung der Deutsch-Technischen Fakultät 1992 voraus.
"Wir sind viele Wege, manchmal auch Umwege, gegangen, bevor wir den richtigen fanden, an dem auch noch immer gebaut wird. Eins aber war immer unser Ziel, alle beteiligten Partner müssen von der Zusammenarbeit profitieren", erinnert sich Dekan Kalaschnikow, der einst selbst Aspirant in Magdeburg war, wie viele der Dozenten, die heute an der DTF tätig sind. Dass diese Wege von den Formen der sonst üblichen Kooperation zwischen Hochschuleinrichtungen abweichen, beweist der dritte Partner, die SIEMENS AG. Sie hat das Projekt Deutsch-Technische Fakultät von Anfang an unterstützt, unterstützt mit Technik, mit Praktikumsplätzen für die Studierenden oder mit Stipendien.
Multimediales Lehrbuch
Die Idee war es, in der Ukraine eine Fakultät aufzubauen, an der die ingenieur-technische Ausbildung in deutscher Sprache erfolgt, mit deutscher Literatur, an deutscher Technik, auf der Grundlage gemeinsam mit der Magdeburger Universität entwickelten Lehrmaterials. Die jungen Leute studieren in Donezk acht Semester. Angeboten werden die Fachrichtungen Elektroantriebstechnik, Mechatronik, Informatik, Telekommunikation und Regenerative Energiequellen. Gemeinsam mit dem Sprachenzentrum in Magdeburg wurde dafür ein "multimediales Lehrbuch" für die Fachsprachausbildung von Ingenieuren und Technikern entwickelt. Nach dem ersten Semester müssen sich die Studenten einer Leistungsprüfung unterziehen, die darüber entscheidet, ob sie in der deutschsprachigen Ausbildung bleiben können. Ihre Bachelor-Arbeit verfassen sie ebenfalls in Deutsch.
Die besten Absolventen kommen nach Magdeburg zum Master-Studium. Derzeit sind 18 Donezker Studenten an unserer Universität immatrikuliert - über erste Absolventen wurde im Uni-Report bereits berichtet. "Die Inhalte der Ausbildung sind gut abgestimmt, so dass die Studenten ohne Probleme in Magdeburg weiter studieren können", schätzt der Dekan der DTF ein. Der Weg könne aber auch von Magdeburg nach Donezk führen, beispielsweise für ein Praktikum oder, um Sprachkenntnisse aufzufrischen. Die ersten Erfolge sind schon zu spüren, wie ein Reisebericht von sieben Magdeburger Studenten zeigt. Sie nahmen im Rahmen des DAAD-Programmes "Go East" an einem Sprachintensivlehrgang Russisch an der TU Donezk teil. "Angeregt und unterstützt wurde diese Initiative durch die gut funktionierende Partnerschaft", bekräftigt Professor Palis.
Was vor zehn Jahren mit der Ausbildung von 25 Studierenden in zwei Studienrichtungen begann ist inzwischen zu einem Studiengang für 300 Studenten herangewachsen. Die Initiatoren lenkten immer auch ihr Augenmerk auf die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Sieben Promovenden sind derzeit an unserer Universität, eine erste Promotion wurde 2002 bereits abgeschlossen.
Bei ihren Magdeburger "Doktorvätern" sind die engagierten und hochmotivierten jungen Wissenschaftler aus der Ukraine mit ihrem hervorragenden fachlichen Wissen gern gesehen. An der Deutsch-Technischen Fakultät werden sie inzwischen dringend als Dozenten erwartet.
Professor Kalaschnikow bekräftigt noch einmal das Anliegen der Deutsch-Technischen Fakultät, dass es nicht nur darum gehe, Studenten in deutscher Sprache auszubilden, sondern ihnen primär eine ingenieur-technische Ausbildung zu vermitteln, mit der sie nach ihrem Abschluss in ukrainischen Unternehmen, die sich am europäischen Markt orientieren, arbeiten können. "Deshalb auch die enge Zusammenarbeit mit der SIEMENS AG, über die wir sehr froh sind", unterstreicht er. Die kommt pro Jahr auch ca. 100 ukrainischen Ingenieuren in den Weiterbildungsveranstaltungen der Fakultät zugute. Die Zusammenarbeit der beiden Universitäten mit dem Industriepartner hat sich so gut bewährt, dass in Donezk ein Ingenieur-Technisches Zentrum (ITZ) als Filiale des ukrainischen Tochterunternehmens von SIEMENS gegründet werden konnte.
Das Konzept der Deutsch-Technischen Fakultät ist aufgegangen, dies kann zu ihrem 10. Geburtstag mit Fug und Recht gesagt werden. Zahlreiche "Nachahmer", die ähnliche Projekte in Kiew, Charkow und Odessa aufbauen, bestätigen, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist.