Ein Instrument der Nachwuchsförderung
Methoden der qualitativen Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung im Magdeburg diskutiert
250 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus der gesamten Bundesrepublik sowie einige Gäste aus Österreich, Luxemburg und der Schweiz, so viel wie noch in keinem der fünf Vorjahre, waren zum 6. Methoden-Workshop an die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gereist, um unterschiedliche Methoden der qualitativen Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung praxisnah kennen zu lernen und zu erproben. Die stetig wachsende Nachfrage zeigt deutlich, dass das Konzept des Workshops, nach dem Vorbild von Forschungswerkstätten in angeleiteten Arbeitsgruppen am Material aus laufenden Qualifizierungsarbeiten und Forschungsprojekten zu arbeiten, auf ein großes Interesse stößt. Dieser Erfolg ist nicht zuletzt auf die Forschungserfahrung und das Engagement der beteiligten Arbeitsgruppenleiter und -leiterinnen zurückzuführen, die neben ihren hauptberuflichen Verpflichtungen ihre Zeit, ihr Wissen und ihre Kompetenzen zur Verfügung stellen, um Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in qualitativer Forschung auszubilden und Methodenberatung anzubieten. Die Gruppenleiter und -leiterinnen sind alle dem Zentrum für Qualitative Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung (ZBBS) verbunden, aus der Fachliteratur bekannt und verfügen über einschlägige Erfahrung in qualitativer Forschung.
In insgesamt neun interdisziplinär orientierten Arbeitsgruppen wurde Material aus 45 Projekten bearbeitet, das von den passiven Teilnehmern und Teilnehmerinnen im Vorfeld des Workshops über e-mail von den aktiv Teilnehmenden angefordert wurde. Über die Website des ZBBS (www.zbbs.de) konnte damit nicht nur auf die zu bearbeitenden Interviews, Bilder, Tagebuchaufzeichnungen, Gruppendiskussionen, ethnographischen Protokolle etc. zugegriffen werden, sondern zudem auch der Austausch und die Vernetzung zwischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit ähnlichen Forschungsfragen oder -ansätzen initiiert werden. Diese bereits im Vorfeld online geknüpften Kontakte wurden in vielen Fällen während des Workshops intensiviert, was an der kollegialen Zusammenarbeit und freundlichen Atmosphäre deutlich wurde. Darüber hinaus etablierten sich auf diese Weise weitergehende Arbeitsgruppen und Interpretationszusammenhänge (online und offline).
Methodische Vielfalt
Die methodische Vielfalt in den Projekten war nicht zuletzt durch verschiedene interdisziplinäre Ansätze und eine große thematische Bandbreite bedingt. Es waren Forschungsvorhaben im Bereich der (Hoch-)Schul- und Lehrerforschung, Studien zu spezifischen Feldern der sozialen Arbeit, Institutions- und Organisationsstudien, Internetresearch u.v.m. vertreten. Diese Vielfalt und nicht zuletzt die Erfahrungen und Kenntnisse der Arbeitsgruppenleiter und -leiterinnen sorgten für lebhafte Diskussionen und Arbeitshilfen während der Gruppenarbeit, die auch den Teilnehmenden, die kein Material einbrachten, wichtige Anregungen und Hinweise für eigene Projekte gaben. Gerade durch die Arbeit an laufenden Forschungsprojekten konnte in den Arbeitsgruppen sowohl der Komplexität und Offenheit als auch der personalen und institutionellen Eingebundenheit und Perspektivität in der Forschungspraxis Rechnung getragen und damit zusätzlich zu dem Transfer von Forschungstheorien auch Methodeninnovation forciert und unterstützt werden.
Neben umfassender Literatur zu qualitativen Forschungsmethoden und spezifischen Methodenschulen hat sich mit dem bundesweiten Methoden-Workshop ein weiteres Instrument zur Nachwuchsförderung in der qualitativen Bildungs- und Sozialforschung etabliert, das nicht zuletzt auch über die Systematisierung der Wissensvermittlung und die Vernetzung der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur weiteren Professionalisierung qualitativer Forschung beiträgt.
Das Zentrum für Qualitative Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung wird aus all den genannten Gründen auch im nächsten Jahr wieder einen Methoden-Workshop an der Universität Magdeburg anbieten. Der Termin steht schon fest: 16./17. Januar 2004.