Ehrendoktorwürde

07.01.2003 -  

Transdisziplinäre Friedens- und Konfliktforschung gewürdigt

Die Würde eines Doktors der Staatswissenschaften ehrenhalber wurde Prof. Dr. Jost Delbrück Ende November 2002 in einer akademischen Feierstunde von der Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften angetragen. In Jost Delbrück ehrte die Fakultät einen Völkerrechtsgelehrten und einen herausragenden international anerkannten Wissenschaftler. Gewürdigt wurden seine wissenschaftlichen Leistungen und Verdienste zur Friedens- und Konfliktforschung sowie einer globalen, an der Aufgabe der Konstituierung des Friedens als Rechtsordnung orientierten, "Weltinnenpolitik". Insbesondere aber wurde die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem hiesigen Institut für Politikwissenschaft anerkannt.

Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann schätzte sich besonders glücklich, eine Ehrendoktorwürde an eine Persönlichkeit verleihen zu können, deren Familie tief in Magdeburg verwurzelt sei. Zwischen 1750 und Mitte des 19. Jahrhunderts waren Delbrücks in der Elbestadt ansässig und haben sich u.a. als Prediger, Juristen und Pädagogen um die Stadt verdient gemacht.

Professor Jost Delbrück brachte seine große Freude über die Ehrung zum Ausdruck, weil sie einen Aspekt seiner Arbeit würdige, der ihm besonders am Herzen liege, die transdisziplinäre Friedens- und Konfliktforschung.

Jost Delbrück, Jahrgang 1935, studierte Rechtswissenschaft und Politische Wissenschaft an den Universitäten Kiel, Tübingen und Bloomington, Indiana/USA. 1963 promovierte er mit einer Arbeit zum Verhältnis von

Sicherheitsrat und Generalversammlung der Vereinten Nationen. Es schloss sich eine Tätigkeit am Institut für Internationales Recht in Kiel an. Mit einer Arbeit zur Rassenfrage als Problem des Völkerrechts und nationaler Rechtsordnungen habilitierte er sich 1971. Ein Jahr später folgte der Politik- und Rechtswissenschaftler dem Ruf auf den Lehrstuhl für Politische Wissenschaft an die Universität Göttingen und 1976 auf den Lehrstuhl für Staatsrecht, Völkerrecht und allgemeine Staatslehre an die Kieler Universität. Im gleichen Jahr wurde er Direktor des Institutes für Internationales Recht. Vier Jahre hatte er das Amt des Rektors der Kieler Universität inne. Zu Beginn der 80er Jahre war er u.a. Visiting Professor an der Harvard Law School. Jost Delbrück war und ist in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien und Gesellschaften zur Friedens- und Konfliktforschung aktiv tätig. Seit 1985 ist er Mitglied des Internationalen Schiedshofes in Den Haag. Von 1997 bis 2001 war er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht.

Das frühe Werk des Völkerrechtlers umfasst die internationalen Beziehungen und die nach den beiden Weltkriegen einsetzende Kriegsursachenforschung, Arbeiten zu ethischen Diskursen der Friedens- und Weltordnungspolitik sowie des gesamteuropäischen Sicherheitssystems und völkerrechtlicher Normen. Nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes widmete er sich den Herausforderungen der Globalisierung und der damit verbundenen Gestaltung des Staats-, Europa- und Völkerrechts. Aber auch Forschungen und Analysen zum Recht der Telekommunikation, Ausländerpolitik und des Ausländerrechts sowie Recht und Politik der Vereinten Nationen prägen sein wissenschaftliches Werk.

In seinem Festvortrag "Recht und Macht - Großmächte-Führung in der organisierten Staatenwelt und die Herrschaft des Rechts" gab Jost Delbrück u.a. einen kurzen Rückblick auf die Rolle der Großmächte in der politischen und völkerrechtlichen Ordnung, einige Erläuterungen zur UN-Charta und dazu, ob sich die Großmächte der Gegenwart an die Konzeption der Charta gehalten haben. Abschließend ging er auch auf den global agierenden Terrorismus als eine der ernstesten Herausforderungen für die internationale Friedenswahrung ein.

Den musikalischen Rahmen der Festveranstaltung gestaltete das Institut für Musik.

Letzte Änderung: 07.01.2003 - Ansprechpartner: Webmaster