Stadt wird zum Konzertsaal

02.12.2003 -  

Chor im Raum

400 Sängerinnen und Musiker ließen Mitte Oktober 2003 Magdeburgs Innenstadt erklingen. "Chor im Raum" hieß das Projekt, das öffentliche Plätze zu Konzertsälen umfunktionierte. Sechs Magdeburger Chöre sangen bereits am Nachmittag am Blauen Bock (Ernst-Reuter-Allee/Breiter Weg), auf dem Alten Markt, in der Goldschmiedebrücke und vor dem ehemaligen Haus des Lehrers (Breiter Weg). Sie sollten die Magdeburger aufmerksam machen. Aufmerksam machen auf Gebäude und Plätze, die das Stadtbild sowohl bereichern als auch abwerten können. Am Abend vereinigten sich alle Chöre, Perkussionisten, Didgeridoo- und Jambaspieler sowie eine 70er-Jahre-Big-Band zu einem außergewöhnlichen Programm im Garten der Möllenvogtei. Es sollte bewusst gemacht werden, dass ein Platz mehr sein kann als nur ein Durchgangsraum. Es kann genauso gut ein Kultur- und Kommunikationsraum entstehen.

Inszeniert wurde das Projekt von fünf Studenten des Studiengangs "Cultural Engineering" und diente als Auftaktveranstaltung des ersten Stadtkongresses "inter aktion stadt".

Ziel war es, was scheinbar künstlich getrennt ist, zu verbinden. Es gibt Theorie und Praxis. Es gibt Studiengänge mit verschiedenen Disziplinen. Es gibt eine Stadt mit einer Universität. Manchmal glaubt man, dass künstliche Grenzen trennen, was eigentlich zusammengehört. "Chor im Raum" wurde kulturwissenschaftlich konzipiert, ökonomisch kalkuliert, rechtlich abgesichert, logistisch umgesetzt und mit Hilfe von Wissensmanagementstrategien dokumentiert und reflektiert.

Auf einem von insgesamt 13 Workshops des Kongresses "inter aktion stadt" wurde dieses Projekt Verantwortlichen der Stadt, Interessenvertretern und Kulturschaffenden vorgestellt. Gezeigt werden sollte, inwieweit man Eventmanagement als Teil des Stadtmarketings nutzen kann und welche Bedeutung eine Universität im städtischen Alltag haben kann und hat. Geht man davon aus, dass ein Event mehr als nur Erlebnis- und Unterhaltungspotenzial liefern soll, so bedarf es genauer Analysen. Es müssen Fragen hinsichtlich der Publikumsbedürfnisse, mentaler Programme und physischer Dimensionen geklärt werden, die oft vernachlässigt werden. Hierbei kann – am Beispiel "Chor im Raum" hat sie es bewiesen – die Universität einen entscheidenden Beitrag leisten.

Mit einem Projekt wie "Chor im Raum" unternahm "Cultural Engineering" den Versuch, künstlich Grenzen aufzuheben und Netzwerke zu bilden. Netzwerke zwischen Disziplinen und Fakultäten, die Verbindung zwischen theoretischem Verständnis und praktischer Umsetzung. Und ein Netzwerk mit der Stadt und ihren Bewohnern.

Letzte Änderung: 02.12.2003 - Ansprechpartner: Webmaster