Sonderforschungsbereich 426 verlängert
Besseres Verständnis der Grundlagen von Funktionen und Fehlfunktionen des limbischen Systems
Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wurde im November 2002 bekanntgegeben, dass der Sonderforschungsbereich (SFB) 426 "Limbische Strukturen und Funktionen" an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg nach externer wissenschaftlicher Begutachtung für eine weitere Periode 2003-2005 gefördert wird. Der SFB 426 setzt sich das Ziel, die Grundlagen von Funktionen und Dysfunktionen der so genannten limbischen Strukturen des Gehirns zu erfassen. Gefördert wird er von der DFG seit 1997.
Sonderforschungsbereiche ermöglichen bei zeitlicher Begrenzung und regelmäßiger strenger Begutachtung die Durchführung aufwändiger Forschungsvorhaben an den Hochschulen. Im Magdeburger SFB 426 kooperieren Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät und der Fakultät für Naturwissenschaften der Universität sowie des Leibniz-Institutes für Neurobiologie Magdeburg.
"An das limbische System knüpfen viele jener ungelösten Fragen", erklärt SFB-Sprecher Professor Hans-Christian Pape, Direktor des Institutes für Physiologie, "die von jeher als zentral für das Verständnis von Funktion und Dysfunktion des menschlichen Gehirns betrachtet werden." Die limbischen Schaltkreise unseres Gehirns übernehmen eine wichtige Vermittlerrolle, zum Beispiel zwischen bewussten und unbewussten Aktivitäten oder zwischen rationalen und emotionalen Komponenten bei bestimmten Verhaltensreaktionen. Schädigungen oder Störungen des limbischen Systems haben demzufolge häufig eine Störung dieser Vermittlerfunktion zur Folge. Angst, Wahn, Zwang, aber auch Realitätsverlust, Gedächtnisstörungen und Epilepsie können die Folge sein. Tatsächlich liegen fast allen Formen von Gedächtnisstörungen, von emotionalen Störungen, psychotischen Syndromen mit Realitätsverlust, Wahnideen und Halluzination Störungen in einem oder mehreren Teilbereichen des limbischen Systems zugrunde. Diese Erkrankungen sind von außerordentlich großer volkswirtschaftlicher und gesundheitspolitischer Bedeutung.
Interdisziplinäres Konzept
In der Bundesrepublik sind bis zu fünf Millionen Patienten aktuell erkrankt. Dabei bleibt die Behandlung dieser Krankheiten aufgrund der mangelnden Kenntnis der hirnbiologischen Grundlagen außerordentlich schwierig. Bei etwa der Hälfte der betroffenen Patienten sind nur unzureichende, oft auch überhaupt keine Therapieerfolge zu verzeichnen und nicht erwünschte Wirkungen von Pharmaka sind alltägliche Probleme. Erst die jüngere Zeit brachte einige gezieltere Entwicklungen. Das übergeordnete Ziel des SFB 426 "Limbische Strukturen und Funktionen" besteht darin, ein verbessertes Verständnis der Grundlagen von Funktion und Fehlfunktion des limbischen Systems zu erreichen und hieraus gezielt neue Konzepte für die klinische Diagnose und Therapie abzuleiten. Hierzu wurde ein interdisziplinäres Konzept entwickelt, das mit einem breiten Spektrum von molekulargenetischen und zellphysiologischen Ansätzen bis hin zu hochauflösenden bildgebenden Untersuchungen in der Klinik reicht. Hier bietet der Wissenschaftsstandort Magdeburg den besonders günstigen Umstand inhaltlich wie methodisch sehr breiter Ansätze, die in dieser Konstellation auf diesem Forschungsgebiet in Deutschland und wahrscheinlich weltweit einmalig sind. Die Einbeziehung einer klinischen Forschergruppe und des Zentrums für Bildgebung am Universitätsklinikum wird die Umsetzung der Grundlagenerkenntnisse in die klinische Diagnose und Therapie gezielt erleichtern.
Neben dem SFB 426 ist die Universität an dem transregionalen Sonderforschungsbereich "Mesiale Temporallappen-Epilepsien" beteiligt, in dem in einem überregionalen Forschungsverbund die Universitäten Bonn, Berlin, Freiburg und Magdeburg kooperieren. Hierbei steht die Erforschung der Mechanismen komplexer Hirnfunktionen und ihrer Störungen bei Anfallsleiden (Epilepsien) im Mittelpunkt, insbesondere solcher, die die Strukturen des limbischen Systems betreffen.