Ein Stück universitäre Selbstverwaltung geht zu Ende
Ein letztes Mal gab der Rektor vor dem Konzil den Rechenschaftsbericht
Ein Stück Universitätsgeschichte ging mit dieser, der letzten Sitzung des Konzils an der Otto-von-Guericke-Universität zu Ende. Mit der Verkündung des im April 2004 vom Landtag beschlossenen Landeshochschulgesetzes ist das Selbstverwaltungsorgan Konzil an den Hochschulen und Universitäten des Landes aufgelöst.
Student hatte Vorsitz
In der spannenden Zeit nach der politischen Wende in der DDR tagte es oft über viele Stunden und war zeitweise mit 346 stimmberechtigten Mitgliedern besetzt. In dieser aufregenden Zeit hatte gar ein Student den Vorsitz des Konzilvorstandes inne – Etienne Emmerich. Er war zur letzten Sitzung des Konzils eingeladen, leider aber verhindert. In einer E-Mail an den Rektor schrieb er: "Als Student habe ich ja noch die ,Umbenennung' von TH in TU miterlebt, später dann von TU in U. Nicht zu vergessen aber ist auch die Zeit, in der wir manchmal um die Existenz der (Technischen) Universität Magdeburg bangen mussten, die Zeit der Umgestaltung und Neustrukturierung, des Personalabbaus ... Vom Senat hoffe ich, dass er die Aufgaben, die das Konzil hatte, ernst nimmt und, wenn auch in anderer Weise, wahrnimmt: Es ging nie nur um die Wahl von Rektor und Prorektoren. Ich erinnere an das Konzil als ein wichtiges Forum der Meinungsbildung, als ein Forum des gemeinsamen (oftmals über Statusgruppen hinweg) Gestaltens, des Vorantreibens einer gemeinsamen Idee."
Auch der Rektor mahnte in seinen abschließenden Worten an, dass ein Maß an Transparenz und Partizipation von und an Gremienentscheidungen gewahrt werden müsse.
Der Vorsitzende des Konzilvorstandes, Dr. Joachim Köhler, bedankte sich bei allen Mitgliedern des Konzils, den Vorstandsmitgliedern und den ehemaligen Vorsitzenden des Konzilvorstandes für ihre engagierte Arbeit in den zurückliegenden 14 Jahren.
Positive Entwicklung
Ein letztes Mal gab der Rektor vor dem Konzil seinen Rechenschaftsbericht. Er blickte auf ein Jubiläumsjahr zurück und erinnerte an das Eröffnungsfest auf dem Platz vor der neuen Bibliothek mit einer Lichtshow, an die Präsentation "Uni am Markt", an die Festwoche mit interessanten Vorträgen, dem Festakt sowie dem Jubiläumsball, an viele Festveranstaltungen in den Fakultäten, an die Festschrift, das Sonderheft des Magdeburger Wissenschaftsjournals und die vielen anderen Veranstaltungen an der Universität, die im Zeichen des Jubiläums "50 Jahre Hochschulstandort – 10 Jahre Otto-von-Guericke-Universität" der Magdeburger Alma Mater standen.
Ungeachtet des politischen Wirbels um die sachsen-anhaltische Hochschullandschaft hat sich die Zahl der Studierenden im zurückliegenden Jahr positiv entwickelt. Zum Wintersemester 2003/2004 konnten rund 3200 neue Studierende immatrikuliert werden. Besonders erfreulich sei der Zuwachs an Studierenden in den profilgebenden Fakultäten wie Maschinenbau, Verfahrens- und Systemtechnik sowie Elektrotechnik und Informationstechnik. Ein Durchbruch sei in den Fakultäten bei der Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge erreicht. Hier gäbe es bereits zahlreiche Bemühungen, die Studienangebote durch Modularisierung dem neuen System inhaltlich und formal anzupassen.
Mit Blick auf die Forschung konnte der Rektor auf eine zehnprozentige Steigerung des Drittmittelaufkommens verweisen. Zudem machte er auf die postitive Entwicklung bei der Schwerpunktbildung aufmerksam und informierte, das ein neuer Forschungsschwerpunkt "Dynamische Systeme" auf dem Weg sei. Die Berufungsbilanz bewertete er als positiv, konnten doch im vergangenen Jahr 14 Neuberufungen ausgesprochen und zwei Juniorprofessoren gewonnen werden.
Für den Bereich der praktischen Forschung erwähnte er die beiden Experimentierstätten ZENIT und Experimentelle Fabrik, die sieben An-Institute der Universität, die Beteiligung an drei Inno-Regio-Projekten sowie das Interaktionszentrum Entrepreneurship.
Sehr erfreut berichtete der Rektor von der äußerlichen Veränderung der Campuses. Sie seien signifikant schöner, nutzbarer und funktionaler geworden. Nach langer Bauzeit konnte im vergangenen Jahr die Sanierung des Gebäudes 16 abgeschlossen werden. Die neue Universitätsbibliothek wurde eingeweiht und der erste Bauabschnitt des Hauses 60 für die Bereiche Chirurgie, Teile Innere Medizin sowie Neuromedizin auf dem Campus der Medizinischen Fakultät konnte an Patienten und Ärzte übergeben werden. Nicht zuletzt laden nun die neugestalteten Außenanlagen des Haupteinganges der Medizinischen Fakultät, vor der Universitätsbibliothek oder im Berich des Haupteinganges zum Campus am Universitätsplatz zum Verweilen ein.
Dank für Engagement
Besonders machte Professor Pollmann auf den im vergangenen Jahr abgeschlossenen Tarifvertrag zur Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich aufmerksam. Diese Regelungen erforderten viel Engagement und Einsatzbereitschaft, wofür er sich bei allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Universität ganz herzlich bedankte.
Im letzten Absatz seines Berichts ging der Rektor auf die aktuelle Situation der Hochschulstrukturentwicklung ein. Er informierte darüber, das ein Dritel des bis 2006 zu erbringenden Kürzungsvolumens durch die bereits erwähnte Tarifregelung realisiert werden kann. Ein weiteres Drittel ist durch Sturkturentscheidungen zu erreichen. Offen bleibe die Umsetzung zur Einsparung des letzten Drittels.
Auf das vom Landtag beschlossene neue Landeshochschulgesetz (LHG) eingehend, meinte der Rektor, das Gesetz bringe eine Reihe von Verbesserungen, bringe aber auch eine Reihe von Verschlechterungen, beispielsweise sei die mit dem LHG angestrebte Autonomie der Hochschulen eher skeptisch zu betrachten.
Als wichtige anstehende Aufgabe nannte der Rektor die Anpassung der Grundordnung an das neue Gesetz. Danach könnten, wie vom Senat empfohlen, Ende des Jahres allgemeine Gremienwahlen stattfinden.
Neben dem Bericht des Rektors wies die Tagesordnung auch eine Information über den Stand der Strukturplanung an der Medizinischen Fakultät aus, die Dekan Prof. Dr. Albert Roessner gab. Er verwies darauf, dass die gegenwärtigen Neustrukturierungsprozesse der hochschulmedizinischen Einrichtungen nicht nur in Sachsen-Anhalt laufen, sondern im gesamten Bundesgebiet. Da Sachen-Anhalt als ein sehr kleines Bundesland gleich zwei Universitätsklinika und Medizinische Fakultäten habe, gestalte sich jedoch hier die Ausgangssituation viel schwieriger. Zur Analyse der Lage im Lande und zur Findung möglicher Entwicklungsstrategien wurde eine Kommission gebildet, die vor allem der Frage nachgehen sollte, kann sich Sachsen-Anhalt zwei hochschulmedizinische Einrichtungen leisten? Die Hochschulmedizin verbrauche einen relativ hohen Anteil am Wissenschaftshaushalt, so Dekan Roessner. Beide Fakultäten leisteten sich gegenwärtig einen Stellenplan, der künftig nicht mehr finanzierbar sei. So wurde seitens der Fakultät ein Konzept erarbeitet, mittel- und langfristig den Stellenplan u.a. um 15 Professuren zu reduzieren. Dies seien, unterstrich Professor Roessner, sehr schwere Entscheidungen gewesen. Die gebildete Kommission sprach sich für den Erhalt beider Universitätsklinika aus. Jedoch sollten sie künftig eine neue Rechtsform erhalten und Anstalten öffentlichen Rechts werden. Abstimmungen mit dem Universitätsklinikum in Halle dazu werde es geben. Die derzeitige Form der Landesbetriebe sei nicht mehr zeitgemäß. Gearbeitet wird gegenwärtig an einem Gesetz zu den Medizinischen Fakultäten und Universitätsklinika, deren Situation eng miteinander verknüpft sind. Der Dekan äußerte sich zuversichtlich, dass dieses Gesetz zum Januar 2005 zum tragen kommen könnte und das Universitätsklinikum als Anstalt öffentlichen Rechts seinen Betreib aufnehmen kann.