Wenn Herzen flimmern
Forschungspreis des Landes für Andreas Bollmann
Das Vorhofflimmern, "die elektrische Katastrophe im Herzvorhof" wie es der Herzspezialist Prof. Dr. Helmut Klein bezeichnete, ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen. In Deutschland leiden ca. 620 000 Menschen daran. Bei den über 60-Jährigen sind etwa fünf Prozent der Bevölkerung betroffen. Unbehandelt ist Vorhofflimmern eine durchaus lebensbedrohliche Erkrankung. Die Wiederherstellung des normalen Sinusrhythmus ist daher ein Behandlungsziel. Die bisherigen Formen der medikamentösen Therapie sowohl zur Beendigung des Vorhofflimmerns als auch zur Stabilisierung eines Sinusrhythmus nach Beendigung des Flimmerns sind jedoch nur bei etwa der Hälfte aller Patienten wirksam. Die Vorhersagbarkeit eines möglichen Therapieerfolges und damit die Wahl einer geeigneten Behandlungsstrategie ist mit bisher verwendeten Methoden nicht möglich.
Der Kardiologe Dr. Andreas Bollmann hat in den vergangenen Jahren ein nicht-ivasives diagnostisches Analyseverfahren mitentwickelt und angewendet, mit dem eine außerordentlich gute Vorhersehbarkeit sowohl der medikamentösen Terminierbarkeit des Vorhofflimmerns als auch der Aufrechterhaltung eines Sinusrhythmus möglich sind.
Für seine außerordentlichen Forschungsleistungen erhielt der an der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie des Universitätsklinikums tätige Assistenzarzt den Forschungspreis 2002 des Landes Sachsen-Anhalt, der mit 50000 Euro dotiert ist. Dieser Preis würdige die Leistungen in der klinischen Forschung und zeige, dass auch sie sich lohne, unterstrich Professor Klein, der dem Preisträger seit seiner Studienzeit an der Medizinischen Fakultät Mentor ist. Bereits während des Studiums und auch danach führten den gebürtigen Magdeburger Auslandsaufenthalte nach Los Angeles, an die Yale-University in New Haven und nach Atlanta (USA). Ende vergangenen Jahres weilte er an der schwedischen Lund Universität, denn das Analyseverfahren, durch das die Schnelligkeit mit der die Vorhöfe flimmern aus dem Standard-EKG bestimmt werden kann, wird derzeit in einem Verbund der Universitäten Magdeburg, Lund und Los Angeles angewendet. Momentan ist Dr. Bollmann in Los Angeles, um dort für ein Jahr seine bisherigen Forschungsarbeiten weiterzuführen.
Das Land lobt jährlich zwei Preise aus, den zur weiteren Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Forschung ausgereichten Forschungspreis sowie den zur weiteren Förderung der angewandten Forschung und des wissenschaftlichen Nachwuchses vergebenen Preis für Forschung an den Fachhochschulen. Bei der Preisvergabe würdige Kultusminister Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz die eindrucksvollen Leistungen der jungen Wissenschaftler und machte auf die Verantwortung der Wissenschaft für die Zukunft aufmerksam.
Den zweiten Preis erhielt der Professor für Hydro- und Abfallchemie an der Hochschule Magdeburg-Stendal, Harald Horn, für seine umfangreichen Forschungsarbeiten zur Untersuchung und Modellierung von Biofilmsystemen. Biofilme sind Anreicherungen von Mikroorganismen, wie Pilze, Bakterien oder Algen, und mineralischem Material, die nahezu auf allen Oberflächen vorkommen können. Mathematische Modelle beschreiben das Wachstum der Mikroorganismen, den Substratumsatz und den Stofftrasport in Biofilmsystemen. An dieser Schnittstelle zwischen Wirklichkeit und mathematischer Beschreibung arbeitet Professor Horn.