Spannungsvoller Kontrast
Kunst am Bau des Planck-Instituts aus 450 Jahre alten Eichenholzpfählen
Im Beisein von Vertretern des Kultusministeriums, der Stadt Magdeburg, des Max-Planck-Instituts für Dynamik komplexer technischer Systeme (MPI), der Universität und vieler weiterer Gäste wurde Anfang März 2004 feierlich die "Kunst am Bau" am Max-Planck-Institut in der Sandtorstraße eingeweiht.
Etwas Einzigartiges
",Kunst am Bau' war von Anfang an Teil des architektonischen Gesamtkonzepts unseres Institutsneubaus", sagte der Geschäftsführende Direktor des Max-Planck-Instituts, Prof. Dr. Kai Sundmacher, zur feierlichen Einweihung des Kunstwerkes. Die Entscheidung fiel für das von Thomas Gatzky, Hochschuldozent an der Fakultät für Maschinenbau der Universität, entworfene und geschaffene Pfahlobjekt. Mit diesem Kunstwerk habe Thomas Gatzky etwas Einmaliges geschaffen, das nicht nur die Mitarbeiter des MPI erfreuen und inspirieren soll, sondern auch durch den im Park in der Nähe der Jerusalembrücke gewählten Aufstellungsort, von allen Magdeburger Bürgern wahrgenommen werden soll, führte Professor Sundmacher aus. Auf diese Weise könne die Kunstlandschaft der Stadt sichtbar bereichert werden. Auch in der Nacht kann das Kunstwerk durch speziell angebrachte Bodenstrahler wahrgenommen werden.
Das aus 23 Eichenholzpfählen bestehende Kunstwerk hat einen engen Bezug zur Landeshauptstadt und seiner (Technik-)Geschichte. Es sind originale Gründungspfähle, die bei Sanierungsarbeiten 2000/01 unter komplizierten Bedingungen an der Zollbrücke aus dem Elbufergrund gezogen wurden. Die Pfähle wurden mit der Kettensäge bearbeitet und an der Oberfläche abgebrannt. Das Alter der Pfähle wird auf ca. 400 bis 450 Jahre geschätzt. Interessant ist dabei die Vorstellung, dass die Eichen zu Lebzeiten Otto von Guerickes bereits kleine Bäume gewesen sein müssen. Genau das war es: Gatzkys Kunstobjekt gibt dem Max-Planck-Institut ein Stück Stadtgeschichte auf eine ebenso moderne wie beinahe mystische Weise. Die Pfähle standen ca. 250 Jahre im Wasser, sie haben eine Länge von bis zu 500 cm und einen mehr oder weniger quadratischen Querschnitt von 28 x 28 cm. Besonders eindrucksvoll sind die handgeschmiedeten vierarmigen Eisenspitzen, die mit jeweils vier Nägeln befestigt sind. Im Foyer des Planck-Instituts führen ein Einzelpfahl und ein Erläuterungsposter in die Geschichte des Holzes ein.
Die gestalterische Grundidee des Kunstwerkes besteht in der "Offenlegung" des bautechnischen Prinzips einer Pfahlgründung. Das was dem Auge bei einer Brückenkonstruktion normalerweise verborgen bleibt, wird zum Anlass für erlebbare Gestaltung und somit zum Erlebnis selbst. Das Kunstobjekt stellt einen spannungsvollen Kontrast zwischen moderner Architektur des Wissenschaftsstandorts am Askanischen Platz und der elbnahen Landschaft dar.
"Holzwerke" hieß die Kunstperformance, die anlässlich der Einweihung zur Uraufführung gebracht wurde: Ein Trialog für Video, Saxophon und Texten. Warnfried Altmann, Dozent für Improvisation und Jazzgeschichte am Institut für Musik, spielte zu dem von Ulrich Arendt, Audiovisuelles Medienzentrum, erstellten Video, das den Fundort der Pfähle, die Bearbeitung und Aufstellung des Kunstwerkes zum Inhalt hat. Zu den "Holzwerken" gehörten auch zwei Gedichte des Magdeburger Schriftstellers Ludwig Schumann. Schumann, Vorsitzender des Vierung Kunstvereins, der die Laudatio hielt, stellte sie unter den Rilke-Spruch "Wer vertraut, besteht ..." Er schlug den Bogen vom Pfahlobjekt zur Stadt, die geprägt ist von historischen Traditionen und innovativem Forschergeist.
"Holzwerke" wird es ab April 2004 auch als DVD und Video geben: Die DVD kann über das Audiovisuelle Medienzentrum der Universität, das Max-Planck-Institut, beim Vierung Kunstverein und im Büro von Vision 24 in der Brandenburger Straße 9 erworben werden.