Schwerpunkt Gehirn
Erxlebenprofessorin Siegrid Löwel
Im Wintersemester 2003/04 wurde die Privatdozentin Dr. Siegrid Löwel, Neurobiologin, auf die Dorothea-Erxleben-Professur berufen.
Sie studierte Biologie mit den Schwerpunkten Zoologie, Biochemie und Pharmakologie an den Universitäten Würzburg und Frankfurt/Main; promovierte zu einem Thema der Hirnforschung bei Professor Wolf Singer und war Stipendiatin am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt. Sieben Jahre arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am dortigen Institut. An der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt/Main habilitierte sie sich für das Fach Zoologie. Seit 1997 arbeitet die Wissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg und baute dort die Forschergruppe "Visuelle Entwicklung und Plastizität" auf, die sie auch leitet.
Seit 1998 ist die Neurobiologin an unserer Universität in der Lehre tätig, im gleichen Jahr erfolgte die Umhabilitierung an die Fakultät für Naturwissenschaften. Sie arbeitet am neu etablierten Studiengang Neurobiologie/Neurowissenschaften mit und hält Vorlesungen sowie Grund- und Spezialpraktika u. a. zur funktionellen Neuroanatomie/Histologie und zur Plastizität des Nervensystems. Für einen Gastaufenthalt als Research Associate Professor/Associate Research Physiologist wurde sie an die School of Medicine, Department of Physiology der University of California, San Francisco, U.S.A., eingeladen.
Im Zentrum ihrer Forschungsarbeiten steht die Erforschung neuronaler Schaltkreise im Gehirn, die unseren Wahrnehmungsleistungen und krankheitsbedingten Wahrnehmungsstörungen zugrunde liegen sowie die Aufklärung der Mechanismen ihrer Entwicklung und lernabhängigen Plastizität. Die Wissenschaftlerin befasst sich mit Schlüsselfragen der Neurobiologie, u.a. damit wie Erfahrung und Lernen in kognitive Prozesse hineinwirken und welchen Einfluss genetische Faktoren dabei haben. Die Beantwortung der Fragen eröffnet neue Entwicklungsmöglichkeiten klinisch relevanter Konzepte zur Unterstützung von Heilungsprozessen im erkrankten Gehirn.
Siegrid Löwel ist Autorin und Mitautorin zahlreicher Übersichtsartikel und Veröffentlichungen im In- und Ausland auf den Gebieten der Neurowissenschaften und Neurobiologie. Als Mitglied einer internationalen Forschergruppe wurde sie mit einem der sehr begehrten Human Frontiers Science Program Research Grants (Fördergelder) ausgezeichnet. Des Weiteren wurde ihr eines der renommierten Stipendien im Hertie-Exzellenzprogramm Neurowissenschaften verliehen.
Im Wintersemester 2003/04 führt die Wissenschaftlerin eine unioffene Lehrveranstaltung, die Ratgeberrunde "Female Future" für Studentinnen und Doktorandinnen, durch. Diesen "Studentinnenstammtisch" möchte Siegrid Löwel zum Kennenlernen und Erfahrungsaustausch zu allgemeinen Problemen der Studienorganisation nutzen. Dabei geht es ihr um Fragen, wie Beruf und Familie zu kombinieren sind, wie der eigene Weg im Wissenschafts- und Universitätssystem zu finden ist und wie tragfähige Zukunftsperspektiven zu generieren sind.
Dorothea-Erxleben-Professur
Die Dorothea-Erxleben-Professur wurde 1997/98 an der Otto-von-Guericke-Universität eingerichtet. Mit ihr möchte die Universität besonders Wissenschaftsdisziplinen fördern, in denen Frauen unterrepräsentiert sind. Zugleich sollen Forscherinnen die Chance zur weiteren fachlichen und persönlichen Profilierung erhalten. Bisher hatten Wissenschaftlerinnen aus den Disziplinen Informatik, Medizin, der Wirtschaftswissenschaft und der Mathematik für ein oder zwei Semester diese Professur inne. Benannt ist sie nach Dorothea Erxleben (1715 bis 1762), die als erste deutsche Frau 1754 in Halle den medizinischen Doktortitel erwarb.