Diskurs, Macht und Prasxis im globalen Kapitalismus
Diskurs, Macht und Praxis im globalen Kapitalismus
Wie werden heute, im Zeitalter forcierter Globalisierung, soziale Realitäten geschaffen und dargestellt? Worin bestehen die Möglichkeiten und Grenzen politischer Artikulation und Praxis? Welche Rolle spielen dabei bestimmte Formen der Wissensproduktion? Und was hat das alles mit Macht zu tun? Diese und ähnliche Fragen standen im Mittelpunkt einer internationalen Konferenz, die zum Ende des Sommersemesters 2003 an unserer Universität stattfand. Geistes- und Sozialwissenschaftler sowie
-wissenschaftlerinnen aus 15 Ländern boten mit ihren Beiträgen eine Vielfalt von Zugangsweisen und Antwortvorschlägen, die eindringlich zeigte, daß die mehrschichtige Frage der Repräsentation und ihrer Reflexion von großer Aktualität ist und einer multi- bzw. transdisziplinären Bearbeitung bedarf.
Theorie der Hegemonie
Die Konferenz wurde mit einigen Begrüßungsworten des Rektors der Universität, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eröffnet. Daran anschließend hielt Ernesto Laclau, prominenter Politologe und Literaturwissenschaftler aus Essex, Großbritannien, den Hauptvortrag unter dem Titel „Popular Identities and Globalisation". Laclau erläuterte die Grundlagen seiner viel beachteten Theorie der Hegemonie und erinnerte dabei an die unauflösliche Verbindung von sprachlichen und außersprachlichen Tätigkeiten: Diskurs ist mehr als nur „Reden" oder „Text", während sich zugleich soziale Praktiken und Herrschaft nicht ohne Berücksichtigung sprachlicher Dimensionen angemessen erfassen lassen. Wer über Globalisierung reden will, darf insofern weder von Sprache noch von sprachlich vermittelten Versuchen der Hegemoniegewinnung durch einzelne soziale Gruppen, die ihre Partikularinteressen als allgemeine repräsentieren und durchsetzen wollen, schweigen.
Diese Einsicht zog sich thematisch auch durch die teils deutsch-, teils englischsprachigen Panelvorträge sowie die intensiven Diskussionen der fast hundert Teilnehmer und Teilnehmerinnen, unter denen auch viele Studierende der Magdeburger Universität waren. Zumindest drei weitere Problemkreise wurden in den zwölf Panels sowie in einer abendlichen Podiumsveranstaltung mit Ernesto Laclau, Dominique Maingueneau, Paris, Klaus Müller, Berlin, und Birgitta Wolff, Magdeburg, als theoretisch und praktisch brisante Felder erkennbar: Die wechselseitige Bedingtheit von (Gesellschafts-)Struktur und (individuellem bzw. sozialem) Handeln, die oft opake Vermittlung von Diskurs und Macht in Repräsentationspraxen und die Gleichzeitigkeit von vereinheitlichenden und pluralisierenden Tendenzen in den Prozessen wirtschaftlicher, politischer und kultureller Globalisierung.
Trotz der Vielfältigkeit der disziplinären, theoretischen und normativen Zugänge setzte die von Johannes Angermüller, Raj Kollmorgen, beide Institut für Soziologie, Jörg Meyer, Institut für Politikwissenschaft, und Dirk Wiemann, Institut für Fremdsprachliche Philologien, organisierte Konferenz Zeichen in der Möglichkeit transdisziplinärer Diskurse und der Vernetzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher institutioneller Kontexte. Nicht nur, aber auch vor diesem Hintergrund ist eine Fortsetzung der „transforma"-Konferenzreihe (Transdisziplinäres Forum Magdeburg) im kommenden Jahr geplant.
Sowohl die Kurzfassungen der diesjährigen Beiträge als auch die Ankündigungen zur nächsten Konferenz sind auf der webpage von „transforma" (www.transforma-online.net) abrufbar. Ein Tagungsband ist in Vorbereitung.