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Es gibt Bibliotheken, die möchte man nicht unbedingt ein zweites Mal im Leben aufsuchen müssen ... Aber wer einmal in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel gewesen ist, der wünscht sich, dort alle Zeit der Welt zu haben.
Diese Erfahrung haben jedenfalls wir gemacht, als wir im Rahmen unseres Seminars "Die beyden Gryphii" Ende des Wintersemesters mit Professor Wolfgang Adam auf Exkursion in Wolfenbüttel die Zeit um einige Jahrhunderte zurückdrehten.
Wer war nicht gezwungen, sich in seiner Schulzeit mit Sonetten von Andreas Gryphius auseinander zu setzen ... doch weit über "Thränen des Vaterlandes" hinaus gewannen wir Einblicke in barockes Denken und Lebensgefühl sowie in das literarische ‘uvre der "beyden Gryphii".
Nach einer Führung durch die alte und neue Herzog August Bibliothek und die moderne Forschungsbibliothek im Zeughaus nutzten wir die sich uns bietende Gelegenheit, in die Originalausgaben ihrer Werke Einblick zu nehmen. Es ist wahrhaftig ein tolles Gefühl, in diesen 300 Jahre alten, in Pergament gebundenen Büchern blättern zu dürfen!
Während der Seminarsitzung im Bibelsaal konnten wir unter anderem klären, warum es in "Poetischen Wäldern" keine Bäume gibt und der Frage nach der ungeklärten verwandtschaftlichen Beziehung von Andreas und Christian Gryphius nachgehen: Entgegen anders lautender Vermutungen handelt es sich bei diesen um Vater und Sohn.
Erstaunlich auch, dass die Bücher in der Bibliothek überhaupt noch aufzufinden waren, nachdem Lessing hier als Bibliothekar gewirkt hatte. Er hatte sich nämlich weniger der Katalogisierung der von Herzog August aus aller Welt gesammelten Bücher gewidmet, sondern mehr dem eigenen literarischen Schaffen.
In seinem nahe gelegenen Wohnhaus, welches wir anschließend besichtigten, verfasste er unter anderem "Nathan der Weise", und "Emilia Galotti" entstand im Wolfenbütteler Schloss.
Zum Abschluss dieses Ausflugs in die Vergangenheit genossen wir im Ratskeller ein Gläschen Wein und schmunzelten über Anekdoten aus dem Leben eines Barockforschers.