Die Megedeborch
„Gott zum Gruße" werden die Besucher der Megedeborch begrüßt. In diesem Sommer entführt das historische Spiel im Innenhof des Kulturhistorischen Museums Magdeburg an 70 Tagen ins 16. Jahrhundert, in die Epoche nach Martin Luthers Tod (1546). Die Stadt blieb ungeachtet der kaiserlichen Drohungen mit der Reichsacht bei ihren Grundüberzeugungen in Glaubensfragen und sie überstand die angeordnete Exekution durch die Truppen von Moritz von Sachsen (1550/51). In einem ehrenvollen Frieden erhielten die Bürger Religionsfreiheit. Die nachfolgende Zeit der relativen wirtschaftlichen Blüte wurde belastet von Auseinandersetzungen innerhalb der Geistlichkeit, von Pestwellen, von Zuchtlosigkeit und Verschwendungssucht. Es war dies der „Anfang vom Ende". Die Sturmglocken des Dreißigjährigen Krieges läuteten an der Elbe eigentlich schon lange bevor die Lunten der Kanonen in Böhmen wirklich angezündet wurden.
„Die löbliche und feste Stadt ..." im 16. Jahrhundert oder der Anfang vom Ende ist das Thema des diesjährigen museumspädagogischen Projektes Megedeborch, zu dem sich 110 Klassen aus mehr als 70 Schulen angemeldet haben. Bereits im achten Jahr findet es in Zusammenarbeit von Kulturhistorischem Museum und der Gesellschaft für Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung Magdeburg mit Unterstützung des Arbeitsamtes und vieler Sponsoren als erlebter Geschichtsunterricht für Schüler der 4. bis 8. Klassen statt.
Studierende mit dabei
Im vergangenen Jahr absolvierten mehr als 30 Studierende der Universität ein dreitägiges pädagogisches Praktikum im Museum. Viele kamen als Großknechte oder Mägde darüber hinaus noch in die Megedeborch. In Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Historische und Vergleichende Erziehungswissenschaften haben interessierte Studenten auch in diesem Jahr die für die Region ziemlich einmalige Gelegenheit, in der Erlebniswelt des historischen Spiels praktische Erfahrungen für ihre künftige Arbeit an der Schule zu sammeln. Eine Magisterarbeit zum museumspädagogischen Projekt ist kurz vor der Fertigstellung.
„Für uns ist es eine außerordentliche Bereicherung, dass Pädagogikstudenten der Universität Magdeburg hier in so großer Zahl und weit über ihr Praktikum hinaus mitarbeiten", schätzt Dr. Karl-Heinz Kärgling, Leiter des Projektes Megedeborch, ein. „Sollte die Lehramtsausbildung nach Halle verlagert werden, haben die Studierenden dort nicht so ein Projekt, in dem sich künftige Lehrer mit der Idee des historischen Spiels auseinandersetzen können, um diese später in die Schulen zu tragen, an denen sie einmal unterrichten werden."