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10.06.2003 -  

Vorsitzender des Personalrates geht in den Ruhestand

Hochschulstruktur, Mensaessen, Kündigungen, Parkplätze, Arbeitsverträge, Mobbing, Beförderungen, Überstunden, Zielvereinbarungen, Fortbildung ... Die Themen ließen sich beliebig fortführen. Alle sind sie Teil der Arbeit von Personalvertretungen. Einer der „Gründungsväter" der Personalvertretung an unserer Universität ist Dr. Günter Sämann, von der Stunde „Null" an dabei und seit zehn Jahren Vorsitzender des „PR UNI Personalrat der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ohne Medizinische Fakultät". Im Juli wechselt er über die Altersteilzeit in den Ruhestand. Für den Uni-Report Anlass zu einem Gespräch mit ihm.

Wie kamen Sie zur Personalratsarbeit?

Schon immer gehörte ich zu jenen, die Aufgaben übertragen bekamen. Während des Studiums war ich für die Stipendienausgabe an die Kommilitonen in meiner Seminargruppe verantwortlich, später Vertrauensmann in der Gewerkschaft. Habe mich immer eingebracht. Bei den Kollegen war ich akzeptiert, und ich engagiere mich gern. Deshalb gab es für mich kein langes Überlegen, im Personalrat mitzuarbeiten. Dann habe ich meine Sache wohl so gut gemacht, dass ich zum Vorsitzenden gewählt und auch wiedergewählt wurde.

Das bedeutete ja auch eine Mehrbelastung an Arbeit, Terminen und Verpflichtungen. Wie war das zu koordinieren?

Anfangs war ich zu 50 Prozent für die Personalratsarbeit von meinen Aufgaben am Institut für Förder- und Baumaschinentechnik, Stahlbau, Logistik freigestellt. Aber es ist eine Illusion zu glauben, dass damit 50 Prozent für Lehre und Forschungsarbeiten bleiben. Bei einer Tätigkeit im universitären Gefüge von Lehrveranstaltungen und Forschungsaufgaben kommt es unweigerlich zu organisatorischen Synchronisationsschwierigkeiten. Deshalb bin ich dann zu 100 Prozent in die Personalratsarbeit gewechselt.

Zurückblickend, woran erinnern Sie sich – gern und weniger gern?

Es ist nicht ,das' große Ereignis, auf das ich zurückblicke. Es sind eher die vielen Kleinigkeiten, die zu Erfolgen geführt, die Beschäftigten geholfen haben; die gute Zusammenarbeit mit dem Dezernat Personalwesen oder wenn jemand einfach mal mit einem Blumenstrauß vorbeikam, um sich zu bedanken, weil wir ein Problem lösen konnten. Dafür hat sich die Arbeit gelohnt. Und es ist die sachliche Art und Weise, in der an die Aufgaben herangegangen wurde, an die ich mich gern erinnere.
Aber es gibt auch manche Enttäuschung. Personalräte fühlen sich oft nicht als gleichwertige Partner der Dienststellenleitung angenommen. Dies zeigt sich aktuell wieder in der Diskussion um die Zielvereinbarungen. Es ist der mangelhafte Informationsfluss innerhalb der Universität und so auch zum Personalrat, der die gemeinsame Arbeit belastet. Dabei würde der Personalrat durch umfassende Information, die für seine Arbeit notwendig ist, gerade in schwierigen Situationen in die Verantwortung genommen werden. Die würde er auch immer gern übernehmen.
Noch nie im Leben habe ich so viel auf so ganz unterschiedlichen Gebieten dazugelernt wie in meiner Tätigkeit für den Personalrat.

Ein neuer Vorstand wurde für den PR UNI bereits gewählt. Was würden Sie ihm mit auf den Weg geben?

Fragen aufwerfen, damit aufmerksam machen, wachrütteln. Fragen zwingen die Partner, Stellung zu beziehen. Feststellungen hingegen sind angreifbar, vor allem, weil der Personalrat immer auch ein Informationsdefizit gegenüber der Dienststellenleitung hat, darum also eher sparsam damit umgehen. Personalratsmitglieder müssen die Interessen aller Beschäftigten im Blick haben, also die Universität immer als Ganzes betrachten, von der Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften bis zur Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik.
Der Erfolg hat viele Väter, sagt das Sprichwort, deshalb wünsche ich dem neuen Vorstand viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich im Personalrat engagieren und seine Arbeit unterstützen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Dr. Günter Sämann   Photo: Perl

Letzte Änderung: 10.06.2003 - Ansprechpartner: Webmaster