Der Berliner liebt Musike
Schwoof mit Herz und Schnauze im „Waschfass"
In Sachen Kleinkunst ist die Kneipe "Zum Waschfass" in Magdeburg inzwischen eine allererste Adresse geworden. Das Magdeburger musikalische Ur-Gestein Manfred Herbst, Dozent mit Lehrauftrag für das Fach Musical am Institut für Musik unserer Universität, hat die Kneipe Am Kröckentor als einen idealen Ort für die intime Begegnung zwischen Künstlern und Publikum entdeckt. Die musikalische Revue Der Berliner liebt Musike mit dem jungen Ensemble "singSang – klingKlang" bestätigt dies wieder einmal nachdrücklich. Vier Studenten und junge Absolventen des Instituts für Musik präsentieren in einer mitreißenden Revue über 40 Lieder, Couplets, Moritaten, Operettenschnulzen und Gassenhauer aus Alt-Berlin. Operette, musikalisches Lustspiel, Filmmusiken und
Revueschlager von Walter Kollo bis Paul Linke werden von Sabine Münz, Robert Schönborn, Steffi Petraschek und Matthias Krizek in tollen Kostümen und mit szenischem Pfiff auf das kleine Podium hautnah am Publikum (und auch mal auf den Schoß so manchen Zuschauers) mit Herz und Schnauze, ganz viel Stimme und noch mehr ansteckend guter Laune interpretiert.
Im blitzschnellen Wechsel, optisch und schauspielerisch von verblüffender Wandlungsfähigkeit, schlüpfen die Akteure in die Rollen der Berliner "Orjinale": Wachtmeister Pachulke (Robert Schönborn), Schieber-Maxe (Matthias Krizek), "Berliner Pflanze" Rieke (Sabine Münz) und Gigerl-Königin (Steffi Petraschek). Und das alles mit Berliner Schnoddrigkeit und kessem Humor und manchmal sind die Figuren ganz wie aus Heinrich Zilles "Milljöh".
Manfred Herbst, der mit Zickenschulzes Hochzeit in Bernau den hinreißend interpretierten Moritaten-Klassiker selbst beisteuert, hat nichts an Evergreens und bekannten Ohrwürmern aus den 20er und 30er Jahren in dieser Revue ausgelassen, lässt selbst Frau Luna erscheinen. Fesche Mädchels, Leutnants vom Garderegiment, der kesse Schusterjunge und die Nutten vom Alexanderplatz mit ihren Liedern zum Mitsingen und Mitklatschen marschieren auf. Dabei beeindrucken die vier jungen Künstler nicht nur durch ihren Gesang, sondern vor allen auch durch ihr schauspielerisches Talent in den schnoddrig-frechen, ganz "berlinerischen" Szenen rund um die Alt-Berliner "Orjinale". Das Publikum stimmte klatschend in so manche "Schnulze mit Herz" lauthals mit ein. Jung und Alt amüsierten sich in der Kulturkneipe "Zum Waschfass" jedenfalls "wie Bolle ..."
Dr. Herbert Henning