Ein Klinikneubau für die Zukunft
Blick von der Leipziger Straße auf den neugestalteten Eingangsbereich zum Universitätsklinikum Magdeburg vor dem Neubau des Haus 60 für die Bereiche Chirurgie, Teile der Inneren Medizin sowie Neuromedizin |
Neubaukomplex Chirurgie, Teile Innere Medizin und Neuromedizin übergeben
Mit etwa 28 000 Quadratmetern Nutzfläche ist der Neubaukomplex für Chirurgie, Teile der Inneren Medizin sowie Neuromedizin die größte Investitions- sowie umfassendste und aufwendigste Baumaßnahme in der bisherigen Geschichte des Uniklinikums. Im Rohbau des Haus 60 wurden insgesamt 45 960 Kubikmeter Beton und 5 083 Tonnen Stahl verbaut. Entstanden ist ein beeindruckender moderner Kankenhauskomplex zur Maximalversorgung der Patienten, dessen erster Bauabschnitt Ende August 2003 seiner Bestimmung übergeben wurde. Im Beisein des Ministerpräsidenten, Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, des Kultusministers, Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, des Oberbürgermeisters der Stadt Magdeburg, Dr. Lutz Trümper, des Rektors der Universität, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, und weiterer prominenter Gäste nahmen der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Prof. Dr. Hans Lippert, und der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Albert Roessner, den symbolischen Hausschlüssel entgegen.
Im neuen Klinikbau wurde ein zentraler Funktionsbereich u.a. mit 16 Operationssälen, Funktionsdiagnostik, dioagnostischer Radiologie, zentraler Notaufnahme, Physiotherapie, Klinikambulanzen und der zentralen Patientenaufnahme eingerichtet.
Umzug bei laufendem Betrieb
Seit Mitte Juli wurden Umzugskisten geschleppt, damit zur Übergabe auch alles fertig ist. Eine logistische Herausforderung bei laufendem Klinikbetrieb. Bereits am Abend des Umzugstages der OP-Bereiche wurde im Klinikneubau die erste Operation durchgeführt. Ein entzündeter Blinddarm machte sie erforderlich. Wenige Tage danach konnte schon die erste Leber in einem der neuen OP-Säle, die mit moderner Laser- und Kommunikationstechnik ausgestattet sind, transplantiert werden. In einem der 16 OP-Säle ist ein integriertes Operationssaalsystem installiert. Es ermöglicht die Kommunikation via Bildschirm mit Spezialisten außerhalb des OP-Bereichs, ja selbst außerhalb der Klinik und über Ländergrenzen hinweg. Durch einfaches „Antippen" mit der Fingerspitze auf dem Touch-Screen-Monitor kann der Operateur oder die OP-Schwester den Datenaustausch regeln, alle Geräte und Kameras im OP steuern, Zusatzbeleuchtung oder Musik einschalten. Zudem ist mit diesem System eine vereinfachte digitale Datenbearbeitung, -verwaltung und -speicherung der Operationsbefunde möglich.
Nach schweren Operationen werden die Patienten auf der Intensivstation in komfortablen Zwei- oder Einbettzimmern versorgt. Ein gesonderter Raum auf der neuen ITS steht ausschließlich für Gespräche mit Angehörigen zur Verfügung. Die Dokumentation der anästhesiologischen ITS erfolgt völlig papierlos. Auch Laboruntersuchungen und deren Ergebnisse können jederzeit über das klinikinterne Computersystem angefordert und abgerufen werden. Neben der geplanten Aufnahme von Patienten nach Operationen ist die Intensivstation auch für die Aufnahme von Notfällen zuständig.
Mit dem Bezug des Neubaus wurde eine interdisziplinär betriebene zentrale Notaufnahme, die über eigene Eingriffs- und Wiederbelebungsräume verfügt, in Betrieb genommen. Bereits in der ersten Woche wurden an die 500 Patienten behandelt. Ärzte für Innere Medizin, Chirurgie und Anästhesie sind ständig präsent, Ärzte anderer Fachrichtungen in Rufbereitschaft. Intensivstationen, Operationssäle, Röntgen- und bildgebende Diagnostik liegen in unmittelbarer Nähe.
Der neugeschaffene Zentralbereich der Klinik für Diagnostische Radiologie gehört von der gerätetechnischen Ausstattung zu den modernsten radiologischen Einrichtungen. Im Teilbereich „Allgemeines Röntgen" werden digitale Röntgenbilder aufgenommen. Gefäßdarstellungen und verschiedene interventionelle Maßnahmen sind im Teilbereich „Angiographie/Interventionelle Radiologie" möglich. Die „Schnittbilddiagnostik" verfügt über verschiedene digitale Sonographiegeräte sowie zwei Computertomographen, von denen einer beispielsweise Körperschichten von 0,5 mm Dicke erfassen kann, sowie zwei Kernspintomographen – der Modernere bildet im Gehirn auch zentrale Nervenbahnen ab und stellt am Herzen die Bewegungen der Klappen dar. Die in den drei Bereichen digital erstellten Bilder werden in einem digitalen Bildarchivierungs- und Bildübertragungssystem erfasst, mit dessen Hilfe sie auf Festplatten archiviert, an beliebige Orte der Klinik geschickt und dort auf Monitoren betrachtet werden können.
Etwa 500 Pflegekräfte versorgen nach Vollendung des II. Bauabschnitts 44 Intensiv- und 420 Normalpflegebetten. 14 Kliniken werden dann insgesamt im Haus 60 eine neue Heimat gefunden haben. Die Normalstationen verfügen über helle und freundliche Ein- und Zweibettzimmer. Jedes Patientenzimmer hat eine eigene Sanitärzelle mit Dusche und WC, Telefon- und TV-Anschluss sowie einen verschließbaren Schrank.
Die moderne Physiotherapieabteilung im 16 Physiotherapeuten versorgt die Patienten im Haus 60 und einiger anderer Bereiche des Klinikums.
Logistische Meisterleistungen verlangt die Ver- und Entsorgung der Kliniken. Aufgrund der Architektur des Hauses muss sie über einen Wirtschaftshof erfolgen. Täglich fahren etwa 95 LKW den Klinikneubau an und liefern bis zu 750 Transportcontainer. Betreut durch Versorgungsassistenten werden im modularen Versorgungssystem die im täglichen Geschäftsbetrieb benötigten Vorräte, vor allem Verbrauchsmaterialien und Arzneimittel, gelagert. Fahrerlose Transporter nehmen die Container mit geordertem Material am Wagenhof auf, transportieren sie automatisch über die Aufzüge zu den einzelnen Verbaucherstellen und nehmen die zur Entsorgung gefüllten Container von dort wieder mit. Zur Belieferung der einzelnen Verbraucher legen die kleinen roten Ver- und Entsorgungsroboter, von Patienten und Klinikmitarbeitern scherzhaft auch schon mal „Ferraris" genannt, im Haus 60 Tag für Tag bis zu 105 Kilometer zurück.
In Mitten von Hightech-Medizin und hektischem Klinikalltag findet sich im Neubau ein „Raum der Stille". Dorthin können sich Patienten, Angehörige, Mitarbeiter und Besucher zurückziehen – können Ruhe finden, ein Gebet sprechen, nachdenken, abschalten, ihre Sorgen verarbeiten, ihre Wünsche überdenken und die Angebote der ökumenischen Klinikseelsorge in Anspruch nehmen. Mit der Gestaltung des Raums folgte die Künstlerin Maren-Magdalena Sorger dem Thema „Baum des Lebens" – passend für viele Situationen im Krankenhaus.
Diese kleinen „roten Flitzer" fahren vollautomatisch zur Ver- und Entsorgung der Kliniken durch die Flure des Neubaus.