Ein Festakt am 400. Geburtstag Otto von Guerickes
Feierlicher Abschluss des Otto-von-Guericke-Jahres 2002
Ein Jahr lang feierten die Stadt Magdeburg, die Universität, die Otto-von-Guericke-Gesellschaft und mit ihnen viele, viele andere den 400. Geburtstag des Universalgenies Otto von Guericke. "Die Jugend trifft Wissenschaft und Kultur" - dieses Motto zog sich wie ein roter Faden durch das Jubiläumsjahr 2002. An die 120 000 Besucher lockten die fast 200 Veranstaltungen und Projekte an. In Erinnerung bleiben u.a. die Guericke-Meile in der Stadt, die Präsentation der Universität "Faszination Wissenschaft" im Allee Center, die 1. Magdeburger Museumsnacht, der große Halbkugelversuch auf dem Bahnhofsvorplatz, die Woche der Forschung an unserer Universität, das europäische Schuljugendprojekt, die Großplastik "Magdeburger Halbkugelversuch" auf dem Ratswaageplatz, das Guericke-Fest im Elbauenpark, die internationale Fachmesse für Vakuumtechnik "VaQum", zehn Jahre Fraunhofer-Institut in Magdeburg, die Otto-von-Guericke-Briefmarke, die Verleihung des deutschen Umweltpreises in der Elbestadt, die Ausstellung "Die Welt im leeren Raum - Otto von Guericke 1602-1686", 39 bunt gestaltete Halbkugelpaare in der Stadt, das Foucaultsche Pendel im Dom oder die süße Verführung der Magdeburger Kugeln, um nur einiges zu nennen.
Eines Besseren belehrt
Seinen feierlichen Abschluss fand das Otto-von-Guericke-Jahr am 30. November 2002, dem Geburtstag Otto von Guerickes nach heutigem Kalender, mit einem Festakt in der Johanniskirche und einer Kranzniederlegung in der Familiengruft derer von Guericke.
"Vieles scheint beim Ergrübeln oder Erörtern wahr, was doch, an der Wirklichkeit erprobt, nichts ausrichtet", zitierte Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper den Skeptiker Otto von Guericke und erinnerte an jene, die noch vor zwei Jahren dem Vorhaben eines ganzen Festjahres anlässlich des 400. Geburtstages des großen Sohnes der Stadt Zweifel entgegen brachten. "Sie wurden eines Besseren belehrt", resümierte der Oberbürgermeister. In einem sehr kooperativen und äußerst kreativen Netzwerk verschiedener Partner sei es gelungen, das Guericke-Jahr zu einem einmaligen und ereignisreichen Jahr zu gestalten.
Ministerpräsident Prof. Dr. Wolfgang Böhmer würdigte das Engagement der Otto-von-Guericke-Gesellschaft zur Gründung einer Stiftung. Diese dürfe sich jedoch nicht nur darauf beschränken, musealen Besitz zu bewahren. Es müsse gelingen, Industriepartner zur Mitwirkung zu motivieren, wünschte sich der Ministerpräsident. Erreicht werden sollte eine engere Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft. Honoriert werden könne dies eventuell durch einen Guericke-Preis für innovative Entwicklungen.
"Können wir Otto von Guericke besser ehren, als durch die Auszeichnung und öffentliche Vorstellung von wissenschaftlichen Höchstleistungen?", fragte Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann. Traditionell nimmt die Otto-von-Guericke-Universität den Geburtstag ihres Namenspatrons zum Anlass, bedeutende Leistungen verdienstvoller Wissenschaftler mit dem Otto-von-Guericke-Forschungspreis zu würdigen und dem wissenschaftlichen Nachwuchs Anerkennung auszusprechen. In diesem Jahr wurde Prof. Dr. Andreas Seidel-Morgenstern vom Institut für Verfahrenstechnik mit dem Forschungspreis ausgezeichnet. Der Preis ist von der Commerzbank-Stiftung gestiftet und mit 5000 Euro dotiert. Mit ihm werden die hervorragenden Leistungen von Professor Seidel-Morgenstern auf dem Gebiet der chemischen Verfahrenstechnik anerkannt. Insbesondere sind dabei die experimentellen und theoretischen Untersuchungen und die Optimierung der präparativen Flüssigkeitschromatographie zur Gewinnung hochreiner pharmazeutischer Wirkstoffe und Biomoleküle zu nennen. Seine Forschergruppe arbeitet an zukunftsweisenden Untersuchungen auf dem Gebiet der verbesserten chemischen Reaktionstechnik unter Verwendung von keramischen Membranen. Einige Forschungsergebnisse finden bereits in der chemischen und pharmazeutischen Industrie Anwendung.
Professor Seidel-Morgenstern übernahm 1995 den Lehrstuhl für Chemische Verfahrenstechnik an der Universität Magdeburg. Seit Juli dieses Jahres ist er im Nebenamt Direktor der Abteilung "Physikalisch-chemische Grundlagen der Prozesstechnik" am Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme in Magdeburg. Der Preisträger ist Sprecher der DFG-Forschergruppe "Membranunterstützte Reaktionsführung", gewählter DFG-Gutachter und seine Forschungen führten zu zahlreichen Kooperationen mit DFG-Forschergruppen und Sonderforschungsbereichen sowie zur Zusammenarbeit mit vielen Industriepartnern.
Mit dem Dissertationspreis 2002 wurde Dr. Christina Spilker von der Fakultät für Naturwissenschaften ausgezeichnet. Die junge Wissenschaftlerin erhielt diesen Preis für ihre ausgezeichneten und außergewöhnlichen Forschungsergebnisse im Promotionsverfahren zur Funktion von Nervenzellen. Er ist mit 1500 Euro dotiert und wird ebenfalls von der Commerzbank-Stiftung finanziert.
Für hervorragende Ergebnisse im Promotionsverfahren wurden acht junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit den Fakultätspreisen 2002 geehrt. Diese Preise sind mit je 500 Euro dotiert. Die Preisträger erhalten zudem eine silberne Ehrenmedaille mit Namensgravur, gestiftet von der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Überreicht wurde sie vom Vorsitzenden der Gesellschaft Ernst-Dieter Mehrtens.
Die universellen Fähigkeiten Otto von Guerickes waren wesentlicher Grundstein für die modernen Naturwissenschaften. In seinen astronomischen Betrachtungen und seinen theoretischen Abhandlungen zum leeren Raum unterzog er alle damals bestehenden Weltallmodelle einer kritischen Betrachtung. Guerickes Kosmologie stand im Mittelpunkt des Festvortrages von Prof. Dr. Eberhard Knobloch von der Technischen Universität Berlin, ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. In seinen Ausführungen machte er deutlich, dass eine Debatte über Kosmologie im 17. Jahrhundert nicht denkbar sei ohne die Theologie. Der Festredner ging auf Guerickes Betrachtungen zu Kosmos, Raum, Welt, Himmel und den Wirkkräften ein.
Den musikalischen Rahmen der Festveranstaltung gestalteten das Kammerorchester der Magdeburgischen Philharmonie, der Vokalkreis des Telemann-Konservatoriums Magdeburg, das Gitarrenduo "con brio" und das Ballettensemble des Theaters der Landeshauptstadt.
Fakultätspreisträger 2002
Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften
Dr. phil. Gerhard Hartmuth
Fakultät für Wirtschaftswissenschaft
Dr. rer. pol. Henrik Brinkmann
Fakultät für Mathematik
Dr. rer. nat. Gunar Matthies
Medizinische Fakultät
Dr. med. Anja Thielitz
Fakultät für Informatik
Dr.-Ing. Steffi Beckhaus
Fakultät für Maschinenbau
Dr.-Ing. Christian Birke
Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik
Dr.-Ing. Stephan Post
Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik
Dr.-Ing. André Görisch