Zur Friedens- und Konfliktforschung
Neuer Masterstudiengang
Irak, Nordkorea, Afghanistan, Nordirland oder Somalia assoziieren Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen, aber auch das Bemühen um Frieden. Wie aber sind diese friedlichen Konfliktlösungen zu erreichen? Die theoretische Basis und praktische Umsetzung vermittelt ab dem Sommersemester 2003 das Studienangebot "Friedens- und Konfliktforschung" an der Magdeburger Universität. Zum einen wird, eher theoretisch orientiert, der wissenschaftliche Nachwuchs an Friedens- und Konfliktforschern mit fundierten Kenntnissen vor dem Hintergrund einer ständig steigenden Zahl von Konflikten und der veränderten Weltordnung ausgerüstet. Zum anderen sollen aber auch, ganz praktisch orientiert, Interessierte kompetent befähigt werden, in Krisenregionen zur Konfliktprävention oder Konfliktnachbereitung zu gehen, dort zu helfen, Verwaltungsprozesse in Gang zu bringen, eine Polizei und einen Rechtsapparat aufzubauen, die demokratische Funktionsfähigkeit einer Gesellschaft zu befördern.
Interdisziplinärer Zuschnitt
Vier Semester dauert das Master-Studium, und es zeichnet sich vor allem durch seinen interdisziplinären Zuschnitt aus. Einbezogen sind Soziologie, Psychologie, Philosophie ebenso wie Sprachwissenschaften, die neuere Geschichte, aber auch Deutschlands erster UNESCO-Lehrstuhl für Menschenrechtserziehung, der am Institut für Politikwissenschaft der Guericke-Universität angesiedelt ist. Dementsprechend breit sind die inhaltlichen Schwerpunkte der Ausbildung angelegt und reichen von Theorien und Methoden der Friedens- und Konfliktforschung, Völkerrecht, politischer Ökonomie, multidimensionalen Konfliktanalysen, historischen Fallstudien, über Wirkungsweisen von internationalen, weltwirtschaftlichen und nichtstaatlichen Organisationen, Menschenrechtspolitik, politischer Ethik sowie Maßnahmen zur Konfliktnachsorge bis hin zu praxisorientierten Seminaren und Simulationen.
Die Simulationen werden über jeweils zwei Semester auf internationaler und kommunaler Ebene angeboten. Das National Model United Nations am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York ist die größte weltweite akademische Simulation für Studierende. Seit drei Jahren nehmen Studentendelegationen der Magdeburger Universität überaus erfolgreich an der Simulation teil. Jetzt steht sie mit auf dem Studienplan des neuen Studienganges "Friedens- und Konfliktforschung". Ebenso die Simulation in Zusammenarbeit mit der Stadt Magdeburg, in der Studierende das Geschehen im "Rathaus" von Verwaltungsabläufen, Behördenarbeit und Bürgerservice über Rats- und Ausschusssitzungen bis hin zu den Procederes in den Fraktionen nachempfinden. "Nicht auf alle denkbaren Krisensituationen und deren Bewältigung werden wir unsere Studierenden vorbereiten können", erläutert Prof. Erhard Forndran. Vielmehr gehe es darum, die Fähigkeit zur Analyse und zur Kompromissfindung zu schulen. Während ihrer späteren Einsätze sollten die Absolventen den Menschen in den Krisenregionen die Feinheiten des demokratischen Umgangs aufzeigen und ihnen vermitteln können, den Gegenüber zwar als politischen Gegner, nicht aber als Feind zu betrachten.
Auf Kriseneinsatz vorbereiten
Voraussetzung zur Studienaufnahme ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium, in einer Richtung, die eine gewisse Nähe zum Ausbildungsfach hat. "Wir könnten uns aber auch vorstellen, dass Ingenieure, Juristen, Landwirte oder Mediziner, deren fachliches Wissen in Krisenregionen gefragt ist, ein Studium ,Friedens- und Konfliktforschung' als Vorbereitung auf einen Einsatz in diesen Regionen aufnehmen", ergänzt Professor Forndran, der den Studiengang auf den Weg brachte. Die Initiative aber sei von seinen sehr engagierten Mitarbeitern ausgegangen, meint der heute 65-Jährige. Er selbst habe eigentlich nichts Neues mehr beginnen wollen. Für die Zukunft könne sich der Politikwissenschaftler, der Anfang der 90er aus Braunschweig nach Magdeburg kam, auch eine Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialwissenschaften an der TU Braunschweig vorstellen.