25 Jahre Fehlbildungserfassung

21.05.2004 -  

Ehrung für Kinderarzt und Humangenetiker Prof. Steinbicker

Mit einem Symposium zum Thema "25 Jahre Fehlbildungserfassung in Sachsen-Anhalt" wurde der langjährige Leiter des Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt an der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Volker Steinbicker, Mitte April 2004 in den Ruhestand verabschiedet. Der Jubilar hat in den vergangenen Jahrzehnten den Bereich Fehlbildungserfassung aufgebaut und die Entwicklung des Fachgebietes Humangenetik in Magdeburg entscheidend geprägt. Die Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes, Bärbel Freudenberg-Pilster, dankte Professor Steinbicker für sein engagiertes Wirken.

Wesentlicher Initiator

Prof. Dr. med. habil. Volker Steinbicker ist Facharzt für Kinderheilkunde und Facharzt für Humangenetik. Nach einer mehrjährigen Tätigkeit als Kinderarzt nach seinem Medizinstudium in Halle leitete er von 1973 bis 1993 die Abteilung Humangenetik der Kinderklinik der Medizinischen Akademie Magdeburg. In dieser Zeit war er wesentlicher Initiator beim Aufbau eines Registers zur Erfassung von Fehlbildungen bei Neugeborenen in der Stadt Magdeburg. Die Anregung dazu kam aus Ungarn, wo Mitte der siebziger Jahre ein landesweites Fehlbildungsregister etabliert worden war. In Magdeburg erfolgte die Meldung der Daten durch die Kliniken auf der Basis der Freiwilligkeit. In den darauffolgenden Jahren wurden nach und nach die einzelnen Landkreise des ehemaligen Bezirkes Magdeburg mit einbezogen. Hauptsächliches Anliegen dieser Datenerfassung war und ist es bis heute, den Einfluss einer verbesserten medizinischen Betreuung, z. B. der vorgeburtlichen Diagnostik, zu prüfen und eine hohe Wirksamkeit fehlbildungsvorbeugender Maßnahmen zu erreichen. Auch die Ursachenforschung nimmt einen breiten Raum ein. Professor Steinbicker: "Wir wissen heute, dass nicht nur Virusinfektionen, sondern auch radioaktive Strahlen und chronische Erkrankungen der Mutter, wie Epilepsie oder Diabetes mellitus, zu Schäden des Kindes führen können und spätestens seit der Contergan-Affäre von 1958 bis 1962 wurde deutlich, dass Medikamente und damit chemische Verbindungen überhaupt die fetale und embryonale Entwicklung beeinflussen können."

Nach der politischen Wende in der DDR gab es auch in diesem Bereich strukturelle Veränderungen. Mit großem Engagement hat sich Prof. Steinbicker in dieser Zeit für die Fortführung des Erfassungssystems eingesetzt. Dafür galt es, Partner und Befürworter des Konzepts zu finden. Seit Anfang der neunziger Jahre wurde die Arbeit des Fehlbildungsregisters durch das für Wissenschaft in Sachsen-Anhalt zuständige Ministerium unterstützt. Das heutige Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt wird seit 1995 vom Gesundheitsministerium des Landes finanziert. Der jährlich herausgegebene Bericht ist Bestandteil der Gesundheitsberichterstattung Sachsen-Anhalts.

Außer einer Arbeitsgruppe an der Universitätskinderklinik Mainz und dem Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt erfassen in der Bundesrepublik derzeit keine weiteren Einrichtungen angeborene Fehlbildungen und Anomalien. Im Unterschied dazu entstanden in vielen europäischen und außereuropäischen Ländern nach dem Contergan-Ereignis Erfassungssysteme für angeborene Anomalien, aus denen sich internationale Registersysteme, wie EUROCAT (European Registration of Congenital Anomalies and Twins) und das ICBDM (International Clearinghouse for Birth Defects Monitoring Systems) entwickelten. Das Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt ist an beiden Projekten beteiligt.

Letzte Änderung: 21.05.2004 - Ansprechpartner: Webmaster