Ein Zentrum universitären Lebens
Einweihung des neuen Gebäudes der Universitätsbibliothek
"Bibliotheken sind geistige Tankstellen der Wissensgesellschaft, sie rechnen sich nicht, aber sie zahlen sich aus", formulierte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident, Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, zur Schlüsselübergabe für die neue Universitätsbibliothek Anfang Oktober 2003. Gut 800.000 Bände können im Neubau ausgeliehen oder an 690 Lesearbeitsplätzen, davon 60 abgeschlossene Einzelarbeitsplätze und 30 Arbeitsplätze in Gruppenräumen, gelesen werden. Zudem sind 60 OPAC-Plätze entstanden. Für sehbehinderte Nutzer wurden besondere Computerarbeitsplätze eingerichtet. 70 bis 80 Prozent der Bibliotheksbestände stehen den Nutzern in Freihandaufstellung direkt zur Verfügung. Die übrige Literatur wird im Magazin im Untergeschoss untergebracht, das mit platzsparenden fahrbaren Regalanlagen ausgestattet ist. Im Neubau wurde das Prinzip des einschichtigen Bibliothekssystems in einer zentralen Campusbibliothek umgesetzt. Mithilfe eines klar definierten Leitsystems können sich die Nutzer leicht orientieren. Im Erdgeschoss befinden sich die Ausleihe, der Informationsmittelbestand und allgemeine Literatur sowie die OPAC-Arbeitsplätze. In den Obergeschossen sind die Buch- und Zeitschriftenstellflächen jeweils gegliedert nach Fächern bzw. Fachbereichen. Auf allen Ebenen befinden sich Kopierräume.
Teilbibliotheken zusammen
"Büchersammlungen sind von jeher Bestandteil der europäischen Universitätslandschaft", erinnerte Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann. "Zehn Jahre nach der Gründung der Universität werden nun im Neubau Teilbibliotheken in einem Haus zusammengeführt." Die Bibliothek bzw. ihre Vorgängereinrichtungen mussten seit 1953 für die Aufbewahrung und Bereitstellung der Literatur verschiedene Provisorien nutzen, untergebracht in Bürogebäuden, Wohnheimen und Turnhallen. Ende der 90er Jahre dann waren alle zur Verfügung stehenden Raumkapazitäten erschöpft. "Dieses Gebäude ist das erste, das als Bibliothek geplant, ausgeführt und auch fertiggestellt wurde", erinnerte sich Kanzler Wolfgang Lehnecke. ÑWir sind sehr glücklich über den Neubau." Nach der Erarbeitung eines Bedarfsprogramms mit Machbarkeitsstudie wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Das Architekturbüro Auer + Weber + Architekten, Stuttgart, erhielt den Auftrag. 1999 war Baubeginn.
Das neue Bibliotheksgebäude setze unübersehbare Akzente und werde zum Kommunikationszentrum des Campus unserer Universität werden, schätzte der Rektor ein. Es entstand als Baumaßnahme des Landes mit finanzieller Unterstützung des Bundes unter der Projektleitung des Staatshochbauamtes Magdeburg und kostete insgesamt ca. 30 Mio. Euro. Der Entwurf des Gebäudes folgt dem Prinzip der Faltung eines "Betonbandes", das ausgehend von einer leicht geneigten Eingangsrampe spiralförmig um ein Atrium bis zum 3.Obergeschoss gelegt ist. Das glasgedeckte Atrium als räumliche Mitte des Gebäudes dient gleichzeitig der Erschließung der Bibliotheksbereiche, der natürlichen Beleuchtung sowie der zentralen Entlüftung. Insgesamt entstand eine Hauptnutzfläche von 10.230 Quadratmetern für die 7500 Kubikmeter Beton und 1500 Tonnen Stahl verbaut wurden. Innen wie außen zeigt sich mit den überlagernden Betondecken das Prinzip der Faltung. Im Innern der Bibliothek sind klare, überschaubare Räume entstanden. Die einzelnen Funktionsbereiche sind gut erreichbar. Im Eingangsbereich befinden sich ein Mehrzwecksaal, Ausstellungsflächen und eine Cafeteria. Drei so genannte Erschließungskerne enthalten Aufzüge, Fluchttreppenhäuser, Toiletten, Technikräume und Installationsschächte. Bei zukünftig steigender Bedarfsentwicklung kann in einem bereits geplanten zweiten Bauabschnitt unter Weiterführung des Faltungsprinzips der Bau um ein weiteres Geschoss aufgestockt werden.
Der Oberbürgermeister der Stadt Magdeburg, Dr. Lutz Trümper, lobte die besondere städtebauliche Qualität des Neubaus. Die neue Universitätsbibliothek verbinde die Wissenschaftszentren Askanischer Platz und Universitätsplatz und habe eine Brückenfunktion zwischen der Universität und der sie umgebenden Stadt. Wie ein Finger weist die aufgrund der Faltung des Bandes entstandene und von Säulen getragene Spitze des Gebäudes zur Campusmitte hin. Die in Ost-West-Richtung verlaufende Magistrale der Universität mündet im Osten in einen zentralen Platz, der sich zwischen den Haupteingängen von Mensa, Bibliothek, dem künftigen Rechenzentrum und dem ab Sommersemester 2004 zur Verfügung stehenden, dann größten, Hörsaal der Universität im Gebäude der alten Bibliothek zu einem wichtigen Treffpunkt des studentischen und universitären Lebens entwickeln wird. Im Herzen der Otto-von-Guericke-Universität ist ein wunderbarer und einzigartiger Wissens-, Arbeits- und Kommunikationsort entstanden.