Von Orakeln, Sportwettkämpfen und schöner Kunst

21.05.2004 -  

Mit Otto-von-Guericke-Vorlesung zu Olympia im Wandel der Zeiten neuen Hörsaal eingeweiht

Die Olympiade führt in diesem Sommer Athleten aus aller Welt ins Land der antiken Wettkampfspiele – nach Griechenland, nach Athen. Ein Ereigniss, dass alle Sportbegeisterten in seinen Bann zieht, so auch die der Universität und der Landeshauptstadt Magdeburg, aus deren Mitte Spitzensportler bei Olympia 2004 mit am Start sein werden. So wundert es nicht, dass die 17. Otto-von-Guericke-Vorlesung, in der Prof. Dr. Ulrich Sinn, Inhaber des Lehrstuhls für Klassische Archäologie und Vizepräsident der Universität Würzburg, "Olympia – Das antike Fest im Wandel der Zeiten" vorstellte, vom olympischen Gedanken an Athen 2004, aber auch schon an Leipzig 2012 getragen war.

Leipzig unterstützen

Die Angehörigen der Universität unterstüzten mit ganzem Herzen die Bewerbung Leipzigs als Austragungsort der olympischen Spiele 2012, betonte Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann zur Einführung in die Vorlesung, die seit 1995, von der NORD/LB Mitteldeutsche Landesbank gefördert, halbjährlich renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen zu Vorträgen an unsere Universität führt. Und er freute sich, mit dieser Guericke-Vorlesung auch den neuen Hörsaal 1 im umgebauten ehemaligen Freihandbereich der alten Universitätsbibliothek im Gebäude 29 einweihen zu können. Viele hätten nicht geglaubt, dass in nur sechs Monaten Bauzeit dieser nun größte Hörsaal der Universität, finanziert aus Bundes- und Landesmitteln, entstehen würde.

Olympia könne eigentlich gar nicht als Wiege des antiken Wettkampfsports betrachtet werden, eröffente Professor Sinn dem zuhörenden Auditorium. Zahlreiche andere griechische Städte der Antike wie beispielsweise Delphi oder Athen hätten eine viel ältere Wettkampftradition. Und doch erlangte Olympia den größten Ruhm.

Olympia war eine Orakelstätte, deren Seher aus der Asche von heiligen Feuern Zeichen in Kriegsangelegenheiten deuteten und den Kriegsherren am Rande der Kriegsschauplätze Rat gaben, u.a. zur Kolonisierung von Süditalien. Die in die Ferne gegangenen Griechen trafen sich später dann regelmäßig in Olympia mit Verwandten und Freunden, die in der Heimat geblieben waren. Dieser Umstand machte Olympia auch für Athleten interessant, boten doch die vielen Besucher der Orakelstätte die ideale Kullisse, um sich in ihren Wettkämpfen zu präsentieren. Eine bei Ausgrabungen in der Kult- und Wettkampfstätte gefundene Bronzeplatte aus dem 4. Jahrhundert nach Christus mit zahlreichen eingravierten Schriftzügen gibt Auskunft über Olympiasieger, Herkunftsorte der Athleten und Wettkämpfe. Besonders beliebt waren Pferderennen und schwerathletische Disziplinen wie Faustkampf oder Allkampf, Laufwettbewerbe und der Fünfkampf, zu dem u.a. Diskuswurf, Speerwurf oder Weitsprung gehörten.

Mit den Heimttreffen der "Auslandsgriechen" und der Durchführung der sportlichen Wettkämpfe gewann Olympia auch große Bedeutung als Marktplatz und Handelsstätte, aber auch als Stätte von Kunst und Kultur. Dort trafen sich Philosophen zu Disputen, brachten Maler ihre Bilder zu Ausstellungen, lasen Schriftsteller aus ihren Werken, arbeiteten Bildhauer. Der römische Kaiser Nero war in Olympia ein geachteter Mann, der zahlreiche Bauwerke errichten lies. Die "Auslandsgriechen" stifteten prächtige Schatzhäuser und viele andere Gaben; Wirtshäuser, Herbergen und Wettkampfstätten entstanden – auf dem neuesten Stand der Technik, wie eine Unterbodenheizung in einem Badehaus, gebaut von einem Ingenieur aus Neapel, belegt. Altertumsgeschichte sei eben immer auch ein Ausflug in die Technikgeschichte, machte Professor Sinn aufmerksam.

Obwohl die olympischen Seher Rat in Kriegsangelegenheiten gaben und der Kriegsgott Zeus in Olympia verehrt wurde, war während der Spiele Friedenspflicht vereinbart. Die Athleten stellten sich ihren Gegnern im sportlichen Wettkampf. Vergaßen sie dabei die Fairness, so kam es auch schon mal vor, dass ihnen der Sieg aberkannt wurde. Für die Berufssportler war es ein Makel in ihrer Karriere, bei den olympischen Wettkämpfen verloren zu haben. Zudem winkten ihnen bei Sieg als Prämie u.a. Verkaufsrechte für eine nicht geringe Menge Olivenöls, ein zu damaliger Zeit ausgesprochen wertvolles Handelsgut.

Erdbeben und Überschwemmungen suchten die Gegend um Olympia immer wieder heim. Zusätzlich noch geplagt von einer Pestwelle gaben die Einwohner im 7. Jahrhundert nach Christus die Siedlung Olympia auf.

Letzte Änderung: 21.05.2004 - Ansprechpartner: Webmaster