Das wissenschaftliche Umfeld
Automatisierungstechnik
Achim Kienle hat an der Universität Stuttgart Verfahrenstechnik mit Vertiefungsrichtung Systemdynamik und Regelungstechnik studiert. Nach seinem Diplom war er dort als Assistent am Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik tätig und ist bis heute Mitglied im Stuttgarter Sonderforschungsbereich 412 "Rechnergestützte Modellierung und Simulation zur Analyse, Synthese und Führung verfahrenstechnischer Prozesse". 1997 promovierte er zum Thema "Nichtlineare Wellenphänomene und Stabilität stationärer Zustände in Destillationskolonnen". Danach hat er am Aufbau des Max-Planck-Institutes für Dynamik komplexer technischer Systeme in Magdeburg mitgewirkt und dort die Leitung der Fachgruppe "Prozesssynthese und Prozessdynamik" übernommen. Im Jahr 2002 habilitierte sich Achim Kienle an der Universität Stuttgart mit der Arbeit "Nichtlineare Dynamik verfahrenstechnischer Prozesse" und erhielt einen Ruf auf den Lehrstuhl für Prozess- und Anlagentechnik an der Technischen Universität Hamburg-Harburg und einen Ruf auf den Lehrstuhl für Automatisierungstechnik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, den er schließlich annahm. Ein wichtiger Grund war für ihn das wissenschaftliche Umfeld in Magdeburg und insbesondere die gute Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern anderer Fakultäten und dem Max-Planck-Institut.
Interdisziplinärer Ansatz
Achim Kienle verfolgt einen interdisziplinären Forschungsansatz. Seine Forschungsarbeiten haben eine Brückenfunktion zwischen Theorie (angewandte Mathematik, System- und Regelungstheorie) und Anwendung (Verfahrens- und Energietechnik). Der Schwerpunkt seiner Forschungsarbeiten betrifft die rechnergestützte Synthese, Analyse und Automatisierung komplexer Prozesse. In der Theorie spielen dabei die Konzepte der nichtlinearen Dynamik sowie Methoden und Werkzeuge der rechnergestützten Modellierung und Simulation eine wesentliche Rolle. Wichtige Anwendungsbereiche sind derzeit: Brennstoffzellensysteme zur stationären Energieerzeugung, kombinierte Reaktions- und Stofftrennprozesse, kontinuierliche chromatographische Stofftrennprozesse mehrstufige, kontinuierlich betriebene chemische Produktionsanlagen sowie diskontinuierlich betriebene Mehrproduktanlagen. (Eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Forschungsprojekte findet sich im Internet.)
Professor Kienle war an der Einrichtung mehrerer interdisziplinärer Verbundforschungsprojekte an der Otto-von-Guericke-Universität beteiligt. Zu nennen sind hier die DFG-Forschergruppe 447 "Membranunterstützte Reaktionsführung", die DFG-Forschergruppe 468 "Methoden der diskreten Mathematik zur Synthese und Führung chemischer Prozesse" sowie ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziertes Forschungsprojekt zur "Optimierten Prozessführung von Brennstoffzellensystemen".
Im Rahmen der genannten Forschungsprojekte erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit Kollegen aus den Fakultäten Mathematik, Elektrotechnik und Informationstechnik sowie Verfahrens- und Systemtechnik und dem Max-Planck-Institut. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn ferner mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von der Purdue University in Indiana (USA), der Faculte Polytechnique in Mons (Belgien), den Indian Institutes of Technology in Bombay und Madras (Indien), der Universität in Ploiesti (Rumänien) sowie der Technischen Universität in Donezk (Ukraine). Die Kooperation mit Madras und Donezk wird von der Volkswagenstiftung und dem BMBF finanziell unterstützt.
In der Lehre engagiert er sich im Studiengang "Technische Kybernetik", der von den beiden Fakultäten Elektrotechnik und Informationstechnik sowie Verfahrens- und Systemtechnik getragen wird, und dem Studiengang "Elektrotechnik mit Schwerpunkt Automatisierungstechnik". Derzeitige Lehrinhalte betreffen die dynamische Modellierung, die Prozessidentifikation, die Prozessdynamik und die Prozessführung von technischen Systemen. Einen besondere Anwendungsschwerpunkt stellen - wie in der Forschung - die verfahrenstechnischen Systeme dar.