Einen Magdeburger Maschinenbauer geehrt

25.09.2003 -  

Fakultät für Maschinenbau ehrt Hermann Gruson

„Ein besonderer Höhepunkt im Rahmen des Jubiläums der Universität wird die Namensgebung des Gebäudes 10 in Hermann-Gruson-Gebäude werden", begrüßte der Dekan der Fakultät für Maschinenbau, Professor Dietrich Ziems, die Gäste. Zahlreich waren Wissenschaftler, Mitarbeiter, Studierende und ehemalige Absolventen der Einladung zur Feierstunde Ende Juni 2003 gefolgt, um eine herausragende Persönlichkeit der Stadt zu ehren, die sich als Ingenieur, Unternehmer und Naturforscher große Verdienste erworben hat.

„Mit der Namensgebung in Gruson-Gebäude", so der Rektor Professor Klaus Erich Pollmann, „möchten wir auch eine werbende Wirkung erzielen. Die Gebäude der Universität wurden in den früheren Jahren mit Buchstaben gekennzeichnet, mit der baulichen Entwicklung kamen neue Gebäude hinzu, die Gebäude erhielten eine Nummerierung und nun werden immer mehr Gebäude der Universität zu Ehren hervorragender Wissenschaftler benannt." Der Senat und die Fakultät hatten sich für Hermann Gruson u. a. deshalb entschieden, weil er ein hervorragender Erfinder war und nahezu 50 Jahre in Magdeburg erfolgreich den Maschinenbau aufgebaut hat. Darüber hinaus wird auch sein naturwissenschaftliches Wirken (Astronomie) und seine intensive Beschäftigung mit der Pflanzenwelt gewürdigt. „Ich wünsche der Fakultät für Maschinenbau eine Zukunft, die ihrer Magdeburger Tradition gerecht wird", sagte Magnifizenz.

Im Foyer des Gebäudes enthüllte ein „Schulungsroboter" eine Gruson-Büste. Der Roboter wird für Lehr- und Forschungszwecke in der Baumaschinentechnik eingesetzt und simuliert und analysiert vielfältige Bewegungsabläufe für Bauaufgaben, bei denen Bauarbeiter bisher noch schwierige und gefährliche Arbeiten verrichten müssen. Eine Vitrine präsentiert seit der Namensgebung eine kleine Ausstellung mit Briefen, Büchern und Skizzen von Gruson und Werkstoffproben (Hartguss). Firmen und Institutionen wie Rautenbach-Guss Wernigerode, Förderanlagenbau Magdeburg, der Magdeburger Maschinenbauverein, METOP, der VDI-Landesverein, Georg Nachtwei und der Gruson-Freundeskreis haben durch ihr Sponsoring diese Ehrung möglich gemacht.

Grusons Lebensweg

Prof. Dr. Manfred Beckert, ehemals Direktor des Instituts für Schweißtechnik und von 1966 bis 1970 Rektor der damaligen TH „Otto von Guericke" sowie Herausgeber zahlreicher Schriften über herausragende Ingenieurpersönlichkeiten, würdigte Gruson in seinem Festvortrag als Persönlichkeit, der die Grundlagen des Maschinenbaus für Magdeburg geschaffen hat. Gruson, 1821 in Magdeburg geboren, hatte als Praktikant und später als Maschinenmeister in Berliner Firmen (Borsig und Wöhler) erste ingenieurtechnische Erfahrungen gesammelt. 1854 kehrte er als technischer Direktor der Maschinenfabrik Magdeburg Buckau zurück und eröffnete ein Jahr später eine eigene Firma. Bereits bei Borsig hatte er den Werkstoff Hartguss kennengelernt und stellte seit 1860 Eisenbahnschienen in seiner Firma her. Er setzte den Hartguss auch zur Produktion von Geschossen, Granaten und Kanonen sowie den zivilen Bereich ein. Gruson war Ehrenbürger der Stadt Magdeburg und starb 1895 in der Elbestadt.

Gruson hatte sich auch erfolgreich mit der Bestimmung einer nach ihm benannten Kakteenart beschäftigt. Nach seinem Tod hat der Magdeburger Industrielle Hermann Gruson den Bürgern seiner Vaterstadt die einzigartige Sammlung von Kakteen, Sukkulenten und anderen exotischen Pflanzen vererbt, die in den nach ihm benannten Gruson-Gewächshäusern seit 1896 zu sehen ist.

Professor Beckert schloss seinen Vortrag mit Grusons Worten „Es beschämt mich tief, eine so große Anerkennung zu erhalten, für das, was ich mich jederzeit nur für verpflichtet gehalten habe zu tun. Dass ich gerade in einer Zeit wirken konnte, wo für Technik und Ingenieurwissenschaft noch so unendlich viel zu tun war, beide eigentlich erst geschaffen werden mussten, und mir durch meine Stellung so viel Gelegenheit gegeben war, ... das war eine große Vergünstigung der Vorsehung."

Manfred Beckerts ingenieurtechnisches Schaffen und seine Verdienste um die Erforschung des Lebenswerkes Grusons wurden 1995 mit der Gruson-Ehren-Plakette geehrt. Er war der erste Ingenieur, dem diese hohe Auszeichnung, die vom VDI-Bezirksverein verliehen wird, zuteil wurde. Prof. Klaus Hoppe, Präsident der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt, verwies darauf, dass seit 1995 an 22 verdienstvolle Ingenieure, zu denen auch die Uni-Professoren Lothar Mörl und Helmut Tschöke gehören, die Gruson-Ehrenplakette verliehen wurde und würdigte ebenfalls den Magdeburger Ingenieur Gruson.

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