Transdisziplinäre Nutzung gewünscht
Frauendokumentationszentrum der Stadt Magdeburg an Institut für Geschichte übergeben
Das Frauendokumentationszentrum der Stadt Magdeburg fand am Institut für Geschichte unserer Universität eine neue Heimstatt. Die Leiterin des Amtes für Gleichstellungsfragen der Stadt Magdeburg, Editha Beier, übergab 91 Aktenordner an Prof. Dr. Eva Labouvie, Inhaberin des Lehrstuhls Neuere Geschichte und Geschlechterforschung. Zehn Jahre lang (1990-2000) recherchierten Frauen in einer ABM. Sie trugen Materialien in großer Fülle u.a. aus Politik, Arbeit und Recht, Kriminalität und Gewalt, Familie und Partnerschaft, Ausbildung und Erziehung, Kultur, Freizeit und Sport, Medien, Kirche, Religion und Spiritualität, Ökologie, Umweltschutz oder Technik und Wissenschaft zusammen. Die Sammlung umfasst vorwiegend Dokumente, Zeitungsartikel, Bilder, Broschüren und Bücher aus der Zeit, in der sie zusammengestellt wurde. Aber auch in Archiven suchten die ABM-Mitarbeiterinnen nach historischen Quellen.
Institutsdirektor Prof. Dr. Martin Dreher ist sehr erfreut über diese Sammlung zeitgeschichtlichen Materials, da sich an dem noch sehr jungen Institut für Geschichte bisher vergleichsweise wenig an Archivmaterialien "angesammelt" hat. Er sieht vor allem die Chance, diese Dokumente wirklich als Arbeitsinstrumente zu nutzen und Vernetzungen mit anderen Forschungsgebieten aufzubauen.
Reicher Fundus
Gerade die Vielfältigkeit der recherchierten Themen erlaubt eine interdisziplinäre und transdisziplinäre wissenschaftliche Nutzung des Dokumentationszentrums und mögliche Vernetzungen beispielsweise mit dem Gender-Institut des Landes Sachsen-Anhalt. So bietet es nicht nur Studierenden der Geschichtswissenschaft einen reichhaltigen Grundstock für Seminar- Magister- oder Staatsexamensarbeiten, sondern auch für Studierende der Politikwissenschaft, Soziologie, Psychologie oder Erziehungswissenschaft eröffnet es reichlich Recherchemöglichkeiten. "Mit der Übernahme dieser Dokumentensammlung haben wir für die Universität einen Fundus gewinnen können, den es nicht nur zu bewahren und anzureichern, sondern den es vor allem aufzuarbeiten und zu bearbeiten gilt", unterstreicht Prof. Labouvie.
Geplant ist zudem der Aufbau einer Dokumentationsstelle zur regionalen Geschlechterforschung. Hier sollen künftig Sammlungen und Dokumente zur Frauenforschung aller Landkreise Sachsen-Anhalts, die über öffentliche Bibliotheken nicht zugänglich sind, registriert und für Forschungszwecke sowie für Publikationen zur Verfügung gestellt werden.
Kleinere Bestände des Dokumentationszentrums sind bereits in wissenschaftliche Recherchen einbezogen. Gemeinsam mit 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitäten Magdeburg, Halle, Hannover, Berlin, Potsdam und Marburg arbeitet die Historikerin bereits an dem frauen- und geschlechtergeschichtlichen Forschungs- und Buchprojekt Leben in der Stadt. Eine Kultur- und Geschlechtergeschichte Magdeburgs vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Es wird einen Beitrag zum 1200-jährigen Stadtjubiläum der Landeshauptstadt im Jahr 2005 leisten und darüber hinaus neuartige Forschungsperspektiven zur interdisziplinären Kultur- und Geschlechtergeschichte der Stadt sowie der Stadtgeschichtsforschung allgemein aufzeigen.