Kommt bitte wieder!
Magdeburger Universitätschor gab geistliche Konzerte in Tirols Landeshauptstadt
Zehn Jahre war es im Oktober 2003 her, dass Prof. Dr. Wolfram Neumann von der Orthopädischen Universitätsklinik aus 50 Ehemaligen des Domchores den Magdeburger Universitätschor gründete. Kein Geringerer als Kirchenmusikdirektor Günther Hoff konnte für die Chorleitung gewonnen werden. Das war nur ein Anlass, zu reisen. Zehn Jahre Bestehen waren zehn Jahre Verkündigung, Erarbeitung von katholischen Messen und protestantischen Oratorien, Hochämtern in katholischen Kirchen, aber auch die Gestaltung von Immatrikulations- und Exmatrikulationsfeiern sowie Akademischer Gottesdienste – Chormitglieder beider Kirchen mit Auftritten in Jerusalem und Nazareth, in Rom oder Assisi, im Magdeburger Dom oder in St. Petri.
Der sich völlig autonom finanzierende Chor, eine hohe Sangeskultur entwickelnd, war als "Botschafter" für Magdeburg und seine Universität unterwegs, hat vielen Menschen Freude gebracht, hat Ökumene praktiziert. Auch das wäre Anlass, zu feiern, also zu reisen. Aber den Grund lieferte der Magdeburger Prämonstratenser-Pater Gottfried O.Praem, der viele Jahre in Magdeburgs Katholischer Universitätskirche St.Petri für die Musik zuständig, mit Günther Hoff und dem Unichor nicht nur fruchtbar zusammenarbeitet, sondern eng befreundet ist. Er fädelte die Kontakte zu den Serviten, einem kleinen Bettelmönchsorden, in Innsbruck (Universitätsstadt seit 1677) ein.
Zwei Wochen bevor sich der singende Treck mit zwei Bussen Richtung Österreich in Bewegung setzte, stand leider fest: Der Magdeburger Universitätschor muss ohne seinen Chorvater und Dirigenten Günther Hoff reisen, der wegen einer Hand-OP ausfiel. Glücklicherweise sprang der Kreiskirchenwart, Organist und Leiter der Zerbster Kantorei wie auch des Magdeburger Telemann-Chores Tobias Eger ein. Über Leipzig, München und Garmisch-Partenkirchen gelangten Anfang Oktober 2003 fast 100 Chorsängerinnen und -sänger, Solisten, der Dirigent mit Gattin und eine kleine, aber wichtige Anzahl von "Fans" in die Landeshauptstadt Tirols.
Abendmesse gestaltet
In der frühbarock-schlichten Servitenkirche mit angeschlossenem Kloster im Herzen der Innsbrucker Altstadt, 1624 nach Brandverwüstung neu aufgebaut, gestaltete der Magdeburger Unichor, der Organist und Kirchenmusiker Stefan Nusser (Leipzig), Stefanie Fels (Sopran), Erik Bänecke (Tenor und Trompete) und Mathias Ott (Bass) die Abendmesse mit der Messe G-Dur (D 167) von Franz Schubert, die Lesung, Gebete, Predigt und Segen des Priors ummalte. Nach einem Stück für Orgel und Trompete von Henry Purcell brach sich tosender Beifall der sitzenden und stehenden Zuhörer in der übervollen Kirche Bahn. Ein herzliches "Vergelt's euch Gott!" des Priors und eine erneute Einladung für den September 2004 waren Lohn für eine Sprache, die offensichtlich jeden erreicht hat.
Am nächsten Tag ein 70-Minuten-Chorkonzert mit "Musik aus vier Jahrhunderten", mit achtstimmigen Motetten und Chorälen, etwa aus der Johannespassion J.S. Bachs, mit Werken von Mozart, Mendelssohn-Bartholdy, Bruckner oder Franck – alles a-cappella –, aber auch mit Stücken aus Händels "Messias" (Sopran, die Altistin Anne Schuldt, Bass und Orgel), von Reger (Alt und Orgel) oder aus Louis Viernes Liederfolge "Les Angelus" für Sopran und Orgel, erreichte das Publikum Innsbrucks ganz unmittelbar. Noch gebannt vom Klang der Stimmen vergingen etliche Sekunden, ehe der herzliche Beifall ertönte, eine Art "Danke", und ein Zeichen für unmissverständliches Verstanden-worden-sein.
Nicht nur in jeder Kirche, die besichtigt wurde – ein Markenzeichen des Magdeburger Universitätschores – wurden aus dem Repertoire Choräle gesungen (manchmal gab es spontanen Beifall der Touristen). Als der Chor sich im tristen Hotel-Foyer, inmitten des Geräuschpegels der musikalischen Dauerbeschallung und der Geschäftigkeit von Besuchern, Empfangsdamen und Kellnern als Reminiszenz mit dem Lied Innsbruck, ich muss dich lassen verabschiedete, standen selbst der Kellner aus Bratislava, das slowenische Reinigungsmädchen oder die Besuchergruppe aus Japan für eine Weile still, für die Länge des Liedes hingegeben der Musik.
Gesang – eine ,Sprache', die jeder versteht!