Eine gelungene Exkursion
Studierende besuchten BMW, MAN, Bosch und VW
Das Institut für Maschinenmesstechnik und Kolbenmaschinen (IMKO) hatte Anfang April 2003 eine dreitägige Exkursion unter Leitung von Professor Helmut Tschöke und seinen Mitarbeitern Monika Schmidt und Ulrich Patze organisiert, an der 36 Studenten teilnahmen. Stationen der Reise waren BMW in München, MAN in Nürnberg, Bosch in Bamberg und VW in Dresden. Abgerundet wurde die Exkursion mit einem ansprechendem Rahmenprogramm.
Als Einstieg besuchten wir das BMW-Museum in München, in dem wir einen lebendigen Einblick in die Konzernhistorie gewannen. In seinen Anfängen, ab 1916, entwickelten die Bayrischen Motorenwerke zunächst nur Flugzeugmotoren, was sich bis heute im Firmenemblem widerspiegelt: Ein drehender Propeller vor blauem Himmel. Der Schwerpunkt der Ausstellung ist jedoch dem Automobilbau gewidmet, mit dem BMW 1928 begann.
Wasserstoff statt Benzin
Das BMW-eigenen Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) verfolgt bereits seit 1987 sehr erfolgreich die Idee, sämtliche an der Neuentwicklung eines Produktes beteiligten Forschungs- und Entwicklungskompetenzen des Konzerns an einem geographischen Ort zu bündeln. Heute sind hier rund 10000 Menschen beschäftigt – unter anderem mit jenem „CleanEnergy"-Konzept, das uns von Klaus Wegner und Peter Kiefer vorgestellt wurde. Dahinter verbirgt sich die zentrale Idee, Wasserstoff statt Benzin in Verbrennungsmotoren zu nutzen – und nicht wie die Konkurrenz auf einen von Brennstoffzellen gespeisten Elektroantrieb zu setzen. Bei BMW entschied man sich bewusst für diesen Weg, um dem Anspruch „Freude am Fahren" auch in Zukunft gerecht zu werden. Die Problematik der H2-Technik liegt jedoch zum einen in der praktisch noch nicht vorhandenen Versorgungs-Infrastruktur, der BMW mit einem bivalenten Antrieb, der sowohl mit Wasserstoff als auch Benzin betrieben werden kann, zu begegnen versucht. Zum anderen stellt sich die Frage, wie der Wasserstoff wirtschaftlich gewonnen wird.
Im zweiten Vortrag von Dr. Christian Cozzarini wurde klar, dass allein die Verwendung von Wasserstoff noch keine positive Auswirkung auf die CO2-Bilanz hat, sondern erst durch die Wasserstoffgewinnung mittels regenerativer Energien eine Verbesserung erzielt werden kann. Dr. Cozzarini referierte weiter über aktuelle und zukünftige Emissionsgrenzwerte, deren messtechnische Erfassung und die von den Emissionen nachweisbar ausgehenden bzw. lediglich unterstellten Gefahrenpotenziale, insbesondere was den Dieselruß betrifft.
Ein Betriebsrundgang bei MAN in Nürnberg führte uns durch alle Bereiche der Dieselmotoren-Produktion. Angefangen mit der mechanischen Teilefertigung über die Montage bis hin zur Lackiererei und dem Motorenprüffeld konnten wir den Entstehungsprozess eines MAN-Dieselmotors verfolgen. Zu den Schlüsselteilen zählen unter anderem ca. 0,7 Mio. Zahnräder pro Jahr, deren gleichbleibend hohe Qualität durch die in die Fertigung integrierte Koordinatenmesstechnik sichergestellt wird.
Werksleiter Dr. Jürgen Auge und sein Team erwartete uns bereits bei Bosch in Bamberg. Hier werden Komponenten von Kraftstoffeinspritzsystemen für Dieselmotoren in Großserie produziert. Wir besuchten verschiedene Bereiche der Injektorenfertigung: Düsenfertigung, Teilefertigung und Montage. Bei Bosch werden engste Fertigungstoleranzen von zum Teil unter 1μm mittels höchster Präzision und statistischer Prozesskontrolle in der Großserienfertigung eingehalten. Im Laufe der sehr informativen Führung war es möglich, einen tiefen Einblick in die einzelnen Prozessstufen, wie zum Beispiel das Drahterodieren, zu bekommen.
In den anschließenden Vorträgen wurden Einsatz und Bedeutung selbst der kleinsten Komponenten der soeben gesehenen Injektoren im Rahmen des von Bosch entwickelten Common Rail-Einspritzsystems deutlich. Wir erfuhren von Entwicklungen und Tendenzen in der Forschung und diskutierten, inwieweit Bosch im Bereich der Wasserstofftechnik aktiv ist.
Des Weiterer waren für uns als Studenten die Informationen zu Praktika und Berufseinstiegsmöglichkeiten bei Bosch, für die ein Mitarbeiter der Personalabteilung Rede und Antwort stand, sehr interessant. Das Unternehmen bietet jährlich weltweit mehreren tausend Studenten und Absolventen die Möglichkeit zu Praktika, Diplomarbeiten, Direkteinstieg und Traineeprogrammen in den verschiedensten Bereichen.
Letzte Station unserer Reise war die „Gläserne Manufaktur" in Dresden, in der Volkswagen seine neue Luxuslimousine, den Phaeton, herstellt. Um in dieses für VW neue Marktsegment vorzudringen, hat man sich ein besonderes Marketingkonzept einfallen lassen: Die „Gläserne Manufaktur" im Zentrum Dresdens verbindet selbst jene Exklusivität und Hightech, für die auch der Phaeton stehen soll. Auf dem Schuppenband aus kanadischem Bergahorn montieren Facharbeiter mit weißen Handschuhen die einzelnen Fahrzeuge nach individuellen Kundenwünschen. Die Offenheit und Transparenz des Gebäudes erlauben es dabei, den Entstehungsprozess des Automobils mitzuerleben.
Professor Tschöke und seinen Mitarbeitern ist es gelungen, ein abwechslungsreiches Programm zu gestalten, das uns nicht nur sehr vielfältige Einblicke in die Praxis gegeben hat, sondern auch die Möglichkeit, Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen.