Auf der Suche nach Wissenspromotoren
Aktuelles Wissen finden, aktiv weiterleiten und Experten vernetzen
Wissen ist zur bestimmenden Ressource in der Wirtschaft geworden. Seit mehreren Jahren wird versucht, durch Wissensmanagement schneller an neues Wissen zu kommen und Wissen besser zu speichern. Dabei konzentrierten sich Unternehmen bislang stärker auf die Bestandssicherung von Wissen mit Hilfe moderner Technik wie Datenbanken oder Suchsysteme. Wissen ist jedoch keine feste Größe, sondern ständig im Fluss und immer an das wichtigste Kapital gebunden, das Unternehmen haben: ihre Mitarbeiter.
Das Wissen in den Köpfen
Um im verschärften Wettbewerb zu bestehen und immer wieder neue Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können, benötigen Unternehmen ständig neues Wissen. Und dieses entsteht in den Köpfen von kreativen Fachexperten. Solange es jedoch dort verbleibt, führt es noch nicht zur Entstehung neuer innovativer Produkte. Die entscheidende Frage ist also, wie komme ich an das Wissen und wie können aus Ideen neue Produkte werden? Die Lösung erscheint auf den ersten Blick einfach: Kreative Köpfe müssen zusammengeführt werden, um durch den Austausch ihrer Ideen neues Wissen aufzubauen. Wie und wo findet man nun diese Fachexperten im Unternehmen? Wer weiß, wer was weiß? Im Rahmen des Projektes Inno-how haben wir versucht, die Mitarbeiter in Unternehmen zu finden, die wissen, wer was im Unternehmen weiß. Unsere Forschungen konzentrierten sich dabei besonders auf die Bereiche der Forschung und Produktentwicklung im Unternehmen, wo neues Wissen am meisten und am schnellsten benötigt wird. Wir haben dort nach Personen gesucht, die fast immer die aktuellen Trends der Branche kennen, die von anderen Mitarbeitern oft um Rat gefragt werden und die Experten im Unternehmen kennen. Diese Personen, die aktuelles Wissen finden, aktiv weitergeben und Experten untereinander vernetzen, bezeichnen wir als Wissenspromotoren.
Besondere Bedeutung haben Wissenspromotoren für Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Bei unseren Untersuchungen zu Beginn von Inno-how konnten wir feststellen, dass Projekte zum Aufbau von Wissensinseln neigen. Oftmals geht das im Laufe der Projekte aufgebaute Wissen nach deren Abschluss verloren. Folgeprojekte mit ähnlicher Problemstellung können somit nicht auf das Wissen abgeschlossener Projekte zurück greifen. Außerdem stellten wir fest, dass sich die einzelnen Projektteams selten oder gar nicht untereinander austauschen. Die Folge sind Doppelentwicklungen, Wiederholungsfehler und Zeitverzögerungen bei der Produktentwicklung. Wissenspromotoren können hier Abhilfe schaffen. Sie übernehmen als Wissens-Dienstleister wissensintensive, projektübergreifende Aufgaben und entlasten auf diese Weise die einzelnen Projekte. Wie eine Art menschliche Suchmaschine versorgen sie mehrere Projekte mit aktuellen Informationen, vergleichen Lösungswege und führen bei Bedarf die Experten unterschiedlicher Projekte zusammen.
Im Laufe des Projektes Inno-how konnten wir verschiedene Typen von Wissenspromotoren wie Technologieexperten oder Methoden-Multiplikatoren bei unseren Industriepartnern ausmachen und ihre Funktion und Aufgaben beschreiben. Über einige Beispiele von Wissenspromotoren werden wir demnächst im Uni-Report berichten.
Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt "Inno-how. Wissensmanagement in der Produktentwicklung" wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb des Rahmenkonzeptes "Forschung für die Produktion von morgen" gefördert und vom Projektträger des BMBF für Produktion und Fertigungstechnologien (PFT), Forschungszentrum Karlsruhe, betreut. Inno-how ist ein Verbundprojekt des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Magdeburg (Projektleitung), des Instituts für Berufs- und Betriebspädagogik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, der Core Business Development GmbH Berlin und fünf Industriepartnern.