Ein Vertreter der Empirie
Ehrendoktorwürde für Prof. Dr. Wolfgang Franz
Erst zum zweiten Mal vergab die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft eine Ehrendoktorwürde. Sie verlieh diese anlässlich der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen an Prof. Dr. Wolfgang Franz, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung.
Die Fakultät fühle sich einer bestimmten Ökonomik verpflichtet, zu der die mathematische Theoriebildung und empirische Überprüfbarkeit gehörten, erläuterte der Dekan, Prof. Dr. Joachim Weimann, in seiner Laudatio. Der erste Ehrendoktor der Fakultät, Prof. Dr. Hans Werner Sinn, sei ein Theoretiker, der zweite nun eher ein empirischer Vertreter. "Ihnen gemeinsam ist, dass sie sowohl theoretische Grundlagen als auch die empirische Forschung nutzen, um ökonomische Zusammenhänge zu erklären."
Wolfgang Franz studierte in Mannheim Volkswirtschaftslehre. Er promovierte über Arbeitsmarktanalysen und habilitierte sich mit einer Arbeit über Jugendarbeitslosigkeit. Er war an der Harvard University und am National Bureau of Economic Research in den USA tätig und folgte Rufen an die Universitäten Mainz, Stuttgart und Konstanz. Seit 1997 ist er Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim und Inhaber eines Lehrstuhls an der dortigen Universität. Darüberhinaus ist er Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Wolfgang Franz sei von der Überzeugung angetrieben, dass Ökonomen einen festen Beitrag zur Politik leisten. Er stehe für Unbeugsamkeit jenen gegenüber, die glauben, er sei ihnen verpflichtet, so der Laudator. Professor Franz war Hauptgutachter für Wirtschaftswissenschaften bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und ist Mitherausgeber mehrerer wirtschaftswissenschaftlicher Zeitschriften. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die makroökonomische Volkswirtschaftslehre, die Arbeitsmarktforschung und die empirische Wirtschaftsforschung. Wolfgang Franz gelte als einer der führenden empirischen Arbeitsmarktforscher, schätzte Professor Weimann ein.
Seinen Festvortrag hatte Professor Wolfgang Franz unter das Thema Arbeitslosigkeit: Was wir wissen, was wir nicht wissen und warum wir es nicht wissen gestellt. Die Arbeitsmarktpolitik habe ihr Ziel verfehlt, führe zu gravierenden menschlichen Schicksalen und der Verschwendung von Humankapital. Eine gewisse Resignation habe sich breit gemacht, Arbeitslosigkeit werde in der Öffentlichkeit als schicksalhaft angesehen. Der Redner zeigte die historische Entwicklung der Wertschätzung der Arbeit auf und ging dann auf die Frage ein, was Arbeitslosigkeit ist. Arbeitslos seien jene, die arbeiten möchten, aber nicht dürften. Es gebe aber auch Ñunechte" Arbeitslose, die nur die Leistungen in Anspruch nehmen wollen, und es gebe Ñverdeckte" Arbeitslose, die von der Statistik nicht erfasst werden. ÑEigentlich wissen wir nicht exakt, wieviele Arbeitslose es gibt", so Professor Franz. Deutschland stehe zudem vor einem spezifischen Problem. In Abständen steige die Arbeitslosenzahl an und bleibe auf einem hohen Niveau, von dem die nächste Steigerung ausgehe, während in anderen Ländern die Arbeitslosenquote zwischenzeitlich wieder absinke, um dann von diesem niedrigen Niveau aus wieder anzusteigen. Die Ursachen für die immer höhere Arbeitslosigkeit sieht Professor Franz in der Inflexibilität, beispielsweise im Arbeitsrecht oder in der Lohnpolitik.
Den musikalischen Rahmen des Festaktes gestalteten Viktoria Malkowski, Violine, Sophia Kopf und Jordanka Godulla, Klavier, und die Sopranistin Aline Krieger vom Institut für Musik.