Mehr als nur eine neue Hülle
In einem "in die Jahre gekommenen" Gebäude entstanden modernste Labore, Seminarräume, Büros und ein Hörsaal
Diese aufwendige Investition könne sich nur amortisieren, wenn sie effektiv für Forschung und Lehre genutzt werde, unterstrich Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann auf der Festveranstaltung zum Abschluss der Rekonstruktionsarbeiten am Gebäude16 Ende Oktober 2003. Die Baustelle des Gebäudes ist einst zum "Jugendobjekt" erklärt worden, soll heißen, die Bauschaffenden waren in besonders hohem Maße junge Leute. Auch heute noch sollte das Gebäude 16 ein "Jugendobjekt" sein, sollte die Jugend aufnehmen, sollte für Studierende eine Stätte des Lernens und für junge Nachwuchswissenschaftler eine Stätte des Forschens sein, gab Rektor Pollmann den Nutzern des Gebäudes mit auf den Weg.
Mit der Einführung des Diplomstudienganges "Technische Physik" 1959 und der Immatrikulation der ersten Chemiestudenten im gleichen Jahr wurde sehr schnell deutlich, dass nur ein Neubau den wachsenden Anforderungen an Lehre und Forschung entsprechen kann. Baubeginn für das heutige Gebäude 16, in dem das Chemische und das Physikalische Institut eine Heimstatt finden sollten, war 1960. Auch wenn es ab 1969 keinen Diplomstudiengang für Chemie mehr gab, sind doch die vor allem in ein ingenieurwissenschaftliches Umfeld eingebundenen Forschungsprojekte der Chemie aus der Universität nicht mehr wegzudenken. Anfang der 90er war nach 30 Jahren Lehr- und Forschungsbetrieb die Ausstattung des Gebäudes "in die Jahre gekommen". Pläne für Umbau- und Sanierungsmaßnahmen wurden geschmiedet. In mehreren Bauabschnitten wurden u.a. der Hörsaal 5 rekonstruiert, entsand das Mikrostrukturzentrum, wurden Labore, Büros und Seminarräume komplett saniert, umgebaut, neugestaltet. Und das alles bei laufendem Betrieb. Dies erforderte von allen Beteiligten höchste Anstrengungen und verlangte ihnen viel Geduld ab. Doch die Mühen haben sich gelohnt. Sowohl Laboreinrichtungen als auch die apparative Ausstattung der Labore sind auf dem modernsten Stand. In der mittleren Etage des Haupttreppenhauses wurde eine kleine Ausstellung über Otto von Guericke und allerlei physikalisches und chemisches Gerät gestaltet.
Kultusminister Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz bezeichnete das für 24 Mio. Euro rekonstruierte Gebäude 16 als einen Meilenstein für die weitere Profilierung der Universität. Durch seine zentrale Lage sei es leicht zu erreichen, zu vernetzen und fördere die Kommunikation. Der große Hörsaal werde fakultätsübergreifend genutzt, so habe er am Belegungsplan gesehen: Vorlesungen in Kostentheorie und -rechnung ebenso wie in Grundlagen der Informatik. Und dass manchmal auch der "Hörsaal im Dunkeln" ist, konnte sich der Minister nicht recht erklären. Die Auflösung: an den Kinoabenden.
Seit 23 Jahren bestimmt Prof. Dr. Harald Böttger, Institut für Theoretische Physik, die Physikausbildung in diesem Gebäude mit. Er zeigte auf, wie sie sich vor allem auch im Hochschulerneuerungsprozess nach der politischen Wende in der DDR profiliert hat. Die Physik ist federführend an zwei Forschungsschwerpunkten der Universität beteiligt. In Magdeburg gebe es eine leistungsfähige und das Profil der Universität mitbestimmende Physik, resümierte Professor Böttger.
Prof. Dr. Dieter Schinzer, Chemisches Institut, erinnerte an die Chemieausbildung im Diplomstudiengang, für die Ingenieure und Mediziner und im Lehramtsstudiengang. Die Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik feiert in diesem Jahr ihr fünfjähriges Bestehen. Die Einbindung des Chemischen Instituts in diese Fakultät wird weitestgehend als moderne Konstellation bewertet, die eine ganzheitliche Betrachtung, quasi vom Molekül bis zum Produkt, erlaubt.
Zwei Festvorträge rundeten die Feierstunde ab. Zur Kontrolle von Oberflächenreaktionen sparch Prof. Dr. Gerhard Ertl, Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft. Prof. Dr. Ekkehard Winterfeldt, ehemaliger Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker, sprach über Molekulare Abschreckung – Verteidigungsstrategien mariner Organismen.