Im Tandem fremde Sprachen lernen

06.03.2003 -  

Neues Serviceangebot des Sprachenzentrums

Ein wesentliches Ziel beim Fremdsprachenerwerb ist die Kommunikation mit den Menschen, deren Sprache erlernt werden soll. Dabei liegt es nahe, die Kommunikation mit Muttersprachlern nicht nur als Ziel, sondern auch als Mittel zur Erlangung dieses Zieles anzusehen.

An einer Universität sind dafür ideale Bedingungen vorhanden. Es gibt einerseits Studierende aus vielen Ländern, die, um ihr Studium in Deutschland erfolgreich absolvieren zu können, zunächst einmal Deutsch lernen müssen. Andererseits möchten viele der deutschen Studenten mindestens ein Semester ihrer Ausbildung im Ausland absolvieren. Und dazu müssen sie die Sprache des entsprechenden Landes beherrschen. Es bietet sich also eigentlich von selbst an, deutsche und ausländische Studierende zusammenzubringen, damit sie sich gegenseitig beim Spracherwerb unterstützen.

Eine alte Methode

Ein solches partnerschaftliches Sprachenlernen ist sicher schon eine sehr alte Methode, die über lange Zeit in Vergessenheit geraten war. Unter der Bezeichnung Tandem-Lernen wird sie seit einigen Jahren wieder mit Erfolg praktiziert, vor allem auch im Hinblick auf mehr Lernerautonomie, denn beim Lernen im Tandem bestimmen die Partner selbst Ziele, Inhalte und Organisationsformen.

Hinzu kommt, dass man beim Fremdsprachenerwerb im Tandem landeskundliche Informationen sozusagen aus erster Hand bekommt. Interkulturelles Lernen also – das in der heutigen Zeit, in der der Internationalisierung der Universitäten sowie der Studenten- und Absolventenmobilität größte Bedeutung zukommt, von unschätzbarem Wert ist.

Und so ergriffen im Wintersemester 2002/2003 Carola Migalk und Christina Bolivar, beide Fremdsprachenlehrkräfte am Sprachenzentrum der Otto-von-Guericke-Universität, die Initiative und entwickelten einen neuen Service der Mediothek - das Fremdsprachenlernen im Tandem. Unterstützt werden sie dabei von Susann Köhler, einer Studentin, die wissenschaftliche Hilfskraft am Sprachenzentrum ist.

Auf der Homepage des Sprachenzentrums sind alle wichtigen Informationen zu finden, die erforderlich sind, wenn man sich am Tandem-Lernen beteiligen möchte. Hier gibt es auch die Möglichkeit, sich über das Internet anzumelden oder herauszufinden, Vertreter welcher Sprachen gegenwärtig einen Partner suchen. Natürlich kann man auch direkt in die Mediothek gehen und sich vor Ort informieren und beraten lassen. Und Beratung ist in der Tat unverzichtbar. Vielen ist nämlich nicht bewusst, dass Fremdsprachenerwerb im Tandem hohe Anforderungen an die Fähigkeit der Partner zum autonomen Lernen stellt. Es geht nicht nur darum, sich in zwei Sprachen zu unterhalten. Der Lernprozess muss eigenverantwortlich geplant und gesteuert werden. Beide Sprachen sind Kommunikations- und Zielsprachen, beide Partner sind abwechselnd Lerner und muttersprachlicher Experte. Sie müssen selbst entscheiden, wann sie welche Sprache benutzen und wie sie es mit der gegenseitigen Korrektur halten. Das ist alles nicht einfach und eine individuelle begleitende Tandemberatung, wie sie in der Mediothek angeboten wird, sollte unbedingt genutzt werden, damit der Erfolg nicht ausbleibt.

Übrigens müssen sich die Partner beim Tandem-Lernen nicht unbedingt direkt, also face-to-face, gegenübersitzen. Es geht z. B. auch per E-Mail. Über das International Tandem Network kann man via Internet Lernpartner in vielen Ländern der Welt finden.

Große Resonanz

Die Resonanz, die der neue Service der Mediothek gefunden hat, ist groß. Allerdings ist es nicht immer leicht, Angebote und Nachfragen nach bestimmten Sprachen in Einklang zu bringen. So suchen beispielsweise viele chinesische, russische und arabische Studierende einen deutschen Lernpartner. Die deutschen Studenten sind aber vor allem an englischen, französischen und spanischen Muttersprachlern interessiert. Einige funktionierende Partnerschaften konnten jedoch schon erfolgreich vermittelt werden. Die Organisatoren sind zuversichtlich, dass dieser neue Service der Mediothek weiter gut angenommen wird und als eine ergänzende Möglichkeit zu dem breit gefächerten Angebot an Sprachkursen, wie man es am Sprachenzentrum finden kann, den Studierenden hilft, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und zu vertiefen.

Letzte Änderung: 06.03.2003 - Ansprechpartner: Webmaster