Kabarett-Kleeblatt mit einem Nachspiel
„Best of"-Szenen aus Zwickmühlenprogrammen der vergangenen Jahre
Die Feststellung „Das hat ein Nachspiel", Titel des aktuellen Programms in der „Zwickmühle", ist alles andere als eine Warnung ans kabaretthungrige Publikum. Die Feststellung ist für die Kabarettisten um Hans-Günter Pölitz Programm, denn „nachgespielt" werden aus den „Zwickmühlen"-Programmen KlassenDreffen und Wir gehn Euch auf den Geist, aus dem kabarettistischen 2002-Sommerhit G'schichten aus dem Böhmer-Wald, mit Frank Hengstmann und Vera Feldmann, und aus dem großen Publikumserfolg GERmanisch depressiv von Frank Hengstmann die „Best of"-Szenen. Und das Programm, ein Non-Stopp-Pointenfeuerwerk allerbesten Kabarettzuschnitts, ist alles andere als ein bloßes Recyclingprogramm. Die ausgewählten Szenen, Lieder, Soloauftritte und gekonnt inszenierten Wortgefechte zwischen den vier Kabarettisten sind heute wie damals von großer Aktualität. Wie soll das auch anders sein, denn die Politiker wechseln, aber ihre politischen „Marotten" als Stoff, aus dem die (Real-)sSatire ist bleiben. Und so war beim Publikum die Freude über das Wiedergesehene im neuen „Gewand" ungeteilt. Und ungeteilt war vor allem die Freude über Alt-„Zwickmüller" Michael Rümmler, der als exzellenter Partner von mit Hans-Günter Pölitz wie in „alten" Zeiten alle Register seines kabarettistischen Könnens zog und im kabarettistischen Schlagabtausch mit liebenswürdiger Schnoddrigkeit seinen Mitstreitern nichts schuldig blieb.
Jeder hatte sein Solo
Das Programm (Idee und Regie: Regina Pölitz) dramaturgisch geschickt zusammengehalten durch satirisch-politische Konversation (mit so manchem Kalauer!), in der Hans-Günter Pölitz unübertrefflich das Sagen hatte und dabei Frank Hengstmann, Vera Feldmann und eben Michael Rümmler weit mehr als nur schlagfertige „Stichwortgeber" waren, ist von Anbeginn politisch-offensives Kabarett, Politsatire in Reinkultur! Jeder des „kabarettistischen Kleeblatts" brillierte im Laufe des Programms mit einem Solo. Highlights dieser Pointenparade sind Hans-Günter Pölitz' Couplet Wegen des Wessis unanständige Lust und die „süffisant" vorgetragene Bauanleitung für einen Wessi, die Rotstift-Arie Vera Feldmanns in Sachen Sparhaushalt nach Webbers Cats-Musik und natürlich das „Machdeburjer Orijinal" Manni an Karin's Kiosk mit Bierbüchse, Basecap und ohne Job, der den Verlust seiner Stanze und seines Arbeitsplatzes beklagt und der aktuellen Politik ein politisches Armutszeugnis ausstellt.
In diesem Programm durfte als Wahlkampfnachlese natürlich nicht die umwerfende Conny-Pieper-Persiflage von Vera Feldmann im Dialog mit „Geburtshelfer"-Ministerpräsident Böhmer fehlen und der Dialog zwischen Rümmler (Vertreter in Sachen Grabsteine) und Pölitz (Vertreter im Arbeitsministerium in Sachen Arbeitsloser) im ICE und unter 'ner Menge Alkohol dürfte unter dem Eindruck der Agenda 2010 heute noch aktueller als damals ein. Virtuos am Klavier begleiten Frank Hengstmann und Hans-Günter Pölitz sich selbst oder ihre „Kollegen", wobei sich Frank Hengstmann und Vera Feldmann in diesem Programm in Liedern und Couplets wieder einmal als musikalische Allroundtalente outen.
Man hat Spaß an einem außergewöhnlichen Programm mit einer Kabarettistencrew, die sich in satirischer Bestform präsentiert. Ein ungeteiltes kabarettistisches Vergnügen. Auch deshalb, weil Wiedersehen Freude macht. Zumindestens im Kabarett und besonders in der „Zwickmühle".
Weitere Vorstellungen sind am 1., 8. und 15.September 2003.