Uni in Indien vorgestellt

07.04.2003 -  

Studienwerbung für das internationale Studienangebot an unserer Universität

Indien, dieses volkreiche Land mit einer kulturellen Vielfalt, wie sie der europäischen mindestens gleichkommt, mit Englisch als nur einer von 18 größeren Sprachen, die Zeugnis von der ethnischen Diversität des Subkontinents abgeben, besitzt laut kürzlicher offizieller Statistik 236 Universitäten oder gleichzustellende Institutionen höherer Bildung und fast 12 000 Colleges, von denen sich allerdings weit weniger als die Hälfte einer Anerkennung durch die für Qualität von Lehre und Forschung zuständige University Grants Commission erfreuen. Eine besondere Rolle spielen elf Institutions of National Importance, unter ihnen die sechs weltweit renommierte Indian Institutes of Technology (IITs). Die Otto-von-Guericke-Universität unterhält seit vielen Jahren wissenschaftliche Kontakte zu einigen angesehenen indischen Bildungseinrichtungen. Besonders hervorzuheben ist die Kooperation mit der Universität Mumbai (früher Bombay), die 1998 durch einen Universitätsvertrag besiegelt wurde und im Zuge eines stetigen Ausbaus neben dem Austausch von Dozenten und Studierenden der Anglistikinstitute auch Kontakte in Fachgebieten der Soziologie, Psychologie, Germanistik und in den Wirtschaftswissenschaften umfasst. Im Bereich der Natur- und Ingenieurswissenschaften haben sich bisher einzelne Kooperationen mit Universitäten aus Chennai (dem früheren Madras), Hyderabad, Calcutta und Gorakhpur, in der Mathematik mit dem den IITs ebenbürtigen Indian Institute of Science (Bangalore) entwickelt.

Trotz dieser Erfolge lässt sich nicht übersehen, dass die Zahl indischer Studierender und wissenschaftlicher Gäste auf unserem Campus immer noch verhältnismäßig gering ist. Bei immerhin 1163 ausländischen Studierenden im vergangenen Wintersemester, davon über 200 aus China und ähnlich viele aus Osteuropa, Russland und der Ukraine, verweist die Zählung das nach Einwohnerzahl zweitgrößte Land der Erde auf die mittleren Ränge einer 89 Nationen umfassenden Immatrikulationsliste. Dies liegt sicherlich nicht an einem Mangel in der Attraktivität unseres international orientierten Studienangebots, denn der hohe Anteil (12 %) von Studentinnen und Studenten aus dem Ausland ist gerade auf die vielfältigen englischsprachigen Bachelor- und Masterstudiengänge zurückzuführen. Es handelt sich eher um ein deutschlandweites Phänomen, dass nämlich die günstigen Studienbedingungen und -programme in Deutschland - etwa im Vergleich zu den USA oder zu England - in Indien nur unzureichend bekannt sind. Besonders in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern sollte hier eine Expansion möglich sein. Um diesem Mangel entgegenzuwirken, entschloss sich die Universität als Mitglied von GATE-Germany (Guide to Academic Training and Education), der Gemeinschaftsinitiative von HRK und DAAD zum internationalen Hochschulmarketing, dazu, an einer "Promotion-Tour" nach Indien teilzunehmen. Unter den vielen Aktivitäten und Veranstaltungen, die von GATE organisiert werden, stechen diese ein- bis zweiwöchigen Bildungsmessen als besonders bedeutungsvoll, vorbereitungsintensiv (und auch nicht als ganz billig) hervor. Sie haben zum Ziel, die deutsche Hochschullandschaft und den deutschen Bildungsweg in bestimmten Zielländern besonders eindringlich bekannt und populär zu machen. Dies alles unter dem Motto "Hi! Potential - International careers made in Germany".

Mit diesem Anliegen stellte der Ausländerbeauftragte Prof. Stefan Müller die Otto-von-Guericke-Universität Ende vergangenen Jahres in Neu Dehli, Chennai, Bangalore und Mumbai (Bombay) vor. Er bezog dabei einen von etwa 15 Ständen, an denen Universitäten, Fachhochschulen und andere Bildungseinrichtungen, wie die Carl-Duisberg Centren oder Max-Müller Bhavan (Goethe-Institut Indien), beteiligt waren. In den vier Städten bestand jeweils zwei Tage lang Gelegenheit, für den eigenen, aber auch für den Hochschulstandort Deutschland zu werben, Studenten, Doktoranden und Post-Doktoranden über Studienmöglichkeiten und Forschungsprojekte zu informieren und die eigene Einrichtung in Vorträgen darzustellen. Dass Indien für diese Messe eine gute Wahl sei, darin waren sich alle beteiligten Organisationen einig. Damit würde die sich mittlerweilen deutlich abzeichnende, steigende Tendenz in der ansonsten niedrigen Zahl indischer Studierender in Deutschland (von früheren ca. 600 auf 2200 im Jahr 2002, u. a. zurückzuführen auf vorangegangene Bildungsmessen dieser Art) nachhaltig unterstützt.

Die organisatorische Leistung der Tour und die Qualität der Präsentationen der einzelnen Stände waren hervorragend. Gute Organisation war auch angebracht, um dem beinahe beängstigenden Besucherandrang gewachsen zu sein. Insgesamt wurden an den 8 Messetagen 11 500 Besucher gezählt! Diese eindrucksvolle Zahl bedeutete täglich eine ununterbrochene, lange Schlange Interessierter vor allen Ständen. Durch eine umfassende Fragebogenaktion wurden Gründe, Herkunft und weitere statistische Daten der Besucher erfasst. Besonders interessant: Was denn in Deutschland geplant wäre? 6 % der Besucher sind an einem Bachelor, 71 % an einem Master, 19 % an einer Doktorarbeit und weitere an Forschungskontakten oder lediglich an Deutschkursen interessiert. Die Hälfte macht sich große Hoffnung, über ein Stipendium finanziert werden zu können. Aber immerhin gibt ein Viertel an, dass die Familie für die Kosten aufkommen würde, auch besteht eine gewisse Bereitschaft ein Darlehen aufzunehmen. Schwieriger war es, die Studienleistungen der potentiellen Bewerber ad hoc zu beurteilen, da das Spektrum der "Institutions of Higher Learning" sehr breit und in der Qualität sehr divers ist. Ob die für eine Zulassung zu einem Studium in Deutschland notwendigen Leistungen erbracht werden, hängt vordringlich davon ab, an welcher indischen Universität ein Bewerber bisher studiert hat und bedarf einer gründlichen Überprüfung.

Das Interesse der Messebesucher am Studien- und Forschungsprogramm unserer Universität war überwältigend. Es konzentrierte sich auf die englischsprachigen Bachelor- und Masterangebote, damit auf die Studiengänge in Informatik, Computervisualistik, Verfahrens- und Umwelttechnik und in den Wirtschaftswissenschaften. Die Nachfrage nach den noch jungen Master-Programmen European Studies und Cultural Engineering fiel allerdings in Madras und Bangalore, Hochburgen der Informations- und Ingenieurwissenschaften, naturgemäß geringer aus. Dagegen verteilte sich bei Forschungsvorhaben für Doktorarbeiten das Interesse breit auf alle Fakultäten der Universität.

Nach den zwei Wochen mit vielen Kontakten nicht nur zu Studierwilligen, sondern auch zu Repräsentanten aus nahegelegenen Universitäten, akademischen und industriellen Forschungsstätten sowie aus deutschen Konsulaten und Bildungseinrichtungen bleibt abzuwarten, wie weit diese Werbeaktion in den nächsten Semestern zu einem angemessenen Zuwachs qualifizierter Studenten und Forscher aus Indien führt und den erfolgreichen Kurs der Otto-von-Guericke-Universität zur Internationalisierung ihrer Studien- und Forschungslandschaft unterstützt.

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