Ein Wirtschaftspädagoge
Im Kontext didaktischer Theorie und Praxis
Mit Wirkung vom 1. Oktober 2003 ist am Institut für Berufs- und Betriebspädagogik die Professur für Fachdidaktik Wirtschaft und Verwaltung mit dem Schwerpunkt Neue Medien wiederbesetzt worden. Die Aufgabe übernahm Prof. Dr. phil. habil. Hanns-Peter Bruchhäuser, der diese Funktion bereits seit dem Wintersemester 2000/01 vertretungsweise wahrgenommen hatte, zunächst in einem Lehrauftrag, ab dem Sommersemester 2001 dann als Vertretungsprofessor.
Professor Bruchhäuser bringt in seinen neuen Aufgabenbereich im Schnittpunkt von Erziehungswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften, dessen Tätigkeitsfeld vor allem in den Studiengängen Wirtschaftspädagogik (Diplomhandelslehrer) sowie im Lehramtsstudiengang Wirtschaft und Verwaltung angesiedelt ist, umfangreiche Erfahrungen seines bisherigen akademischen und beruflichen Werdeganges ein.
Geboren in Kassel, war er nach der Berufsausbildung zum Industriekaufmann zunächst mehrere Jahre in verschiedenen Funktionen in der Industrie tätig. Sein Studium der Wirtschaftswissenschaften sowie der Wirtschaftspädagogik schloss er als Betriebswirt und Diplomhandelslehrer ab. Er absolvierte anschließend das Referendariat und erwarb mit der Zweiten Staatsprüfung die Lehrbefähigung für das Lehramt an beruflichen Schulen. Anschließend war er zunächst als Dezernent für berufliche Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer Kassel tätig, ehe er nach dem Eintritt in den hessischen Schuldienst verschiedene Aufgaben wahrnahm: Neben seiner Tätigkeit im Lehramt wurde er zunächst mit Aufgaben im Bereich der zweiten Ausbildungsphase der Lehrer am Studienseminar für das Lehramt an beruflichen Schulen in Kassel betraut, ehe er jeweils mehrjährige Funktionen als Studiendirektor und stellvertretender Leiter eines beruflichen Schulzentrums in Nordhessen sowie im Bereich der Oberen Schulaufsicht beim Regierungspräsidenten in Kassel wahrnahm. Neben diesen umfassenden Aufgaben und Erfahrungen im Bereich von Schulorganisation, Schulentwicklung sowie der Verbindung von theoretischer und praktischer Didaktik erstreckte sich die Aktivität von Prof. Bruchhäuser auf ein vielfältiges Engagement im Bereich der kaufmännischen Aus- und Weiterbildung, der Lehrerbildung sowie einer Tätigkeit als Vorsitzender des Prüfungsausschusses für kaufmännische Ausbilderprüfungen in Nordhessen. Nach der Grenzöffnung im Jahre 1989 war er maßgeblich an der Neustrukturierung des beruflichen Schulwesens in Thüringen beteiligt.
Historische Berufsbildung
Das wissenschaftliche Interesse von Professor Bruchhäuser erstreckt sich auf Fragen der Didaktikgenese, Didaktikentwicklung und -gestaltung im Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung. Er gilt als einer der wenigen Experten in Deutschland für den Bereich der kaufmännischen historischen Berufsbildungsforschung. Hierzu promovierte er 1988 mit einer didaktikgeschichtlichen Arbeit an der Universität Hagen (Westfalen) zum Dr. phil., im Jahre 2000 habilitierte ihn die Universität Hamburg aufgrund einer weiteren Untersuchung aus seinem Forschungsgebiet für das Fach Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Vor dem Beginn seiner Tätigkeit in Magdeburg vertrat Prof. Bruchhäuser vier Semester lang die Professur für Berufspädagogik an der Universität Kassel, wo er zuvor bereits mehrere Jahre als Lehrbeauftragter im Nebenamt tätig gewesen war. Er kann auf eine größere Zahl von Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen sowie auf eine umfassende Kongress- und Vortragstätigkeit verweisen. Sein aktuelles Interesse gilt vor dem Hintergrund seiner umfassenden praktischen Erfahrungen sowie seiner didaktikgenetischen Forschungen u. a. der Entwicklung theoriegeleiteter und empiriegestützter curricularer Konstruktionskonzepte.
Prof. Bruchhäuser ist Mitglied diverser Gremien, unter anderem des Bayerischen Staatsinstituts für Schulpädagogik und Bildungsforschung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museum München. Er verbindet seine wissenschaftliche Tätigkeit mit einem kulturpolitischen Engagement sowie der Pflege internationaler Kontakte, insbesondere nach Osteuropa.