Werden tatsächlich alle Magister Taxifahrer?

07.01.2003 -  

Fragen und Antworten zu Wegen ins Berufsleben

An einem Mittwochnachmittag Ende November 2002 so gegen 17 Uhr wurde einer der Hörsäle im Gebäude 10 ganz voll, nur auf den Fluren fanden diejenigen Platz, die nicht früh genug kamen. Erschienen waren fertige Magister und solche, die es werden wollen. Magister, was ist das? Genau um diese Frage ging an diesem Nachmittag.

Werden Leute, die mehrere geisteswissenschaftliche Fächer studieren, tatsächlich Taxifahrer? (Diese Frage, mehrfach von Studierenden gestellt, soll übrigens der Auslöser gewesen sein, für das, was sich an diesem Nachmittag entwickelte.) Darauf antworten wollten die ersten Magisterabsolventen der Universität Magdeburg (stellvertretend für über 100 kamen 15 Ehemalige) und die Antworten darauf erwarteten mehr als 130 derzeit Studierende. Ziel dieser Veranstaltung war es also, zu schauen, was aus unseren ehemaligen Studierenden geworden ist und denen Mut zu machen, die da sind.

Wie macht man das? Man lässt die reden, die gekommen sind und die fragen, die neugierig sind. Man konnte die Stecknadel fallen hören als die anwesenden ehemaligen Magisterstudierenden berichteten über Höhen und Tiefen des Studiums, Berg- und Talfahrten auf dem Weg ins Berufsleben, persönliche Erfahrungen und Erlebnisse, Irrungen und Wirrungen - ein Stück Leben, authentisch, direkt, offen, unmittelbar. Als Berufsfelder wurden vorgestellt: Kinder- und Jugendheime, Meinungsforschungsinstitute, Personalberatung, Kulturmanagement, Hochschuleinrichtungen, Bibliotheken und Verwaltungsbereiche.

Zwischenfragen

Bist du schon ,angekommen'?
Nein, aber ich bin auf dem Weg, ich weiß jetzt wohin. Als Projektleiter in einer Kindereinrichtung konnte ich wichtige Erfahrungen sammeln, jetzt weiß ich mehr - auch darüber, was ich mir zutrauen kann.

Warum hast du noch keinen Job?
Weil ich noch nicht weiß, was ich will. Ich werde jetzt ein Praktikum im Ausland anschließen, ein halbes Jahr, und werde mir ernsthafter als bisher die Frage stellen, wohin und wie! Auch darauf freue ich mich.

Das klingt so traurig - wolltest du da hin?
Ja, ich wollte. Die Arbeit macht mir viel Spaß. Verwaltung klingt trocken, aber da hängen Menschen dran!

Welche Kenntnisse aus dem Studium kannst du verwerten?
Erst dachte ich, keine. Denn man lernt im Studium nicht, wie Öffentlichkeitsarbeit in den Kammerspielen zu machen ist. Und dann stellte ich fest, dass an dem Wissen, was uns eingebläut wurde, eine Menge Fähigkeiten hängen, die mir doch weiterhalfen: Wie spreche ich mit wem? Wie recherchiere ich? Wie höre ich, was andere wollen? Wie bringe ich was rüber? Wie begeistere ich andere? ...

Warum willst du promovieren?
Eigentlich habe ich den Magister gemacht, weil ich nicht Lehrer werden wollte ... aber im Studium war ich schon Tutor, das hat Spaß gemacht und vielleicht ist Lehrer an der Uni nicht gleich Lehrer an der Schule, jedenfalls kann ich es mir heute vorstellen, vor anderen zu stehen, und ich promoviere, damit ich das nötige Rüstzeug dafür mitbringe.

Und, und und ... auf alle Fragen wurde geantwortet. Erst recht auf die Fragen, die danach - in Runde 2 - gestellt wurden. Aufgelöst in kleinere Gesprächsrunden, bei einem kleinen Imbiss, griffen sich die Studierenden ihren gewünschten Gesprächspartner, um noch mehr nachzufragen, um Kontakte zu knüpfen - vielleicht für ein Praktikum, vielleicht für eigene Projekte, vielleicht für die Bestätigung des eigenen Weges. Erst kurz vor 20 Uhr verließen die Letzten - im Gespräch vertieft - das Gebäude.

Ergebnis: Viel Informationen auf angenehme Art, neue Erkenntnisse, neue Ideen, neue Wege, Bestätigung für das, wofür Mann oder Frau sich entschieden hat, neuer Mut. Vielfältige Berufsfelder für Magisterstudierende; viele Wege, dahin zu kommen. Abbau von Vorurteilen. Übrigens: Keiner fuhr Taxi!

Die Organisatoren (gleich Autoren) bedankten sich zuerst bei den ehemaligen Magisterstudierenden, die den Weg zu dieser Veranstaltung gefunden haben, die gern kamen, freiwillig, die offen, ehrlich, schonungslos einen Einblick in ihren Start in das Berufsleben gewährten; beim Moderator, Prof. Dr. Eckhard Dittrich, der alle Fäden souverän in der Hand hatte; bei Iris Naumann vom Hochschulteam des Arbeitsamtes; beim Studentenrat und dem Absolventenverein der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, die den Imbiss ermöglichten und auch persönlich mit von der Partie waren, und bei den zahlreichen und interessierten Studierenden, die hoffentlich wichtige Impulse für ihr weiteres Studium erhalten konnten.

Eine Fortsetzung ist geplant.

Letzte Änderung: 07.01.2003 - Ansprechpartner: Webmaster