Stärkere Strukturierung
Graduiertenzentrum gegründet
Stärkere Strukturierung der Promotionsphase
Das Graduiertenzentrum für Qualitative Bildungs- und Sozialforschung (GZBS), das an den Universitäten Halle-Wittenberg und Magdeburg angesiedelt ist, wurde Mitte Januar 2004 offiziell gegründet. Es wird neben den beiden Landesuniversitäten vom Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt und der Hans-Böckler-Stiftung finanziell unterstützt und ist eine in dieser Form bisher bundesweit einzigartige Einrichtung. In Anlehnung an angloamerikanische Vorbilder (graduate school) und anknüpfend an Empfehlungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Wissenschaftsrates zielen die Initiatoren des Graduiertenzentrums auf eine stärkere Strukturierung der Promotionsphase, eine Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den Sozial- und Erziehungswissenschaften und eine Verbesserung der Betreuungs- und Forschungssituation von Doktoranden. Das Graduiertenzentrum bietet durch das begleitende Rahmenprogramm mit Kolloquien, Gastvorträgen, Ringvorlesungen, einer Sommerschule sowie Seminaren eine forschungsorientierte Ausbildung in Methoden der qualitativen Bildungs- und Sozialforschung für den wissenschaftlichen Nachwuchs, aber auch für weitere berufliche Praxisfelder (z.B. Sozialarbeit, Beratung, Coaching) an. Ferner wird den Promovierenden auch der Erwerb von Schlüsselqualifikationen (z.B. Präsentationstechniken, Projekt- und Zeitmanagement) und hochschuldidaktischen Kompetenzen durch die aktive Teilhabe an und Durchführung von Veranstaltungen ermöglicht.
Die Promovierenden am GZBS werden durch eine interdisziplinär zusammengesetzte Gruppe von ausgewiesenen Wissenschaftlern betreut. Zu den Gründungsmitgliedern des Graduiertenzentrums gehören Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger (Sprecher), Prof. Dr. Werner Helsper, Prof. Dr. Ursula Rabe-Kleberg (alle Fachbereich Erziehungswissenschaften) aus Halle und die Magdeburger Kollegen Prof. Dr. Winfried Marotzki (Sprecher), Prof. Dr. Jörg Frommer und Prof. Dr. Fritz Schütze aus der Erziehungswissenschaft, Medizin und Soziologie, die bereits gemeinsame Erfahrungen mit dem seit 1997 von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Promotionskolleg "Biographische Risiken und neue professionelle Herausforderungen" gesammelt haben.
Den Rahmen für die offizielle Eröffnung des Graduiertenzentrums bot der bereits zum siebten Mal stattfindende "Bundesweite Workshop für Qualitative Bildungs- und Sozialforschung" in Magdeburg, an dem über 250 Nachwuchswissenschaftler aus der Bundesrepublik sowie aus der Schweiz, Österreich und Luxemburg teilnahmen. Hier wird seit Jahren eine Form des "forschenden Lernens" in kommunikativen und egalitären Arrangements praktiziert, wie sie auch für die Arbeit und Forschung der Beteiligten am GZBS leitend sein wird.
Erfolgreiche Kooperation
In ihren Grußworten hoben Dr. Joachim Welz, Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Reinhard Neubert, Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Halle-Wittenberg, und Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, Rektor der Universität Magdeburg, insbesondere den Gewinn für die Forschungslandschaft Sachsen-Anhalt sowie die erfolgreiche Kooperation zwischen den beiden Landesuniversitäten beim Projekt "Graduiertenzentrum" hervor. Ihr kritischer Appell richtete sich an die Landesregierung: Angesichts solcher Bemühungen um wissenschaftliche Nachwuchsförderung sei eine Streichung der Mittel für die Landesgraduiertenförderung eindeutig ein falsches Signal. (A.d.R. – Inzwischen hat das Kultusministerium seine Pläne revidiert und Mittel für die weitere Graduiertenförderung bereitgestellt.) Uwe-Dieter Steppuhn, Leiter der Abteilung Studienförderung der Hans-Böckler-Stiftung, hob die positiven Erfahrungen der Stiftung mit der Förderung von Doktoranden im Rahmen von Promotionskollegs hervor, die das Einzelkämpfertum überwinden helfen und kontinuierliche Arbeits- und Diskussionszusammenhänge schaffen würden. Eine logische Folge sei der Aufbau von dauerhaften Einrichtungen, wie Graduiertenzentren und Graduate Schools, die die Hans-Böckler-Stiftung mit der Bereitstellung von Promotionsstipendien unterstützt. Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Ulrich Oevermann von der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, einer der wichtigsten Vertreter qualitativer Forschung in der Bundesrepublik.