Eine sehr komplexe Aufgabe
Zum Globalhaushalt im Gespräch mit dem Kanzler
Der Globalhaushalt - seit Monaten bereitet sich die Universität auf seine Einführung vor. Ob er wirklich kommt, was sich in der Haushaltsführung ändert, was er für die Struktureinheiten bedeutet und was er der Universität bringt, darüber sprach Uni-Report Mitte Dezember 2002 mit dem Kanzler der Universität, Wolfgang Lehnecke.
Kommt der Globalhaushalt für die Universität 2003?
Damit rechne ich, auch wenn die Zielvereinbarungen zwischen Kultusministerium und Universität derzeit noch nicht unterzeichnet sind. Zielvereinbarungen werden zwar immer im Zusammenhang mit dem Globalhaushalt genannt, sind aber nicht zwingende Voraussetzung für dessen Einführung. Für die Universität wurde für das Jahr 2003 ein Haushaltsplan mit zwei Titeln, den Sachausgaben und den investiven Ausgaben, erstellt. Erstmals entstand zudem ein Wirtschaftsplan mit einer ähnlichen Titelstruktur, wie sie bisher bestand. Diese Titelstruktur liegt den Kostenstellen bereits vor. Die Verbuchung der einzelnen Ausgaben in Sach- oder investive Ausgaben erfolgt durch das Dezernat Finanzen. Ich denke, es wird zu Jahresbeginn keine Probleme mit der Umstellung geben.
Ist es damit schon getan?
Nein, ganz gewiss nicht. Die Umstellung auf einen Globalhaushalt ist eine umfassende und sehr komplexe Aufgabe, die nicht mit dem 1. Januar abgeschlossen sein kann. Es ist ein Prozess, der im Laufe des Jahres 2003 und auch noch in den Folgejahren mit Leben erfüllt werden muss; in dem es gegenwärtig aber auch noch manch unbekannte Größe gibt.
Verbunden mit dem Globalhaushalt sind ja auch gewisse Instrumentarien. Welche gehören dazu?
Ganz wesentlich zu nennen sind die Zielvereinbarungen, eine Kosten- und Leistungsrechnung, der Aufbau von Controllingmaßnahmen, Benchmarking und Budgetmessung, vom Land belastungs- und leistungsabhängig vorgegeben. Das Kultusministerium hat sich beispielsweise beim Benchmarking dem so genannten Nordverbund angeschlossen. Die Hochschul-Informationssystem GmbH entwickelte eine Software, die den Vergleich mit anderen norddeutschen Einrichtungen, beispielsweise den Universitäten in Braunschweig, Hannover oder Rostock, bezüglich der Ausstattung mit Ressourcen und der Leistungen in Lehre und Forschung der Fachbereiche und Berufungsgebiete ermöglicht.
All dies soll zu einem effizienteren Wirtschaften beitragen.
Was bedeutet der Globalhaushalt nun für die einzelnen Fakultäten beziehungsweise Struktureinheiten?
Die Frage nach dem Verhältnis von Leistung und aufgewendeten Kosten rückt stärker in den Mittelpunkt. Jeder Bereich muss ganz selbstkritisch prüfen, ob die Arbeitsprozesse, ob bestimmte Vorhaben oder Projekte effizient sind; wie es um die Lehrauslastung, die Stellenausstattung, das Absolventenaufkommen, die Drittmitteleinwerbung, die wissenschaftlichen Veröffentlichungen oder Promotionen bestellt ist. Durch die Komplettierung der Kostenrechnung beispielsweise durch Abschreibungen für Geräte oder Gebäude, die nun möglich wird, lassen sich Aussagen darüber treffen, was an den einzelnen Fakultäten ein Student kostet. Hier können sich Ansatzpunkte für das Controlling ergeben.
Für die Fakultäten beispielsweise steht jetzt ein größerer Deckungskreis zur Verfügung. Bisher gab es nur die Titelgruppe 71, für Lehre und Forschung. Hinzu kommen nun Honorarmittel für studentische Hilfskräfte und Gastvortragende aus der Titelgruppe 69, Beschäftigungsentgelte für wissenschaftliches Personal und studentische Hilfskräfte, und Mittel für Lehrbeauftragte.
Seit Jahren gibt es in der Universität eine belastungs- und leistungsabhängige Mittelzuführung. Überprüft werden muss jetzt, ob das gegenwärtige Modell alle Aspekte für die Vergabe hinreichend berücksichtigt und ob nicht mit den Zielvereinbarungen neue Vorgaben durch das Land hinzukommen.
Sicher wird es auch zwischen der Universitätsleitung und den einzelnen Fakultäten so etwas wie Zielvereinbarungen geben müssen.
Was bringt uns der Globalhaushalt insgesamt?
Zuersteinmal mehr Flexibilität. Es wird möglich sein, die Mittelzuweisungen zwischen allen Gruppen des Haushalts zu verschieben. Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist es, dass Ausgabereste in das Folgejahr übertragen werden können. Damit entfällt das hektische Geldausgeben zum Jahresende. Der Globalhaushalt bringt uns mittelfristig Planungssicherheit.
Insgesamt ist einzuschätzen, dass bei einer angespannten Haushaltslage, von der wir derzeit durchaus sprechen können, mit dem Globalhaushalt Probleme besser zu bewältigen sein werden, als mit einer kameralistischen Haushaltsführung. Ganz wichtig ist dabei, dass sich bei jeder einzelnen Mitarbeiterin und jedem einzelnen Mitarbeiter ein konsequentes Kostenbewusstsein entwickeln muss.
Und doch steht die Einführung des Globalhaushaltes sozusagen unter keinem guten Stern?
So könnte man sagen, denn sie fällt zusammen mit der Sanierung des Landeshaushaltes. Viele Probleme, die in nächster Zeit auf uns zukommen, werden möglicherweise dem Globalhaushalt angelastet obwohl sie gar nicht durch ihn verursacht werden. Auf jeden Fall wird auf die Universität Anfang 2003 aufgrund der Haushaltssanierung eine Überprüfung der Strukturen zukommen. Die Einführung des Globalhaushaltes macht diese Strukturdiskussion nicht zwangsläufig notwendig und doch werden wir sie führen müssen. Bevor sie jedoch beginnt, sind noch verschiedenste Vorgaben aus dem Kultusministerium abzuwarten.
Vielen Dank für das Gespräch.