SuperMario & Co sind die Hauptakteure
Deutschlands erster Professor für Computerspiele
Was macht ein Professor für Computerspiele? Den lieben langen Tag am Computer sitzen und spielen! "Das wäre sicher schön, stimmt aber leider nicht", weiß Dr. Maic Masuch. Er ist Juniorprofessor für grafische und interaktive Methoden für Computerspiele am Institut für Simulation und Graphik der Universität Magdeburg. Dort beschäftigt sich seine Arbeitsgruppe mit ganz ernsthafter Forschung. "In unseren Veranstaltungen geht es nicht um das Spiele spielen, sondern um das Spiele entwickeln", erläutert er.
Dazu befasst sich das Team mit Autorenwerkzeugen und innovativen User-Interfaces für interaktive Welten, mit künstlicher Intelligenz und interaktivem Storytelling, mit automatischen Spielverlaufsanalysen sowie mit ungewöhnlichen Spielideen wie beispielsweise Audio-only-Games. Entwickelt werden auch neue visuelle Darstellungsstile, um 3D-Spielegrafiken in Echtzeit wie eine Handskizze oder ein Ölgemälde aussehen zu lassen. "Wir forschen an Systemen, die es gerade nicht-professionellen Nutzern oder Nichtprogrammierern ermöglichen, mit Hilfe intelligenter Interfaces und innovativer Authoring-Umgebungen eigene Medienwelten zu entwerfen. Hieraus entwickeln wir gerade ein 3D-Edutainmentsystem für Kinder." Dieses soll den Kleinen mit einfachen visuellen Programmierbefehlen ein spielerisches Lernen und die Entfaltung ihrer Kreativität in einer speziell für sie angepassten Umgebung ermöglichen.
Dass Kinder ganz gespannt sind zu erfahren, wie ein Computerspiel entsteht, und es am liebsten auch selbst "bauen" würden, erfuhr Professor Masuch während seiner Kindervorlesung "Wie macht man ein Computerspiel?". Gemeinsam mit dem ARD-Tigerentenklub des Südwestfunks bietet die Universität Magdeburg zweimal im Semester für wissensdurstige Knirpse Vorlesungen an. Der Computerspieleprofessor "bastelte" mit seinen kleine Zuhörern in der Vorlesung ein Spiel nach dem "Jump-and-Run"-Prinzip, in dem ein Hai die von Insel zu Insel hüpfende Tigerente fangen sollte.
Seine "großen" Studenten verlassen die Universität nicht etwa mit einem "Master of Computerplaying", sondern als Diplom-Informatiker oder Diplom-Ingenieur Computervisualis-tik. In ihrer Ausbildung kommt es dem gebürtigen Braunschweiger darauf an, ein tiefgreifendes Verständnis davon zu vermitteln, wie Spiele funktionieren, wie sie aufgebaut und programmiert sind, welche soziale und kulturelle Bedeutung Computerspiele haben und welche künstlerischen Gesichtspunkte das Spieledesign umfasst. "Ich glaube, dass ein Spieleentwickler bessere Spiele entwerfen kann, wenn er weiß, warum ein Mensch spielt", meint Maic Masuch. All dem zugrunde liegt natürlich ein gehöriger Anteil an praktischer Programmierung. "Wir verstehen uns eher als Werkzeugentwickler und nicht so sehr als Anwendungsschuler", unterstreicht er.
Aus Bundesmitteln konnte er eine gute Soft- und Hardwareausstattung zusammenstellen. Im Spielelabor sind neben vielen Spielen High-End-PC's und jede Menge aktueller Konsolen zu finden. So können die Magdeburger Spieleforscher und Studierenden auch mal auf Stellen schauen, die für kommerzielle Spieleentwickler nicht sofort vielversprechend sind. Vielleicht aber können sie daraus neue, frische Ideen an die Industrie geben.
Spiele sind hochkomplexe Softwareprojekte, oft mit einer Entwicklungszeit von zwei Jahren und einem weltweiten milliardenschweren Markt. Dennoch haftet ihnen eher der "Fun-Faktor" als der Ruf wissenschaftlich seriöser Arbeit an. Dieses Image zurechtzurücken ist Deutschlands erster Professor für Computerspiele, Maic Masuch, bemüht.
Zur Person
Informatikstudium an der TU Braunschweig, Diplomarbeit über "Symbolische Regression mittels genetischer Programmierung" am Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund der TU, Promotion an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg am Institut für Simulation und Graphik mit einer Arbeit zum Thema "Nichtphotorealistische Visualisierungen: von Bildern zu Animationen", seit Dezember 2002 Juniorprofessor für grafische und interaktive Methoden für Computerspiele an der Fakultät für Informatik in Magdeburg