Aus dem Buch „Mama, was ist Auschwitz?"
Lesung mit Iris Berben in der neuen Universitätsbibliothek
Iris Berben, eine der charismatischsten deutschen Schauspielerinnen mit großem Engagement für die Aussöhnung zwischen Deutschen und Juden, gegen Rassismus und Fremdenhass war sichtlich überrascht angesichts der mehr als 350 Besucher, die zu ihrer Lesung aus dem Buch Mama, was ist Auschwitz? von Annette Wieviorka Mitte November 2003 in die neue Universitätsbibliothek auf den Campus am Universitätsplatz gekommen waren. Dass dieser Umstand auch der großen Popularität der u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz und dem "Leo-Baeck-Preis" des Zentralrates der Juden in Deutschland geehrten Künstlerin geschuldet war, gab Iris Berben unumwunden zu. "Ich nutze meine Popularität, um mit diesen Lesungen in Schulen, Universitäten, Kirchen und Theatern politisch zu wirken. Was ich hier mache hat aber nichts mit meinem Beruf als Schauspielerin zu tun. Es ist für mich ein Stück Selbstverständlichkeit wider das Vergessen und Verdrängen, gegen Wegschauen und Gleichgültigkeit und hat für mich viel mit Zivilcourage zu tun", antwortete die Künstlerin, noch ganz unter dem Eindruck eines längeren Israel-Aufenthaltes für eine Reportage des ZDF, auf meine Frage auf der Pressekonferenz vor Beginn der Lesung.
Die 22-jährige Studentin Jana Vandrich aus Magdeburg hatte kurzfristig für Oliver Berben den Lesepart der Tochter im Auschwitz-Dialog der französischen Historikerin Annette Wieviorka übernommen. Sie hat in ihrem Text auch Erfahrungen vom Historikerstreit um die Wehrmachtsausstellung bis zu den Filmen Schindlers Liste und Das Leben ist schön, die Auschwitz und den Holocaust thematisieren, verarbeitet. Dies macht den faktenreichen Text um so aktueller.
Mit einer gänzlich unkapriziösen Art der Vermittlung des Textes wurde die Lesung aus Mama, was ist Auschwitz? zu einem zutiefst bewegenden emotionalen Erlebnis. Wohl auch deshalb, weil man das Gefühl hatte, dass sich Iris Berben mit ihrer ganzen Persönlichkeit und ihrer künstlerischen Arbeit für das Anliegen dieses erschütternden Buches über den Genozid an den europäischen Juden einsetzt. In der anschließenden Diskussion bekräftigte Iris Berben eindringlich die Notwendigkeit solcher Projekte, wie "Schule ohne Rassismus – Schule mit Zivilcourage" und der CIVITAS-Netzwerkstelle des Vereins "menschen(s)kinder", die neben der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und der Otto-von-Guericke-Universität Veranstalter dieser Lesung war, die Iris Berben im zurückliegenden Jahr in mehr als 30 Städte Deutschlands führte. Iris Berben selbst ist Mitbegründerin der deutschlandweiten Initiative "Gesicht zeigen – Aktion weltoffenes Deutschland e.V.". Der Erlös der Lesung in Magdeburg ging zu gleichen Teilen an diese Initiative, an das Projekt "Schule ohne Rassismus – Schule mit Zivilcourage" und an einen von Iris Berben an der Hebräischen Universität Jerusalem eingerichteten Studentenfonds für Hirnforschung.