Heiß-kalter Workshop im Chemischen Apparatebau
Bulgarische Gäste am Lehrstuhl Chemischer Apparatebau/h3>
Am Lehrstuhl Chemischer Apparatebau des Instituts für Apparate- und Umwelttechnik der Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik wurde in der zweiten Augusthälfte 2003 mit besonderer Intensität gearbeitet. Der Lehrstuhlleiter, Prof. Dr. Lothar Mörl, hatte vier bulgarische Professoren aus Burgas und Sofia zu einem Workshop – Workshop im Sinne von Arbeiten, nicht im Sinne von Reden über Arbeiten – eingeladen.
Die in Rekonstruktion befindliche Stätte des hauptsächlichen Geschehens, die Versuchshalle 15.1 des Heckmann-Gebäudes, bot dabei einen gespenstischen Anblick. Riesenbaugerüste und mit grauen Planen verhangene, abgeschirmte Versuchsstände ließen beim Blick in die lampenlos düstere Versuchshalle kaum erkennen, dass nicht nur Bauarbeiter tüchtig schafften, sondern an drei bis fünf Versuchsständen gleichzeitig trotz dieser widrigen Bedingungen Forschungs- und Studienarbeiten – vorschriftsmäßig, wie es sich für den Aufenthalt auf einer Baustelle gehört, mit aufgesetztem Arbeitsschutzhelm – vorangetrieben wurden.
So reichten zu den wöchentlichen, mehrsprachig geführte Lehrstuhlberatungen 40 Stühle oft nicht aus, um alle an den Arbeiten beteiligte Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter, Doktoranden, Bachelorstudenten und Praktikanten unterzubringen. In diesem anspruchsvollen Rahmen konnten bulgarische Studenten aus Sofia drei Bachelor-Arbeiten und eine Praktikumsarbeit erfolgreich verteidigen.
Prof. Dimiter Tomov Mitev von der Assen-Slatarov-Universität Burgas und Prof. Stojan Kraichev von der Universität für Chemische Technologie und Metallurgie Sofia bemühten sich in erster Linie um den Fortschritt der Arbeiten zweier bulgarischer Promotionsstipendiaten an zwei neuartigen Strahlschicht-Apparateentwicklungen.
Prof. Christo Karagiozov und Dafina Petrova aus Burgas unterstützten in der DFG-Forschergruppe „Membranen" die experimentellen Arbeiten der Doktorandin Desislava Achieva am Wirbelschicht-Membranreaktor. Prof. Andrei Minchev aus Sofia fördert mit seinem Wissen von Beginn an den Fortgang der Forschungsarbeiten der Doktorandinnen Plamena Tomova und Kamelia Douhteva auf dem Gebiet der Gewinnung pflanzlicher Wirkstoffe durch Wirbelschicht-Extraktion und schonende Trocknung mittels Adsorbentien und tiefen Temperaturen. Bei +35°C Außentemperatur und -20°C Innentemperatur wurde an den Versuchsanlagen im Tiefkühl-Container gearbeitet – keine leichte Aufgabe!
An der Durchlauf-Heißdampf-Wirbelschicht-Versuchsanlage DN 100 wurden bei Temperaturen zwischen 100 und 250°C in guter Abstimmung drei Aufgabenstellungen gleichzeitig – Gewinnung von ätherischen Ölen, Emissionsverhalten beim Rösten von Kaffeebohnen, schonende Trocknung von Sojabohnen – bearbeitet.
Weiterhin konnte mit Hilfe der Dr. WEIGEL Anlagenbau GmbH Magdeburg der Umbau einer Wirbelschicht-Anlage DN 200 zu einer leistungsfähigen Kreislauf-Heißdampf-Wirbelschicht-Anlage beendet werden.
Diese 14 Tage konzentrierter Forschungsarbeit waren zwar eine Belastungsprobe für alle, brachten aber einen kräftigen Impuls für das letzte Drittel des Jahres 2003.
Und als Pünktchen auf dem I war der Lehrstuhl Chemischer Apparatebau am ersten September-Wochenende Gastgeber des 4. ERASMUS-Meetings im Project for Joint Curriculum Development „Bachelor Degree Curriculum in Chemical Engineering" der University of Chemical Technology and Metallurgy Sofia mit Mitwirkenden aus Bulgarien, Griechenland, Frankreich, Italien und Deutschland.