Studenten möchten aktiv mitgestalten
Hochschulentwicklung
"Lassen Sie uns die künftigen Hochschulstrukturen aktiv mitgestalten" forderten die Studierendenschaften der Hochschulen Sachsen-Anhalts Mitte Januar 2004 gemeinsam vor der Presse die vom Kultusminister zugesagte Zusammenarbeit ein. Minister Olbertz werfe den Studierenden Kontrahaltung vor, verwehre ihnen aber jede Möglichkeit der Mitwirkung, wie beispielsweise bei der Erarbeitung der Entwürfe für eine neue Hochschulstruktur und ein neues Landeshochschulgesetz (LHG). Die Studenten verweigerten sich nicht klugen Sparvorschlägen unterstrichen Anne Neumann, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Oliver Fricke, Hochschule Harz (FH), und Tom Bruchholz, Hochschule Magdeburg-Stendal (FH). Mit Sinn und Verstand müsse an den richtigen Stellen gespart werden. Durch die gegenwärtigen Pläne entstünde jedoch mit einem minimalen Einspareffekt nachhaltiger Schaden. Über Jahre gewachsene Stukturen und interdisziplinäre Zusammenarbeit werde zerschlagen. Ein Großteil der geforderten Einsparsumme von 30 Millionen Euro könne nur durch die Reduzierung von Personalkosten erbracht werden, die seit Jahresbeginn ja bereits realisiert werde. Das führe zu einer schlechteren personellen Ausstattung der Hochschulen und damit zu schlechteren Studienbedingungen, u.a. durch Verkürzung der Öffnungszeiten von Bibliotheken.
Die Studentenvertreter beklagten den Demokratieverlust im vorliegenden Entwurf zur LHG-Novelle. Das Konzil als Verfassungsgebendes Organ solle abgeschafft werden und im Senat würden die Studierenden ihrer Stimmen beschnitten. Das zu bildende Kuratorium, dem vor allem Nichtmitglieder der jeweiligen Hochschulen angehören, sei ja eigentlich zu begrüßen, da es einen Blick von außen ermögliche, jedoch nicht unter der Maßgabe, dass drei der sieben Mitglieder durch das Kultusministerium benannt werden sollen.
Scharf kritisiert wurden von den Studentenvertretern die Langzeitstudiengebühren, denn oft seien schlechte Studienbedingungen Grund für die Überschreitung der Regelstudienzeit. In Halle beispielsweise könnte nur ein Drittel der 600 in der Pädagogik eingeschriebenen Erstsemestler am vorgeschriebenen Pflichtseminar teilnehmen. Die anderen müssten auf das Los im nächsten Semester hoffen. Zudem kämen noch indirekte Studiengebühren, u.a. für Sprachkurse, Lehr- und Lernmittel oder Labornutzung, hinzu. Letzteres schlage besonders bei ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen zu Buche.
Die Studierenden erhoffen sich, dass von der Anhörung Ende Januar 2004 vor dem Landtagsausschuss für Bildung und Wissenschaft mehr Vorschläge und Ideen aus den Hochschulen Umsetzung finden, als von den Runden Tischen und Arbeitsgruppen, die es bisher gab.