Schöppensprüche editiert
Eike-von-Repgow-Preis 2003
Auf die Erforschung des Magdeburger Rechts brachte den diesjährigen Preisträger des Eike-von-Repgow-Preises, Prof. Dr. Friedrich Ebel, ein biographischer Zufall. Nach der Annahme einer Professur in Bielefeld zeigte sich, dass dort mangels einer entsprechenden Bibliothek die Weiterarbeit an der geplanten Geschichte des Versicherungsrechts nicht sinnvoll durchzuführen war. Zugleich fand sich unter einigen Zetteln in einem Buchgeschenk seines Vaters ein alter Leihschein mit einem Vermerk über handschriftliche Magdeburger Schöppensprüche. Nachforschungen ergaben, dass es sich um eine kleine Sammlung von Sprüchen aus dem 16. Jahrhundert für Burg an der Elbe bzw. den Möllenvogt von Magdeburg handelte. Das Interesse war geweckt.
Die Verleihung des Eike-von-Repgow-Preises an Prof. Dr. Friedrich Ebel, Ordinarius für Bürgerliches Recht und Deutsche Rechtsgeschichte an der Freien Universität Berlin, würdigte seine grundlegenden Editionen Magdeburger Schöffensprüche und Rechtsquellen, seine Forschungen zum Magdeburger Recht und Sachsenspiegel sowie die Bemühungen um die Rechtsbeziehungen zwischen Magdeburg und Europa. Seine kritischen, wissenschaftlichen Veröffentlichungen sind bis heute einzigartig und repräsentieren den derzeitigen Stand der Editionsarbeiten zum Magdeburger Recht. Dem Preisträger gelang es, Magdeburg als Rechtsmetropole in das Bewusstsein der Wissenschaft zurückzurufen. Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper würdigte die diesjährige Preisverleihung deshalb auch als etwas Außergewöhnliches, da sich Professor Ebel mit seiner Edition zum Magdeburg Recht besonders um den Namen Magdeburgs verdient gemacht habe.
Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, verwies auf die Einzigartigkeit des Preises, vergeben gemeinsam von der Stadt Magdeburg und der Otto-von-Guericke-Universität. Zudem machte er darauf aufmerksam, dass mit der geplanten Erweiterung der Europäischen Union viele Staaten zur EU hinzu kämen, in denen jahrhundertelang die Magdeburger Rechtssprechung galt.
Auf das vor dem Neubau der Universitätsbibliothek aufgestellte Kunstwerk "Eike von Repgow und der Sachsenspiegel" des Malers und Bühnenbildners Frank Borisch machte Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann aufmerksam und nannte es ein Symbol für die Geisteswissenschaften an der Otto-von-Guericke-Universität, die einen festen Platz innerhalb der Universität haben und unabweichlich zu ihrem Profil gehören.
Den Festvortrag hatte der Preisträger unter das Thema "Dar sint gesacte gsworen scheppen to, de des rechtes und gerichtes in Sassenlande und so ferne dat geit warden," – Vom Sachsenspiegel-Landrecht zum Magdeburger Recht gestellt.
Oberbürgermeister Trümper informierte zudem, dass der Festakt zur Preisverleihung, an dem auch Preisträger der vergangenen Jahre teilnahmen, der Auftakt zu einer Konferenz Rechts- und Sprachtransfer in Mittel- und Osteuropa: Sachsenspiegel und Magdeburger Recht der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und der Juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Leipzig war, an der sich Wissenschaftler u.a. aus Litauen, Polen, Weißrussland, Ungarn, Estland, der Ukraine und der Slowakei beteiligten.