Menschen in verschiedenen Umwelten
Neue Ausrichtung der Umweltpsychologie und internationale Partner
Die Umweltpsychologie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg hat Ende 2002 durch die Einrichtung einer Juniorprofessur in diesem Bereich Verstärkung bekommen. Seitdem entsteht ein neues Profil, das sich in den intensivierten Lehrveranstaltungen zur Umweltpsychologie ebenso widerspiegelt wie in der forschungsorientierten Vertiefung "Umwelt- und Kulturpsychologie" im Diplomstudiengang Psychologie. Geplant ist die feste Verankerung der Umweltpsychologie als Anwendungsfach in der neuen Prüfungsordnung des Diplomstudiengangs Psychologie und als Studienangebot z.B. für Studiengänge der Sozial- und Geisteswissenschaften, der Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften sowie der Informatik, hier im Bereich der Computervisualistik.
Akteure bei der Gestaltung der Umwelt
Im Rahmen der Umweltpsychologie werden Einstellungen, Erlebensweisen und Handlungen von Menschen im wechselseitigen Zusammenhang und Austausch mit der Umwelt diag-nostiziert, evaluiert und prognostiziert. Diese Umwelt kann natürlicher, gestalteter oder virtueller Art sein. Von besonderem Interesse sind dabei auf der einen Seite die Menschen als Akteure bei der Umweltgestaltung: Sie sind Meinungs- und Entscheidungsträger sowie Umweltgestaltende auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen; ihr Verhalten z.B. im Rahmen gestaltender (als Designer), regelgebender (als Bürgerinnen und Bürger) oder gesetzgebender Tätigkeiten (als Politikerinnen und Politiker) beeinflusst bzw. schafft erst verschiedene Umwelten, in denen die anderen wiederum agieren. Auf der anderen Seite betrachten wir Menschen als von Umweltveränderungen Betroffene: Sie können unter gesundheitsschädlichen Umwelten leiden, sich provoziert fühlen und sich z.B. in Vandalismus oder anderen Formen der Reaktanz dagegen wehren und "gegen"-gestaltend tätig werden. Betroffenheit kann hier auch Positives bedeuten, z.B. eine hohe Lebensqualität in adäquat gestalteten Wohnumwelten oder bessere Arbeitsleis-tung in gut angepassten Arbeitsumwelten. Ziel ist es, ein vertieftes Verständnis von Menschen in Inter- oder gar Transaktionen in verschiedenen Umwelten zu erhalten, Zusammenhänge erklären zu können und die Gestaltung von Umwelten mit psychologischen Mitteln zu unterstützen. Dabei ist es für die an der Universität Magdeburg eingerichtete Umweltpsychologie kennzeichnend, dass sie Umwelten als kulturelle Umwelten betrachtet und deshalb kulturpsychologisch fundiert ist. Inhaltlich beschäftigt sie sich u.a. mit Themen wie "Gestaltung und Nutzung Erneuerbarer Energiesysteme", "Social und Participative Design in Technikgestaltung und Architektur", "Monitoring und Evaluation von baulichen Veränderungen in Wohnquartieren aus sozial- und verhaltenswissenschaftlicher Sicht".
Auf dem Weg zur rationellen Energienutzung
Laufende europäische Projekte beschäftigen sich z.B. mit energienachhaltigen Gemeinschaften (Energy Sustainable Communities, ESC). Dabei werden Gemeinschaften auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung durch erneuerbare Energien ebenso wie bei ihrer rationelleren Energienutzung umweltpsychologisch untersucht und begleitet. Der technischen und teilweise ökonomischen Definition von ESC wird eine sozialwissenschaftliche hinzugefügt. Verschiedene ESC werden europaweit untersucht und gegen Ende der zweijährigen Projektzeit über den Aufbau eines Partnerforums im Internet vernetzt. Das European Renewable Energy Council (E.R.E.C.) koordiniert das Gesamtprojekt, in dem insgesamt neun europäische Partnerinstitutionen technische, politische und organisatorische Aspekte zusammentragen, Erfolgsbeispiele beschreiben und Workshops durchführen. Weitere angewandte Forschungsaufträge erhält die Arbeitsgruppe von europäischen Firmen und Forschungsinstitutionen z.B. zur sozialwissenschaftlichen Untersuchung von gemeinschaftlich genutzten Solarstromanlagen in Griechenland oder zur Versorgung von Berghütten mit erneuerbaren Energien. Das Studienfach bietet eine Basisvorlesung und ein Basisseminar jeweils im Wintersemester an. Diese beiden Veranstaltungen bilden die Grundlage für das Umweltpsychologiestudium an der Universität Magdeburg. Im darauffolgenden Sommersemester werden eine Aufbauvorlesung ebenso wie ein Aufbauseminar angeboten. Diese Vertiefung ermöglicht das Erlernen von speziellen umweltpsychologischen Methoden und die vertiefte Einarbeitung in Spezialgebiete der Umweltschutz- und der ökologischen Psychologie. Studierende, die diese beiden Kurse absolviert haben, erhalten die Gelegenheit, an konkreten Projekten mitzuarbeiten, die im deutschen, europäischen und außereuropäischen Raum durchgeführt werden. Eigene Forschungsarbeiten werden im Rahmen eines speziellen Forschungsseminars begleitet. Betreute Praktika in universitätsnahen Firmen bieten die Abrundung des Spezialstudiums und die Vorbereitung auf die Verbindung von Forschung und Praxis.