Brüderchen, komm spiel mit mir!

02.12.2003 -  

Die Talente der Studierenden sind überaus vielgestaltig

Als künstlerische "Talenteschmiede" ist das Institut für Musik unserer Universität in vielen Bereichen mit den Studierenden der künstlerischen Studiengänge und des Lehramtsstudiums anerkannterweise präsent. Nun sorgt ein Student des Studiengangs Lehramt am Gymnasium in den Fächern Musik und Politikwissenschaften in einem ganz besonderen Metier für Furore. Der 25-jährige Sebastian Hengstmann präsentierte mit seinem um drei Jahre jüngeren Bruder Tobias in der "Magdeburger Zwickmühle" das erste eigene politisch-satirische Programm – "Bruder schafft" mit Namen und mit selbstgeschriebenen Texten und Songs. Publikum und Kritiker waren vom "Debüt" der beiden Youngsters so begeistert, dass die "Magdeburger Zwickmühle" außerplanmäßig (vorerst) noch zwei zusätzliche Vorstellungen für dieses Programm ansetzte.

"Haben Sie einen großen Bruder?", fragt mit verschmitztem Lächeln der smarte Tobias Hengstmann ins Publikum und lädt ein zur "Selbsthilfegruppe für kleine Brüder". Im Programm ist er das "Objekt obskurer Belehrungsversuche" seines großen Bruders Sebastian. Beide Hengstmann-Brüder, seit früher Kindheit musikalisch auf mehreren Instrumenten, in Chor und Theatergruppe, als Bandleader, Text- und Song-schreiber, und im Falle von Sebastian Hengstmann auch schon mit "Zwickmühlen-Erfahrung", kulturell überaus aktiv, thematisieren in ihrem ersten Kabarettprogramm Bruderschaft und Brüderlichkeit, Bruderliebe und Bruderzwist, vor allem aber das spannungsgeladene Verhältnis zwischen "Big Brother" und "Little big horn" im Privaten und Politischen. Und so ist das pointenreiche, dramaturgisch durch den fast spielerisch-leichten Wechsel von Text und Lied, von Solo und Spielszene geschickt zusammengestellte Programm ein durch und durch politisch-satirisches. Gerhard Schröder und sein großer "Bruder" George W. Busch, die CDU und ihr großer "Bruder" Angela Merkel, der Sozialstaat und sein großer "Bruder" AGENDA 2010 – die Themen reichen von PISA und der aktuellen Bildungspolitik in Sachsen-Anhalt, über Arbeitslosigkeit, Gesundheits- und Rentenreform bis zum "Weltgendarm" USA.

Das Programm scheint nur auf dem ersten Blick eine Folge von losen Nummern, geschickt durch musikalische Beiträge mit Gitarren-, Kontrabass- und Klavierbegleitung verbunden, zu sein. Es ist mehr noch: eine Abendunterhaltung, ein Pro & Contra-Dialog, ein "Duell" der Argumente. Dass der kleine Bruder Tobias den Verbalattacken und gutgemeint-belehrenden Ratschlägen seines großen Bruders Sebastian in "Blut und Geist" mit schlagkräftigen Pointen und hintersinnigem Humor kontert und dabei mit seinem Gesicht mehr sagt als oft mit einer verbalen Entgegnung, die meistens immer ins Schwarze trifft, macht den Spaß dieser omnipräsenten Bruderschaft auf der "Zwickmühlen"-Bühne aus.

Vom langen Weg zur Schule

Brüderlich vereint sieht man beide als Kids auf dem Schulweg und nach der Melodie eines Kinderliedes über die Schließung ihrer Schule und den täglichen Endlosweg zur neuen Schule nachdenkend. Und natürlich fehlt auch ein satirischer Seitenhieb auf die Absichten, die Lehramtsausbildung und das Institut für Musik nach Halle "auszulagern" nicht.

Musikalisch ist das Programm von professionellem Zuschnitt. Die musikalischen Talente der beiden beleben das Programm ungemein. Aus dem musikalischen Stoßseufzer "Mein Bruder schafft mich" zu Beginn des Programms wird am Ende die musikalische Aufforderung "Reicht euch die Hände und feiert die Brüderlichkeit". Und das ist nach knapp zwei Stunden satirischem Feuerwerk wie "Licht am Ende des Tunnels".

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