Sparzwang vs. Bildungsökonomie
Eine Gesprächsrunde
In den zurückliegenden 13 Jahren wurde in Sachsen-Anhalt eine vielgestaltige Hochschullandschaft gefördert und von den Menschen in den Universitäten und Fachhochschulen mit viel Engagement aufgebaut. Nun legt die Landesregierung eine neue, heftigst kritisierte, Strukturplanung, verbunden mit weitreichenden Einschnitten in die Hochschullandschaft, vor. Wie können Kosten gespart werden, ohne Qualität zu verlieren? Welche tatsächlichen Effekte haben Investitionen in die Hochschullandschaft? Wie kann die Grundversorgung mit hochschulspezifischen Leistungen für ganz Sachsen-Anhalt gesichert werden? Diese und ähnliche Fragen standen im Mittelpunkt der Diskussionsveranstaltung Sparzwang versus Bildungsökonomie – gerät die Hochschullandschaft in Sachsen-Anhalt aus dem Gleichgewicht?, zu der das Landesbüro Sachsen-Anhalt der Friedrich-Ebert-Stiftung Mitte Oktober 2003 eingeladen hatte. Im Podium saßen die Landtagsmitglieder Katrin Budde (SPD), Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit, und Marco Tullner (CDU), Ausschuss für Bildung und Wissenschaft, der Rektor der Universität, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, und der Sprecher des Studentenrates Paul-Gerhard Stieger. Im Auditorium jedoch nur sehr wenige Universitätsmitarbeiter und Studierende, um für ihre Universität und die behutsame Änderung der Hochschulstrukturen im Land bei den Abgeordneten Lobbyarbeit zu leisten.
Grundsätzlich waren sich alle Diskutanten einig über die große Bedeutung, die den Hochschulen als Innovationsträger, als zentraler Faktor in der Wirtschafts- und Sozialstruktur, als Arbeitgeber, als kulturelle Kraft zukommt. Marco Tullner jedoch beharrte auf dem Standpunkt der Landesregierung, auch die Hochschulen müssten sich am Einsparungsprozess beteiligen. Katrin Budde von der Opposition hingegen meinte, dass die Hochschustandorte so differenziert ausgebaut wurden, eben weil sie Wirtschaftsfaktoren seien. Jedes Unternehmen, was seine prospirierendsten Bereiche kürze, wäre als "idiotisch" gebrandmarkt. Genau dies aber habe die Landesregierung mit der Umstrukturierung der Hochschullandschaft vor.
Rektor Pollmann forderte, den Hochschulen die Mittel nicht in solchem Rahmen in so kurzen Fristen, wie von der Landesregierung vorgesehen, zu kürzen. Es gehe um die Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulen im Land. Sie bräuchten verlässliche Aussagen, um junge Leute ins Land zu holen.
Paul-Gerhard Stieger machte auf die vielen Aktivitäten der Magdeburger Studierenden aufmerksam und kritisierte, dass in der gegenwärtigen Hochschulstrukturdebatte nur die Finanzen eine Rolle spielten. Über Inhalte werde viel zu wenig diskutiert. Vor der Podiumsdiskussion hatte Prof. Dr. Joachim Weimann von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft die Möglichkeit, Ergebnisse seiner Studie zu regionalökonomischen Effekten von Hochschulen vorzustellen.