Alternativen zur Agenda 2010
Zusätzliche Arbeitsplätze
Die Magdeburger Wirtschaftswissenschaftler Joachim Weimann und Ronnie Schöb befürchten, dass die arbeitsmarktpolitischen Vorschläge der Agenda 2010 genauso wie die von der Union vorgestellten Reformvorschläge keine Entlastung für den Arbeitsmarkt bringen werden. Zwar gehen die Vorschläge in die richtige Richtung, denn die Kürzungen beim Arbeitslosengeld und die Androhung, die Sozialhilfe für Arbeitsunwillige um 30 Prozent zu kürzen, werden die Arbeitsanreize bei den Arbeitslosen deutlich erhöhen. Doch werden diejenigen, die sich daraufhin verstärkt um eine neue Arbeitsstelle bemühen, nur dann tatsächlich eine neue Arbeit finden, wenn die Bruttolohnkosten, die die Unternehmer zu tragen haben, deutlich sinken. Darüber, wie dies geschehen soll, schweigt sich die Politik jedoch aus, so die beiden Experten: „Arbeitnehmerzuschüsse zum Lohn und ein größerer Leidensdruck der Arbeitssuchenden allein werden die Gewerkschaften kaum dazu bewegen können, Bruttolohnsenkungen im großen Umfang zuzustimmen." Deshalb schlagen sie vor, die untersten Lohngruppen vollständig von den Sozialversicherungsabgaben zu befreien. Damit könnten die Löhne im Niedriglohnsektor unmittelbar um 35 Prozent abgesenkt werden, ohne zugleich die Nettolöhne der Arbeitnehmer zu kürzen und ohne in die Tarifautonomie einzugreifen.
In ihrem als „Magdeburger Alternative" in der Fachzeitschrift Perspektiven der Wirtschaftspolitik veröffentlichten Reformvorschlag zeigen die Professoren der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, dass durch eine solche Lohnsenkung, in Verbindung mit Maßnahmen zur Erhöhung der Arbeitsanreize, mindestens 1,3 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen werden können.